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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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Jahre ist das nun her. Was willst du von mir?«
    »Nimm mich mit«, sagte sie. »Wie du gesagt hast. Das bist du mir schuldig.«
    Er grunzte. »Gut.«
    Sie lachte wieder. »Mache ich dich etwa nervös?«
    Er blickte zum Wald. »Was glaubst du denn? Du tauchst hier auf wie ein Gespenst … Tut mir leid. Du hast recht – ich bin dir was schuldig.«
    Sie lächelte erfreut.
    »Können wir später weiterreden?«, bat er. »Es wird bald hell, und morgen ziehen wir um. Du willst bei uns mitmachen? Du wärst uns eine große Hilfe. Eine sehr große sogar – verdammt, du wärst ein Symbol.« Er versuchte zu grinsen. »Willkommen im Widerstand.«
    Sie stand auf und trat zu ihm. »Gut«, sagte sie. »Das freut mich. Sehr sogar.«
    Er hob hilflos die Hände. »Was hast du erwartet? Ich meine, wenn das wirklich alles ist, was du willst … wie gesagt. Es ist uns eine Ehre, sei unser Gast. Cassiopeia! Bei den Göttern.«
    Sie zuckte zusammen, als er ihren Namen sagte. Dann wandte sie sich ab. »Wir reden später.«

    Er kehrte zur Lichtung zurück. Die Wachen hatten in der Zwischenzeit gewechselt; Horb und Edric saßen würfelspielend am Feuer und nickten ihm zu. Er erwiderte den Gruß und ging weiter zu seinem und Aprils Zelt. Da glaubte er einen Moment eine Bewegung zu sehen, direkt hinter dem Zelt in den Schatten. Er schrie, packte Banneisen und rannte los, doch im nächsten Moment war, was immer er gesehen hatte, verschwunden.
    Horb und Edric kamen herbeigerannt und brachten Fackeln. »Was ist los?«
    »Nichts«, sagte Janner und nahm Edric die Fackel ab. »Wahrscheinlich nichts.« Er ging um das Zelt herum und schob mitden Füßen das Unkraut beiseite. Das Zelt öffnete sich und April schaute heraus, Schneeklinge in der Hand. »Alles klar?« Sie trug keine Kleider. Edric errötete; Horb grüßte nervös und wandte den Blick ab.
    »Ja«, sagte Janner. »Ich dachte, ich hätte was gesehen. Es ist nichts. Ich bin bloß nervös.«
    »Wo warst du überhaupt?«, wollte sie wissen.
    »Wir geh’n dann mal wieder«, sagte Horb und zog den jüngeren Mann mit sich. Janner nickte knapp. »Ich musste mal raus«, sagte er.
    »Mit Schwert und Rucksack?«
    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte er. »Wie gesagt: Ich bin etwas nervös.«
    »Komm wieder rein«, sagte sie, und er nickte und kam zu ihr.
    Dann zog er die Stiefel aus, und mit einem letzten Blick hinter das Zelt, wo er die Wolfsspuren gesehen hatte, duckte er sich und trat ein.
    April war besorgt und auch etwas misstrauisch. Sie fragte ihn wieder, ob es ihm auch gutging, und ob es etwas mit heute früh zu tun hatte, und er sagte ja, und er sagte nein. Bald war sie wieder eingeschlafen, er aber tat auch den Rest der Nacht kein Auge zu.

REICHE ERNTE
    B ei Einbruch der Dunkelheit hatte Aprils Gruppe Position in dem Wald um das Depot bezogen. Sie trugen dunkle Kleidung, die dichten Pinien spendeten Schutz, und der Boden, auf dem sie lagen, war noch warm vom Sonnenschein. Der Mond stand tief am Himmel.
    Das Depot war quadratisch und mit dem Rücken an eine Felswand gebaut. An seiner linken Seite war die Klippe am höchsten und überragte es um gut zweihundert Fuß. Zwei Wachtürme begrenzten diese Seite an beiden Ecken, einer hinten an der Wand und einer an der Vorderfront. Am hinteren dieser beiden Türme sollten Odwyn und Fleik ihr Ablenkungsmanöver beginnen.
    Der Haupteingang des Forts lag an der Vorderseite, in der Mitte des Palisadenzauns. Zu beiden Seiten des Tors hing das schwarzrote Sonnenbanner des Kaisers. Ein breiter Weg, von Feuerschalen erhellt, führte vom Tor über eine weite, gerodete Lichtung und dann in den Wald, wo Janners Gruppe wahrscheinlich schon auf Position war. Rechter Hand des Tors, an der nächsten Ecke, befand sich ein dritter Wachturm.
    An der hinteren Wand der rechten Seite aber stand kein Turm, weil dort ein Wasserfall in ein Becken stürzte, aus dem ein kleiner Bach entsprang. Der Palisadenzaun wich am Becken einem hohen Zaun aus spitzen, schmiedeeisernen Stäben, sodass das Becken sich bis ins Innere des Lagers erstreckte und es so mit Wasser versorgte. Am Ufer lag der Seiteneingang, der das Ziel von Aprils Gruppe war.
    Bei ihr waren Horb, Derril, Lysle und vier weitere Männer. Janners Gruppe bildete die zwölfköpfige Hauptstreitmacht. Dabei war auch die Pherenidin, weil er sie, wie er sagte, im Auge behalten wollte – was April mehr missfiel, als sie sich eingestehen wollte. Toska und Estermond, der Älteste, waren wie erwartet mit den Frauen und

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