Das Licht ferner Tage
vor langer Zeit getan habe. Und mit dem mein Mann und meine Tochter nichts zu tun hatten. Trotzdem waren sie denselben gnadenlosen Blicken ausgesetzt. Und Desmond…«
»Es tut mir Leid.«
Sie senkte den Blick. Ihre Teetasse zitterte und klirrte leise auf der Untertasse. »Mir tut es auch Leid. Ich wollte dich nicht sehen, um dich runterzuziehen.«
»Keine Sorge. Mir ging es vorher schon schlecht. Und ich habe dir die Meute auf den Hals gehetzt. Ich war selbstsüchtig.«
Sie rang sich ein Lächeln ab. »Sie waren schon lange hier.« Sie fuchtelte in der Luft herum. »Manchmal stelle ich mir vor, ich sei imstande, die Beobachter wie Insekten mit der Fliegenklatsche zu erledigen. Aber ich glaube nicht, dass das etwas bringen würde. Ich freue mich, dass du gekommen bist, auch wenn die Umstände nicht gerade erfreulich sind… Möchtest du noch etwas Tee?«
… Sie hatte braune Augen.
Erst auf der langen Rückfahrt nach Cedar City kam dieser banale Sachverhalt ihm wieder in den Sinn.
»Suchmaschine!« rief er. »Genetische Grundlagen. Dominante und rezessive Gene. Zum Beispiel: Blaue Augen sind rezessiv, braune dominant. Wenn der Vater also blaue Augen hat und die Mutter braune, dann müsste das Kind…«
»Braune Augen haben? Ganz so einfach ist es nicht, Bobby. Wenn die Chromosomen der Mutter ein Blaue-Augen-Gen tragen, dann werden ein paar der Kinder auch blaue Augen bekommen.«
»Blau-Blau vom Vater; Blau-Braun von der Mutter. Vier Kombinationen…«
»Ja. Also wird eins von vier Kindern blaue Augen haben.«
»Hmm… Ich habe blaue Augen«, sagte er sich. »Heather hat braune.«
Die Suchmaschine war intelligent genug, die eigentliche Frage zu extrapolieren. »Ich habe keine Informationen über Heathers genetische Herkunft, Bobby. Wenn Sie wollen, kann ich das aber herausfinden…«
»Schon gut. Danke.«
Er lehnte sich auf dem Sitz zurück. Ohne Zweifel war das eine dumme Frage. Heather musste blaue Augen in ihrem Stammbaum haben.
Ohne Zweifel.
Das Fahrzeug raste durch die finstere Nacht.
2
LICHTJAHRE
Hiram wanderte in Davids Zimmer hin und her. Seine Silhouette hob sich im Panoramafenster gegen die nächtliche Skyline von Seattle ab. Er griff sich ein zufällig herumliegendes Stück Papier, eine verblichene Fotokopie, und las laut die Beschriftung: »›Lorentz’sche Wurmlöcher aus dem gravitationsgequetschten Vakuum.‹ Noch so eine Theorie, mit der man sich die Gehirnwindungen verrenkt?«
David saß verärgert auf dem Sofa. Er fühlte sich durch die Stippvisite seines Vaters gestört. Zwar hatte er durchaus Verständnis für Hirams Wunsch nach Gesellschaft, um den Adrenalinpegel zu senken und dem Präsentierteller zu entfliehen, auf dem er seit geraumer Zeit saß; aber warum musste das ausgerechnet in seinem Zimmer sein.
»Hiram, möchtest du etwas zu trinken? Einen Kaffee oder…«
»Ein Glas Wein wäre gut. Aber keinen französischen.«
David ging zum Kühlschrank. »Ich habe einen Chardonnay. Die kalifornischen Weine sind zum Teil wirklich genießbar.« Er brachte die Gläser zum Sofa.
»Lorentz’sche Wurmlöcher?« fragte Hiram.
David lehnte sich auf dem Sofa zurück und kratzte sich am Kopf. »Um die Wahrheit zu sagen, wir stecken in einer Sackgasse. Die Casimir-Technologie scheint inhärente Beschränkungen aufzuweisen. Das Gleichgewicht zwischen den beiden supraleitenden Platten des Kondensators, bei dem es sich um ein Gleichgewicht zwischen den Casimir-Kräften und elektrischer Abstoßung handelt, ist instabil und kippt leicht. Und die elektrischen Ladungen, mit denen wir hantieren, sind so groß, dass häufig heftige Emissionen in die Umgebung stattfinden. Drei Menschen sind bei WurmCam- Operationen bereits ums Leben gekommen, Hiram. Das ist dir von den Gerichtsverfahren mit den Versicherungen aber schon bekannt. Die nächste Generation der WurmCam muss robuster sein. Und dann wären wir auch in der Lage, viel kleinere und billigere WurmCam- Werke zu errichten und die Technologie flächendeckend zu verbreiten.«
»Besteht diese Möglichkeit denn?«
»Vielleicht. Casimir-Injektoren sind eine ziemlich umständliche und altertümliche Art der Erzeugung von negativer Energie. Aber wir wissen inzwischen, dass solche Regionen auch auf natürlichem Weg entstehen. Falls der Raum hinreichend stark verzerrt wird, ist es möglich, Quantenschaum und andere Fluktuationen zu verstärken, bis… Nun gut. Es handelt sich dabei um einen subtilen Quanteneffekt. Man bezeichnet
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