Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)
und förderte einen Flachmann zutage. Er schraubte ihn auf, trank und bot ihn Janner an.
Der zögerte kurz, dann grunzte er. »Soll das letzte Mal sein«, meinte er, trank und spuckte aus. Dann gab er die Flasche zurück, ließ die Finger krachen, lockerte den Nacken und trat neben das Fenster. »Wie viele?«, fragte er und spähte hinein.
»Drei an der Theke, vier am Tisch, als ich ging«, sagte Krayn und steckte den Flachmann weg. »Kann sein, dass Rod gerade pissen ist. Er hat eine schwache Blase, weißt du.«
»Davon können wir ihn heilen«, sagte Janner und griff nach Banneisen. Die schwarze Klinge glitt mit leisem Zischen aus der Scheide auf seinem Rücken. »Bewaffnet?«
»Schwerter, wie wir. Carlos hat ein paar Wurfmesser. Gib auf deinen Rücken acht.«
»Und sie sind alle betrunken, sagst du?«
»Ich habe ihnen heute morgen freigegeben und gesagt, dass sie gefälligst auf mich warten sollen«, nickte Krayn. »Was werden sie hier schon getan haben, außer saufen?« Er zog seine Klinge. »Bis du bereit?« Janner nickte.
»Und auf geht’s«, sagte er und trat die Tür ein.
SARIKS HANDEL
E r ist weg!«, schrie April und schlug mit den Fäusten nach Toska, der den Hieben so gut es ging auswich. »Er ist einfach gegangen, und alles, was er mir dalässt, ist dieser beschissene Brief!«
Dann warf sie sich ihm in die Arme und weinte. Der kleine Mann hielt sie fest und warf den anderen einen hilfesuchenden Blick zu. Der zerknitterte Brief fiel aus seinen Händen zu Boden.
»Es tut mir leid«, sagte er. »Ich hätte es kommen sehen sollen.«
»Ich!«, rief April zwischen den Schluchzern. »Ich hätte es kommen sehen sollen! Er und sein verdammtes Ehrgefühl!«
Die Männer und Frauen auf der Lichtung tauschten betroffene Blicke. Jeder dachte das Gleiche, aber es gab nichts, was man jemandem zum Trost sagen konnte, für den ein anderer gerade sein Leben gegeben hatte.
»Ich werde ihn rausholen«, sagte April.
»Was?«, fragte Horb überrascht.
»Ich werde ihn rausholen!«, rief sie, lauter. »Ich gehe zurück nach Garion. Wo immer Don Torreno ihn versteckt, ich hole ihn raus, bevor es zu spät ist.«
»Das wird vielleicht schwieriger, als du denkst«, sagte Toska. »Es gibt da Gerüchte …« Er warf einen Blick zu Cassiopeia.
»Es heißt, der Kaiser sei auf dem Weg in die Provinzen«, sagte sie unbewegt. »Deshalb sind auch so viele Soldaten unterwegs.«
»Ja und?«, fragte April.
»Ob an den Gerüchten was dran ist oder nicht«, sagte Toska,
»die Präfekten und Dons finden sich bald zusammen, um über die Zukunft des Reichs zu beraten. Janner und du, ihr seid zu einem Symbol des Widerstands geworden. Wenn Banneisen sich nun wirklich in die Gewalt Don Torrenos begeben hat …«
»… wird er ihn zu seinem Präfekten bringen. Vielleicht sogar bis zum Kaiser«, schloss Cassiopeia.
»Umso besser«, sagte April trotzig. »Den wollte ich schon lange einmal kennenlernen.«
»April«, sagte Estermond mitfühlend. »Sein Brief war ziemlich eindeutig: Er will, dass wir gehen und dich mitnehmen. Er will, dass du in Sicherheit bist – nur deshalb hat er das getan. Du solltest seinen Wunsch respektieren, sonst war sein Opfer vergebens.«
»Ich scheiß auf seinen Wunsch!«, rief April. »Hörst du? Wir können ihn retten. Es ist noch nicht zu spät …«
»April«, sagte Toska. »Manche Kämpfe kannst auch du nicht gewinnen.«
»Nenn mich nicht so«, sagte sie. »Ich bin Schneeklinge.«
Toska tauschte abermals Blicke mit den letzten ihrer Bande und strich ihr durchs Haar. »Banneisen und Schneeklinge«, sagte er. »Das ist vorbei. Du solltest nun in die Zukunft sehen.«
Etwas an seinem Blick ließ sie zögern. Hatte Janner mit ihm geredet? Sie dachte an das Kind in ihrem Leib. Wahrscheinlich hatte Toska recht – ob er nun davon wusste oder nicht. Besser, das Kind wuchs ohne Vater auf, als dass es beim Versuch, ihn zu retten, den Tod fand.
Es wäre nur vernünftig, auf ihn zu hören.
»Scheiß auf vorbei«, erwiderte sie und befreite sich aus seinem Griff. »Ich werde gehen. Wer kommt mit mir? Wer will nachher sagen können, ›ich war dabei‹?«
Betretenes Schweigen breitete sich aus.
»Niemand?«, hauchte sie fassungslos.
»Wir gehen nach Teveral«, sagte Toska mit Blick auf Sannah, Claire und die Kinder. »Dann vielleicht weiter nach Fængos. Nimm dir, was du für die Reise brauchst. Das restliche Gold und die Waffenbringen wir dem Widerstand. Dann fangen wir ein neues Leben an.«
»Tut mir
Weitere Kostenlose Bücher