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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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kommt noch mal davon.«
    Janner biss sich auf die Lippen. »Hast du dir das ausgedacht?«
    »Ehrlich gesagt war es Livias Idee.«
    Janner lächelte einen Moment beim Gedanken an die Tochter des Dons. »Wie geht es ihr?«
    »Den Umständen entsprechend. Sie hat mir erzählt, was damals wirklich gelaufen ist – mit dir auf dem Balkon und Tonino, meine ich.« Er überlegte. »Lass dir das nicht zu Kopf steigen, aber vielleicht hattest du damals recht. Und ich unrecht.«
    Janner nickte, empfand aber keine Befriedigung. Müde nahm er die Zügel in die andere Hand. »Der Plan wird aber nicht funktionieren. Du hast gesagt, du kannst für ihre Sicherheit garantieren – doch selbst Livia hat nicht genug Einfluss auf ihren Vater, dass er die Kopfgeldjäger zurückpfeift.«
    »Du hast völlig recht«, sagte Krayn und wendete langsam sein Pferd. »Deshalb wollte ich auch, dass du herkommst. Komm, reiten wir runter ins Dorf.«
    Janner zuckte die Schultern und folgte Krayn den Hügel hinab. Sie passierten schweigend den ersten Hof, dann den schlammigen Brunnen, und hielten auf dem kleinen Platz zwischen Hufschmiede, Laden und Rasthaus. Außer den Hühnern war niemand auf der Straße. Aus dem Rasthaus drangen leise Stimmen.
    »Also?«
    »Dreh dich nicht um«, sagte Krayn.
    »Wieso?«, fragte Janner, dessen Rücken zu kribbeln begann. »Da im Rasthaus sitzen meine Leute«, sagte Krayn. »Alle, die ich in letzter Zeit so aufgelesen habe. Die übelsten Kopfgeldjäger der ganzen Gegend. Die finstersten und versoffensten Gestalten, die du finden kannst.«
    Janner grinste. »Es gab Zeiten, da ich das als Herausforderung aufgefasst hätte.«
    »So ist es auch gemeint«, erwiderte Krayn, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Janner musterte ihn überrascht. »Was – ich gegen deine Leute? Weißt du, mein Rücken macht mir etwas Probleme zur Zeit … Ich weiß ehrlich nicht, ob das so eine gute Idee ist.«
    Krayn schüttelte den Kopf. »Allein hast du keine Chance. Meine Männer sind gut, selbst wenn sie betrunken sind. Deshalb werde ich dir helfen.«
    Janner musterte Krayns einziges Auge. Seine spröden Lippen, seine krumme Nase. Er entdeckte keine Anzeichen dafür, dass er einen Scherz gemacht hatte. »Du und ich«, sagte er.
    »Du und ich«, sagte Krayn.
    »Bringen gemeinsam deine Leute um«, sagte Janner.
    Krayn winkte ab. »Die meisten davon kenne ich erst seit ein paar Wochen.«
    »Wird das nicht ein ziemlich schlechtes Licht auf dich werfen?«
    »Wir schieben’s deinem Mädchen in die Schuhe und sagen, dass sie dabei draufgegangen ist«, sagte er. »Das erzählen wir allen, die uns nach ihr fragen. Hier in der Gegend wird ihr eine Weile niemand gefährlich werden. Die meisten wissen ja nicht mal, wie sie aussieht, nur, dass sie gerne eine dicke Lippe riskiert und mit einem Faun um die Häuser zieht, der eine noch größere Klappe hat als sie. Wenn sie schlau ist, haut sie einfach ab. Ist sie schlau?«
    »Schlauer als ich«, sagte Janner.
    »Das will nicht viel heißen«, meinte Krayn.
    »Ich habe ihr einen Brief geschrieben. Ich hab ihr gesagt, dass sie gehen soll.«
    »Das war ziemlich schlau«, nickte Krayn. »Bleib dabei. Tu das Richtige.«
    Janner sah sich um, als hoffte er darauf, sich von einem Moment auf den nächsten an einem anderen Ort wiederzufinden; doch sie standen noch immer auf dem sonnentrockenen Platz vor dem Rasthaus mit den Pferden davor, aus dem müdes Gläserklirren und Rülpsen drang.
    »Und dann?«, fragte Janner. »Legst du mich um?«
    Krayn schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, mein Freund. Aber das wird der große Toni persönlich übernehmen wollen.«
    Janner rieb sich den Nacken. »Das könnte eine Weile dauern«, stellte er fest.
    »Livia und ich sorgen dafür, dass es nicht zu lang gehen wird. Und dein Mädchen ist weg. Und in Sicherheit.«
    Janner dachte darüber nach.
    »Versprochen?«
    Krayn nickte. »Großes Ehrenwort.«
    Eine Weile schauten sie sich an, drei Augen, die ineinander starrten, als ob sie darauf warteten, wer von ihnen zuerst blinzeln würde.
    »Verdammt!«, rief Krayn. »Soll ich mir jetzt in die Hand spucken, oder was erwartest du? Soll ich auf meine Mutter schwören, oder auf den Arsch des Kaisers?«
    Janner grunzte, schwang sein Bein über den Rücken des Wallachs und stieg ab.
    »Bringen wir’s hinter uns.«
    Krayn stieg ebenfalls ab. Er zog sein Kettenhemd zurecht, trat neben Janner und musterte ihn anerkennend. »Manchmal staune ich doch noch über dich.« Er griff in seine Hose

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