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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Technologie veränderte nun auch die Natur der Kriegführung, wie sie zuvor schon andere Bereiche verändert hatte. WurmCams hatten den ganzen Komplex der Aufklärungstechnologie inzwischen weitgehend ersetzt – Satelliten, Aufklärungsflugzeuge und Bodenstationen –, die auf den Schlachtfeldern für Jahrzehnte beherrschend gewesen waren. Falls das menschliche Auge es gesehen hätte, dann hätte jedes bedeutende Ziel in Usbekistan von funkelnden Wurmlöchern gewimmelt. Präzisionsgelenkte Bomben, Cruise Missiles und andere Waffen, von denen manche nicht größer waren als Vögel, waren auf usbekische Luftverteidigungs-Zentren hinabgeregnet, auf Kommando- und Leitstellen, auf Bunker mit Soldaten und Panzern, auf Wasserkraftwerke und Erdgas-Pipelines sowie auf Ziele in den Städten Samarkand, Andizan, Namangan und die Hauptstadt Taschkent.
    Die Präzision, mit der diese Angriffe erfolgten, war bisher unerreicht – und zum ersten Mal bei solchen Operationen bestand auch die Möglichkeit einer Wirksamkeitskontrolle.
    Im Moment waren die alliierten Truppen durch den Einsatz der WurmCam natürlich überlegen. Zukünftige Kriege würden jedoch in der Annahme geführt werden müssen, dass beide Seiten über präzise und aktuelle Informationen bezüglich der Strategie, Ressourcen und Position des Gegners verfügten. Heather hielt es freilich für eine Illusion zu glauben, ein solcher Paradigmenwechsel in der Kriegführung könne das Ende der Kriege an sich bedeuten. Zumindest würde es den Gegnern aber die Möglichkeit zum Innehalten geben und vielleicht sinnlose Verluste helfen zu vermeiden.
    Auf jeden Fall war dieser Krieg – Annas Krieg, die ›kalte‹ Schlacht an der Informations- und Technologiefront – der Krieg, den die amerikanische Öffentlichkeit verfolgt hatte. Was zum Teil Heather zu verdanken war, die den WurmCam- Blickpunkt selbst gesteuert und ihn neben Anna Petersens wohlgeformter Schulter gehalten hatte, während sie von einem unblutigen Szenario zum nächsten zog.
    Es hatte aber auch Gerüchte – die zumeist in den noch unkontrollierten Winkeln des Internet kursierten – von einem anderen, schmutzigen Krieg gegeben. Er wurde von Bodentruppen geführt, die sich anschickten, das durch die Luftangriffe gewonnene Gelände zu sichern.
    Dann hatte ein englischer Nachrichtensender einen Bericht über ein Kriegsgefangenenlager unter freiem Himmel gebracht, in dem UN-Soldaten, darunter auch Amerikaner, von den Usbeken festgehalten wurden. Es kursierten in diesem Zusammenhang Gerüchte, wonach weibliche Gefangene, einschließlich alliierter Soldatinnen, in Vergewaltigungslager und Bordelle im Landesinnern gebracht worden seien.
    Diese Enthüllungen dienten eindeutig den Interessen der Regierungen hinter der anti-usbekischen Allianz. Die PR-Leute der Juarez-Administration entblödeten sich nicht, der Öffentlichkeit ein Szenario darzubieten, wonach die unschuldige Anna vom Lande in die Hände fieser usbekischer Triebtäter gefallen wäre.
    Heather wertete das als Indiz für einen schmutzigen Bodenkrieg, der so gar nichts mit dem sauberen Videospiel gemein hatte, in dem Anna Petersen Mitwirkende gewesen war. Die Vorstellung, ein Rädchen in einer riesigen Propagandamaschinerie zu sein, hatte Heather empört. Als sie ihren Arbeitgeber, Earth News Online, um die Erlaubnis bat, über diesen Krieg zu recherchieren, wurde ihr das verweigert. Sie würde die Genehmigung fürs Betreten der firmeneigenen WurmCam- Anlage verlieren, falls sie es trotzdem versuchte.
    Solange sie als Hirams Ex-Frau interessant war, müsste sie sich zurückhalten.
    Nachdem die Öffentlichkeit sich endlich an den Mayses satt gesehen hatte, legte sich Heather einen eigenen WurmCam- Anschluss zu. Sie kündigte bei der ENO, übernahm auf Honorarbasis die Erstellung einer WurmCam- Biographie von Abraham Lincoln und machte sich an die Arbeit.
     
    Es dauerte ein paar Tage, bis sie gefunden hatte, wonach sie suchte.
    Sie sah, wie usbekische Kriegsgefangene im strömenden Regen auf einen offenen Lkw verladen und abtransportiert wurden. Sie kamen durch die Stadt Nukus, die von den Alliierten kontrolliert wurde, und fuhren weiter ins Landesinnere.
    Dort hatten die Alliierten, wie sie alsbald herausfand, ihrerseits ein Gefangenenlager errichtet.
    Es war in einer aufgelassenen Erzmine untergebracht, wo die Gefangenen in kaum meterhohen Metallkäfigen gehalten wurden, die auf Eisenbahnwaggons gestapelt waren. Die Leute vermochten weder aufrecht zu sitzen

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