Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
Vom Netzwerk:
Wichtiges vorenthielt.
    »Dann glaubst du also an Magie?«, erwiderte sie.
    »Ich habe es nie so genannt«, sagte Cassiopeia. »Aber sie war immer ein Teil von mir. Als kleines Mädchen habe ich mich versteckt, und niemand konnte mich finden.«
    »Ich wünschte, ich hätte diese Gabe besessen«, sagte April. Edric hatte ihr berichtet, was Cassiopeia am Depot getan hatte.
    »Heute glaube ich hieran«, sagte Cassiopeia und deutete auf Schneeklinge. »Und du machst dem Schwert alle Ehre. Was wirst du tun, wenn wir diese Sache ausgestanden haben? Weiterkämpfen?«
    Es entging ihr nicht, dass Edric da den Kopf hob. »Ich wünschte, ich könnte«, sagte April, »und mit niemandem lieber als mit euch. Aber ich habe Sarik ein Versprechen gegeben.«
    »Du willst uns verlassen?«, fragte Edric.
    »Nein«, sagte April, zu ihm gewandt. »Aber ich muss etwas für ihn tun. Er sagt, Freunde in Teveral bräuchten mich – und das Schwert, nehme ich an.«
    »Dann können wir vielleicht gemeinsam reisen«, sagte Edric. »Weißt du denn, worum es geht?«
    »Nein.« Sie lächelte. »Zaubererprobleme, nehme ich an. Ich weiß nur, dass er mich zu einer Art Orden bringen will – ich fürchte, er möchte nicht, dass ich darüber rede.«
    »Was? Will er dich etwa zu einer Priesterin machen? O nein!«
    April warf mit einem Zweig nach ihm, er lachte, und Horb wälzte sich murrend auf die andere Seite.
    »Was ist mit Banneisen?«, fragte Edric, diesmal ernsthaft.
    »Wir wollten immer nach Fængos«, sagte sie.
    Edric nickte und fragte nicht weiter. April nahm sich eine Decke, machte es sich bequem und blickte zum Himmel über ihr. Es war eine sternklare Nacht. Nach einer Weile begann erst Horb zu schnarchen, dann Edric. Das Feuer war fast niedergebrannt.
    »Was tust du?«, fragte Cassiopeia da, und April zuckte zusammen und wandte überrascht den Blick.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich wusste nicht, dass du noch wach bist.«
    »Du hast dir die Sterne angeschaut, richtig?«
    Aus irgendeinem Grund fühlte April sich ertappt.
    »Ich habe mich nur gefragt, ob er … Vielleicht sieht er sie auch gerade an. Wo immer er ist. Was meinst du?«
    Cassiopeias Gesicht war in der Dunkelheit nicht zu deuten.
    »Da bin ich mir sogar ganz sicher«, sagte sie.
    »Glaubst du wirklich?«
    »Was sonst soll er tun, wenn er in einer Zelle sitzt?«, fragte sie. »Vorausgesetzt natürlich, dass sie ein Fenster hat.«

    Ende August erreichten sie den Grenzfluss. Vor ihnen, auf der anderen Seite des Flusses, lag Garion – das Land, das sie nie wieder zu sehen geglaubt hatte. Jeder Schritt, den sie tat, schien sie weiter zurück denn voran zu führen, jede Pause, die sie machen mussten, war ihr zuwider, und ihre Hilflosigkeit lastete so schwer wie die Hitze des Sommers auf ihren verbrannten Schultern.
    »Mit Brücken haben sie’s hier nicht so, was?«, scherzte Edric, nachdem sie dem Fluss schon eine ganze Weile gefolgt waren, denn er führte zwar nicht sehr viel Wasser, doch er war ziemlich breit, und die Felsen in ihm wirkten tückisch. »Schätze, man legt keinen Wert auf unseren Besuch.«
    »Es gibt eine Furt weiter stromabwärts«, sagte April, die die letzten Tage wie im Traum geritten war. »Dort kommen wir auf die andere Seite.«
    Sie erreichten sie am späten Nachmittag, und dahinter lag das Dorf, genau, wie April es in Erinnerung hatte. Ein paar Kinder spielten am Fluss, und der Weizen auf den Feldern stand kurz vor der Ernte. Es schien ein guter Sommer gewesen zu sein.
    April hielt an.
    »Was ist?«, fragte Cassiopeia. »Kennst du dieses Dorf?«
    »Hier bin ich aufgewachsen«, murmelte April, und mit einem Mal schien die Vergangenheit zum Leben zu erwachen, und sie konnte den Blick nirgendwohin richten, ohne sich selbst zu sehen: wie sie in den Fluss gestoßen wurde, gerade dort, wo nun die anderen Kinder spielten, und Todd sie rettete. Wie die Soldaten die Furt überquerten und ihren Vater mitnahmen und wiederbrachten. Wie sie Todd gefesselt im Wald fand und den Kaufmannssohn fast umgebracht hätte. Sie sah das alte Gerberhaus, wo sie einen Sommer lang gewohnt hatte, und weiter hinten die Dächer der größeren Häuser am Dorfplatz.
    »Ich will kurz durchs Dorf reiten«, sagte sie, »aber allein. Dort hinten am Waldrand liegt eine Wiese mit einem alten Zaun – da treffen wir uns. Ich brauche nicht lang.«
    Mit diesen Worten lenkte sie ihre Stute – Nell, dachte sie, Nell – ins aufspritzende Wasser, stellte sie in die Strömung und durchquerte den

Weitere Kostenlose Bücher