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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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versuchen muss. Jeder Aktionär, Konkurrent und sogar die Gewerbeaufsicht vermag Einblick in jeden Bereich meiner Geschäftstätigkeit zu nehmen. Sie kennen mein Blatt schon, bevor ich noch die erste Karte gespielt habe. Das ist kein gutes Gefühl.«
    »Aber du könntest den Spieß umdrehen«, sagte Bobby. »Ich habe Artikel gelesen, in denen die neue offene Buchführung gepriesen wird. Wenn man der Kontrolle durch die Mitarbeiter unterliegt, ist man rechenschaftspflichtig. Dann ist man auch für konstruktive Kritik empfänglicher und macht weniger Fehler…«
    Die Wirtschaftswissenschaftler argumentierten, Offenheit sei in vielerlei Hinsicht vorteilhaft fürs Geschäft. Wenn keine Partei über ein Informationsmonopol verfügte, bestanden bessere Aussichten für den Abschluss eines gegebenen Geschäfts: Besaß jede Seite Informationen über die wahren Kosten, war nur ein maßvoller Profit akzeptabel. Ein besserer Informationsfluss bedingte einen freieren Wettbewerb, sodass Monopole, Kartelle und andere wettbewerbsverzerrende Einflussgrößen ihre Aktivitäten nicht mehr aufrechtzuerhalten vermochten. Mit offenen und buchungspflichtigen Geldströmen wurde es Verbrechern und Terroristen verwehrt, Schwarzgeld beiseite zu schaffen… Und was nicht sonst noch alles.
    »Mein Gott«, knurrte Hiram. »Wenn ich einen solchen Schrott höre, wünschte ich mir, ich würde Management-Ratgeber verkaufen. Dann hätte ich mir schon längst ’ne goldene Nase verdient. Nur dass wir hier nicht in einem betriebswirtschaftlichen Proseminar sitzen.
    Ich erkenne Parallelen zu den Urheberrechtsgesetzen beim Aufkommen des Internets. Erinnerst du dich…? Nein, dazu bist du zu jung.Die Globale Informations-Infrastruktur – das rechtliche Konstrukt, das die Berner Übereinkunft * ersetzen sollte –, ist schon im ersten Jahrzehnt des einundzwanzigsten Jahrhunderts zusammengebrochen. Eine Flut unredigierten Mülls brach übers Internet herein. Jedes verdammte Verlagshaus musste dichtmachen, und die Schriftsteller ließen sich zu Programmierern umschulen. Nur aus dem Grund, weil die Leistungen, mit denen sie bisher ihre Brötchen verdient hatten, plötzlich umsonst waren.
    Nun erleben wir eine Neuauflage der damaligen Vorgänge. Es gibt eine mächtige Technologie, die eine Informations-Revolution und eine neue Offenheit auslöst. Das kollidiert aber mit den Interessen der Leute, die diese Informationen überhaupt erst erzeugt, beziehungsweise auf deren Grundlage Wertschöpfung erzielt hatten. Ich vermag nur von dem zu profitieren, was OurWorld produziert, und das hängt wiederum hauptsächlich von geistigen Urheberrechten ab. Nur dass die einschlägigen Gesetze bald nicht mehr durchsetzbar sein werden.«
    »Papa, jeder ist davon betroffen.«
    Hiram schnaubte. »Vielleicht. Aber nicht jeder wird davon profitieren. In jedem Vorstandszimmer dieser Stadt finden Intrigen und Machtkämpfe statt. Ich muss es wissen – schließlich habe ich die meisten verfolgt. Genauso wie man mich beobachtet hat. Was ich damit sagen will, ist, dass meine Situation sich grundlegend verändert hat. Und ich brauche dich an meiner Seite.«
    »Papa, ich muss erst wieder einen klaren Kopf bekommen.«
    »Vergiss Heather. Ich sage dir, du wirst dich nur verletzt fühlen.«
    Bobby schüttelte den Kopf. »Wenn du an meiner Stelle wärst, würdest du sie dann nicht auch sehen wollen? Wärst du denn nicht neugierig?«
    »Nein«, sagte er. »Ich selbst bin nie nach Uganda zurückgegangen, um die Familie meines Vaters zu finden. Und habe das nie bedauert. Nicht einmal. Welchen Sinn hätte das auch gehabt? Ich musste mir ein eigenes Leben aufbauen. Was vorbei ist, ist vorbei. Es hat überhaupt keinen Zweck, in der Vergangenheit herumzuwühlen.« Er schaute herausfordernd nach oben. »Und ihr Blutsauger, die ihr an weiteren Exposees über Hiram Patterson arbeitet, könnt das gleich notieren.«
    Bobby erhob sich. »Wenn es zu sehr schmerzt, kann ich einfach den Schalter umlegen, den du mir im Kopf eingebaut hast, nicht wahr?«
    Hiram wirkte bekümmert. »Vergiss nur nicht, wer deine wahre Familie ist, mein Sohn.«
     
    Ein Mädchen stand an der Tür. Sie war schlank und ging ihm gerade bis zur Schulter. Bekleidet war sie mit einem xenonblauen Umhang mit schrillen Pink Lincoln-Motiven. Sie schaute Bobby unfreundlich an.
    »Ich kenne dich«, sagte er. »Du bist Mary.« Heathers Tochter aus zweiter Ehe. Noch ein Halbgeschwister, von dessen Existenz er zufällig erfahren hatte. Sie sah

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