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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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Banner und Wimpel. Vor ihnen lag der Gefängnisturm, in dem sich laut Sarik Janners Zelle befand, irgendwo in den oberen Stockwerken. Sie wusste nicht, woher er es wusste; vielleicht hatte er das Irrlicht geschickt. Wenn sie es nicht zu dritt mit mehreren Hundertschaften aufnehmen wollten, mussten sie möglichst nahe an diesen Turm herankommen. Am besten wäre es, wenn es gelänge, direkt auf dem Wehrgang zu landen, der an einigen Stellen die Breite einer kleinen Straße besaß. Sarik schien dasselbe vorzuhaben, denn der Vogel beschrieb eine letzte Kurve über den Burggraben, schlug einen Kurs parallel zur Mauer ein und näherte sich ihr in flachem Winkel. Die Böen wurden immer heftiger.
    Eine Salve von Bolzen flog durch die Luft, doch der Wind, auf dem sie ritten, trieb sie auseinander wie einen Mückenschwarm. Die Wolken über ihnen hatten sie nun eingeholt und überzogen das Lager vor den Mauern mit Dunkelheit. Ein Grollen rollte durchs Tal, als ginge fern im Osten nicht die Sonne auf, sondern ein vorzeitliches Untier, das seine Schwingen über die Welt breitete.
    Der Vogel sackte ein weiteres Stück ab, dann rasten sie direkt über den Zinnen dahin. Erst jetzt begriff April, wie schnell sie waren, und auch Horb und Edric schien zu dämmern, dass sie ihren Himmelswagen so niemals würden landen können, ohne dass er dabei zu Bruch ging. Sie schrien aus Leibeskräften. Mehrere Soldaten warfen sich der Länge nach hin; zwei wurden von einer Sturmböe erfasst und kopfüber von der Mauer geweht.
    Da schlug der Wind auf einmal um. Mit einem Ruck, bei dem April alle Luft aus den Lungen gedrückt wurde, kam der Vogel zum Stillstand und wurde nach oben gerissen. Einen kurzen Moment schienen sie sich im Auge eines wütenden kleinen Wirbelwinds zu befinden. Zwei Sekunden standen sie beinahe still und drehten sich nur ein paar Handbreit – dann fielen sie und schlugen auf den Wehrgang, der an dieser Stelle einen Knick beschrieb und sich zu einer Plattform verbreiterte.
    »Schnell!«, schrie April und gurtete sich los. Sie kämpften sich frei und zogen ihre Waffen. Fast augenblicklich waren sie von Wachen umzingelt. Weitere Soldaten scharten sich unter ihnen im Hof zusammen und versuchten zu verstehen, was geschah, und wie es sein konnte, dass der Himmel selbst sie angriff.
    Denn kaum dass April, Horb und Edric den Kampf gegen die Soldaten aufnahmen, fuhr ein Blitz aus den schwarzen Wolken und traf den nächstgelegenen Wehrturm. Ohrenbetäubender Donner folgte, und Trümmer regneten auf die Wachen herab. Der Wehrgang hinter ihnen war nun blockiert, und sie schafften es, die verbliebenen Soldaten vor sich zurückzudrängen. Die tiefstehende Sonne beschien die Bäuche der Wolken und spiegelte sich auf den Schwertern und Rüstungen. Einen Augenblick waren sie in eine glitzernde Welt goldener Strahlen und zuckender bläulicher Blitze getaucht, dann zog das unnatürliche, regenlose Gewitter weiter zum nächsten Turm. Der Sturm wehte die Soldaten zu Dutzenden von den Mauern. Unten im Hof wurde Alarm geblasen.
    April stellte sich vor die beiden Männer und kämpfte ihnen mit Schneeklinge den Weg frei. Dann versperrten ihr mehrereSoldaten den Weg, und sie sprang auf die Zinnen. Sie fühlte sich völlig sicher und so leicht wie Löwenzahn, während sie im Licht der aufgehenden Sonne von Zinne zu Zinne sprang. Tief unter sich sah sie den Burggraben und die Truppen des Kaisers, die zu ihr aufschauten wie Kinder. Dann sprang sie wieder auf den Wehrgang, Schneeklinge schnitt durch die Luft und fiel den Soldaten in den Rücken. Sie streckte die Männer der Reihe nach nieder, dann schlossen Horb und Edric zu ihr auf, und sie rannten weiter Richtung Gefängnisturm.
    Da prasselte eine Bolzensalve auf sie nieder, abgeschossen von der Mauer jenseits des Turms. Horb schrie auf und ging zu Boden. Fast gleichzeitig traf ein Blitz die Mauer und sprengte ein großes Loch in die Reihen der Schützen. Edric rannte zu seinem am Boden liegenden Freund. Das Tosen der Blitze und das Schmettern der Hörner unten im Hof waren so laut, dass er und April sich nur mit Blicken verständigen konnten – doch die Tränen in seinen Augen sagten ihr alles, was sie wissen musste.
    April erreichte den Schutz des Gefängnisturms. Die Tür zum Wehrgang war nicht verschlossen, und mehrere Soldaten versuchten gerade, vom Abschnitt dahinter durch den Turm zu ihr zu gelangen. Sie ahnen nicht, dass der Turm unser Ziel ist , dachte April. Sie denken, wir greifen die Burg

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