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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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noch zu liegen, und es gab keine sanitäre Anlagen, keine ausreichende Ernährung, keinen Freigang und Zugang zum Roten Kreuz beziehungsweise zum muslimischen Roten Halbmond. Fäkalien fielen durch die Käfiggitter auf die darunter vegetierenden Gefangenen.
    Sie schätzte die Anzahl der Leute auf mindestens tausend. Sie bekamen nur eine Tasse dünne Suppe pro Tag. Die meisten litten an Hepatitis, und andere Krankheiten breiteten sich aus.
    Täglich wurden Gefangene anscheinend wahllos selektiert und nach draußen geschafft, wo man sie verprügelte. Drei oder vier Soldaten umringten jeweils einen Gefangenen und schlugen ihn mit Eisenstangen und Knüppeln, bis er sich nicht mehr auf den Beinen zu halten vermochte. Dann wurde er von Mitgefangenen zu den Käfigen zurückgebracht.
    Das war das allgemeine Muster. Dazu kamen ein paar besondere Vorfälle, wobei die Wachen die Gefangenen auf geradezu experimentelle Art und Weise quälten: So wurde zum Beispiel einem Gefangenen die Verrichtung der Notdurft verweigert, ein anderer wurde gezwungen, Sand zu essen, und ein weiterer musste seine Exkremente schlucken.
    Sechs Leute starben, während Heather das Gefangenenlager beobachtete. Die Todesfälle resultierten aus Schlägen, Unterkühlung und Krankheit. Hin und wieder wurde auch ein Gefangener erschossen, wenn er zum Beispiel einen Fluchtversuch unternommen oder sich gegen seine Peiniger zur Wehr gesetzt hatte. Und ein Gefangener wurde sogar freigelassen, wohl um seinen Kameraden die Kunde von der Entschlossenheit dieser Blauhelmsoldaten zu überbringen.
    Heather fiel auf, dass die Wachen nur erbeutete Waffen benutzten, als ob sie keine Spuren ihrer Aktivitäten hinterlassen wollten. Offensichtlich hatte die Macht der WurmCam sich noch nicht im Bewusstsein dieser Soldaten niedergeschlagen, sagte sie sich; sie hatten sich noch nicht an die Vorstellung gewöhnt, dass sie überall und jederzeit beobachtet werden konnten, sogar rückwirkend aus der Zukunft.
    Noch vor ein paar Monaten wäre es fast unmöglich gewesen, diese blutigen Taten – die zumindest für die Öffentlichkeit unsichtbar geblieben wären –, zu beobachten.
    Damit saß Präsidentin Juarez auf einem Pulverfass. Sie hatte sich in Heathers Augen inzwischen als der schlimmste Versager erwiesen, der seit der Jahrhundertwende ins Weiße Haus eingezogen war (was schon etwas heißen wollte). Nicht davon zu reden, dass sie als erste Präsidentin ein großes Ärgernis für die Hälfte der Bevölkerung darstellte.
    Heather gab sich der Hoffnung hin, dass das Gewissen der Masse sich vielleicht wieder regen würde, wenn die Leute die blutige Wirklichkeit des Kriegs sahen. Wie damals im Vietnamkrieg, dem ersten ›Fernseh‹-Krieg der Geschichte, bevor die militärischen Befehlshaber die Kontrolle über die Berichterstattung der Medien zurückgewonnen hatten.
    Sie hegte sogar die Hoffnung, dass der näherkommende Wurmwald die Einstellung der Menschen zueinander verändern könnte. Wenn die Welt ein paar Generationen später unterging, was zählten dann noch alte Feindschaften? Es konnte doch nicht sinnvoll sein, die noch verbleibende Zeit, die letzten Tage der menschlichen Rasse damit zu verbringen, seinen Mitmenschen Schmerz und Leid zuzufügen.
    Es würde auch weiterhin Kriege geben, keine Frage. Aber es wäre nicht mehr möglich, den Gegner zu entmenschlichen und zu dämonisieren – nicht, wenn jedermann die SoftScreen antippen und mit eigenen Augen die Bürger einer anderen Nation sehen konnte, die als Feinde galten. Es wäre auch nicht mehr möglich, mit Lügen über das Potential, die Absichten und Pläne des Gegners die Bevölkerung aufzuhetzen. Wenn die Struktur der Geheimhaltung einmal zerstört war, würde keine Regierung der Welt mehr mit solchen Handlungen davonkommen – nie mehr.
    Oder war sie vielleicht wirklich nur eine hoffnungslose Idealistin?
    Auf jeden Fall machte sie mit aller Entschlossenheit weiter. Doch so sehr sie sich auch um Objektivität bemühte, diese Szenen fand sie unerträglich: Der Anblick nackter, geschundener Männer, die sich in Qualen vor den Füßen amerikanischer Blauhelm-Soldaten mit glattrasierten, harten Gesichtern krümmten.
     
    Heather legte eine Pause ein. Sie schlief eine Zeit lang, badete und bereitete sich dann eine Mahlzeit zu (Frühstück um drei Uhr Nachmittags).
    Inzwischen wusste sie, dass sie nicht der einzige Bürger war, der die ›Neuen Medien‹ nutzte.
    Im ganzen Land hatten sich dem Vernehmen nach

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