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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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ihn als ein gequetschtes Vakuum. Das Problem ist nur, dass unsere aktuelle Theorie ein Schwarzes Quanten-Loch verlangt, um ein ausreichend starkes Schwerefeld zu erzeugen. Und deshalb…«
    »Und deshalb suchst du nach einer besseren Theorie.« Hiram durchstöberte die Unterlagen und betrachtete Davids handschriftliche Notizen und die mit gekrümmten Pfeilen verbundenen Gleichungen. Mit düsterem Blick schaute er sich im Raum um. »Und keine SoftScreen zu sehen. Kommst du eigentlich auch mal hier raus? Oder fährst du nur mit dem Auto zur Arbeit und verschanzt dich hinter irgendwelchen Unterlagen? Seit dem Moment, als du hier angekommen bist, hast du deinen Kopf in deinen Hintern gesteckt, und dort ist er auch geblieben.«
    »Ist das etwa ein Problem für dich, Hiram?« fragte David verärgert.
    »Du weißt, wie sehr ich auf deine Arbeit angewiesen bin. Aber ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass du das Wesentliche übersiehst.«
    »Das Wesentliche? In welcher Hinsicht denn?«
    »Die WurmCam. Das wirklich Bedeutsame an der Cam ist, was sie dort draußen bewirkt.« Er wies aufs Fenster.
    »Seattle?«
    Hiram lachte. »Überall. Und das, bevor der ganze Vergangenheits-Betrachtungs-Kram noch richtig zum Tragen gekommen ist.« Er schien einen Entschluss gefasst zu haben und stellte das Glas ab. »Hör zu. Wir machen morgen zusammen einen Ausflug.«
    »Und wohin?«
    »Zum Boeing-Werk.« Er gab David eine Karte mit einem SmartDrive- Strichcode. »Zehn Uhr?«
    »In Ordnung. Aber…«
    Hiram stand auf. »Ich betrachte es als meine Pflicht, deiner Ausbildung den letzten Schliff zu geben, mein Sohn. Ich werde dir zeigen, was für ein Potential in der WurmCam schlummert.«
     
    Bobby brachte Mary, seine Halbschwester, in Kates alte Kabine im Wurmwerk.
    Mary ging um den Schreibtisch herum und berührte die dort liegende SoftScreen und die Schallschluckplatten. Das ganze Ambiente war klinisch rein. »Das ist es?«
    »Ihre persönlichen Dinge sind weggeräumt worden. Die Polizisten haben ein paar Arbeitsunterlagen mitgenommen. Den Rest haben wir als Paket an ihre Familie geschickt. Und seitdem schnüffeln die Leute von der Gerichtsmedizin hier herum.«
    »Wirkt wie ein Totenkopf, den die Aasfresser abgeleckt haben.«
    Er schnitt eine Grimasse. »Schöner Vergleich.«
    »Ich hab’ Recht, oder?«
    »Ja. Aber…«
    Aber, sagte er sich, da war noch immer ein Rest von Kates Aura auf diesem anonymen Schreibtisch und auf diesem Stuhl, als ob sie in den Monaten, die sie hier verbracht hatte, eine Signatur in diesem öden Stück der Raumzeit zurückgelassen hätte. Er fragte sich, wie lang dieses Gefühl wohl noch in der Luft liegen würde.
    Mary schaute ihn an. »Du fühlst dich nicht wohl, stimmt’s?«
    »Du hast ein gutes Einfühlungsvermögen. Und du bist frech wie Oskar.«
    Sie grinste und entblößte die Vorderzähne. Sie waren mit Diamanten – wahrscheinlich unechten – verziert. »Ich bin fünfzehn Jahre alt. Da ist so ein Verhalten normal. Stimmt es eigentlich, dass man mit WurmCams in die Vergangenheit sehen kann?«
    »Wo hast du denn das gehört?«
    »Ja oder nein?«
    »Ja…«
    »Zeig sie mir.«
    »Wen?«
    »Kate Manzoni. Ich kenne sie nicht. Zeig sie mir. Ihr habt doch WurmCams hier, oder nicht?«
    »Natürlich. Das ist schließlich das Wurmwerk.«
    »Jeder weiß, dass man mit WurmCams in die Vergangenheit sehen kann. Und du weißt, wie es funktioniert. Oder hast du Angst? Genauso wie du Angst hattest, hierher zu kommen…«
    »Halt den Schnabel. Komm mit.«
    Verärgert führte er sie zum Aufzugskäfig, der sie ein paar Stockwerke tiefer zu Davids Arbeitsplatz bringen würde.
    David war heute nicht hier. Der Schichtführer begrüßte Bobby und fragte ihn, ob er ihm behilflich sein könne. Bobby vergewisserte sich, dass die Ausrüstung Online war und lehnte jede weitere Hilfe dankend ab. Er setzte sich auf den Bürostuhl an Davids Tisch und bereitete den Versuch vor. Er tat sich schwer mit den ungewohnten manuellen Tasten, die auf der SoftScreen glühten.
    Mary hatte sich einen Stuhl herangezogen. »Das ist ein blödes Interface. Dieser David muss ein ziemlicher Retro-Freak sein.«
    »Etwas Respekt, bitte. Er ist mein Halbbruder.«
    Sie schnaubte. »Wieso soll ich respektvoll sein, nur weil der alte Hiram sich den Sack leergemacht hat? Was tut David überhaupt den ganzen Tag?«
    »David arbeitet an einer neuen Generation von WurmCams. Es wird als Quetsch-Vakuum-Technologie bezeichnet. Hier.« Er nahm ein paar

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