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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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an. Sie schützen den Kaiser. Schneeklinge schlug sie zurück und fällte alle, die ihrem tödlichen Zauber zu nahe kamen. In wenigen Augenblicken hatte sie das ganze Stockwerk des Turms unter Kontrolle. Dann verbarrikadierte sie den hinteren Eingang.
    »Los, komm!«, schrie sie Edric zu, und er schloss geduckt zu ihr auf. Gemeinsam schoben sie eine schwere Truhe auf die Luke, unter der sich die Treppe nach unten befand. Eine zweite Treppe führte nach oben.
    »Ich komme, Liebling«, flüsterte April.

STURM AUF DAMOSFELS
Intermezzo
    C assiopeia kam als Erste zu ihm.
    Sie war sein erster Besuch überhaupt; außer den Wachen natürlich, die ihm das Essen brachten, und den Stunden, in denen Don Torreno zu ihm kam.
    Diese Visiten waren das, was ihm die Warterei auf seine Hinrichtung wirklich verleidete, denn sie störten seine Versuche, seinen Frieden mit sich, der Welt und der Tatsache zu machen, dass er es nie geschafft hatte, seinen Vater zu finden.
    Die Zelle selbst war nicht schlimmer als die Zellen, die er in Ptaraon oder Melnor kennengelernt hatte. Tatsächlich war es eine vergleichsweise helle Zelle mit viel frischer Luft, die durch das hohe, vergitterte Fenster kam. Es gab ein langes Brett an der Wand, an die man ihn gekettet hatte, auf dem er sitzen und manchmal sogar etwas schlafen konnte. Es gab einen Eimer, der meistens in Reichweite war – je nachdem, wie viel Spiel man der Kette gerade ließ, die durch Ösen an seinen Gelenken und Hals zu einem Ring in der Wand lief –, und genug Stroh auf dem Boden, dass es an den anderen Tagen nicht allzu schlimm war; zumindest nicht, wenn man Ptaraon überlebt hatte. Ein bisschen war Janner enttäuscht, am Ende seines Lebens zu all den kleinen Demütigungen, all dem Schmutz zurückkehren zu müssen. Irgendwie hatte er erwartet, dass diese Zeiten ein für alle Mal vorbei waren. Vielleicht, dachte er mit Blick auf die alte Tätowierung auf seinem Arm, war es aber auch ganz passend.
    Am ersten Tag seiner Gefangenschaft betraten nach dem Essenzwei Wachen seine Zelle und zurrten seine Kette so fest, dass er mit ausgestreckten Armen eng an die Wand gedrückt saß und fast keine Luft mehr bekam. Dann stellten sie einen Schemel in drei Schritt Abstand zu ihm auf den Boden und verließen den Raum. Kurz darauf öffnete sich die Tür erneut, und Don Torreno trat ein.
    Don Torreno war nie gerade das gewesen, was man als rank und schlank bezeichnen würde, doch der Mann, der da zu ihm kam, war regelrecht fett und schien alle Kraft und allen Willen verloren zu haben, die einen Mann normalerweise aufrecht halten. Er ging vornübergebeugt und ließ sich schlaff auf den Schemel sinken, und als Janner die dunklen Ringe unter seinen Augen studierte und die schütteren, grauen Haare am Ansatz der hohen Stirn, fühlte er sich einen seltsamen Moment lang sehr viel lebendiger als sein alter Arbeitgeber.
    Dann wartete er darauf, dass Don Torreno irgendwas sagte, doch der alte Mann saß nur da und schaute ihn nachdenklich an. Hinterher fiel Janner eine Menge ein, was er in diesem Moment hätte sagen können, aber er tat es nicht, und so verging eine durchweg unangenehme Stunde, in der sein Besucher und er einander nur anschauten, bis Janner jede Linie in dem breiten Gesicht vertrauter war als sein eigenes. Schließlich erhob sich der Don, ging zur Tür, klopfte und wurde hinausgelassen. Ein paar Stunden später kamen die Wachen noch einmal, um den Schemel zu holen und seine Ketten zu lockern, sodass er den Eimer benutzen konnte.
    Am nächsten Tag kam der Don abermals zu Besuch, diesmal in Begleitung eines Mannes, den Janner nicht kannte. Seinen schmalen Zügen nach zu schließen war er Pherenide und gehörte wahrscheinlich zur Besatzung der Burg. Halb rechnete Janner damit, dass sich der Ablauf des Vortages wiederholen würde, und setzte gerade an, dem Don eine besonders gewitzte Begrüßung zuteilwerden zu lassen, als der zu seiner Überraschung zu ihm hintrat und mit einem Kohlestift eine scheinbar wahllose Stelle auf seinem Arm markierte.
    Dann nickte er seinem Begleiter zu und nahm auf dem Schemel Platz. Von dort verfolgte er, wie der Pherenide mit Hilfe eines gebogenen Küchenutensils, dessen Name Janner sich nie hatte merken können, die markierte Stelle aus seinem Arm schälte.
    Da sagte Janner dem Don dann doch ein paar der Dinge, die er sich überlegt hatte, auch wenn es wahrscheinlich nicht allzu klug war. Der Don aber achtete gar nicht weiter darauf. Eine Weile schien er völlig

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