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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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Becher. Das Besteck war aus Gold, doch verglichen mit dem Luxus, den Cassiopeia in ihrer Jugend erlebt hatte, mutete das Mahl seltsam schlicht an.
    Umringt war er von seinen engsten Beratern und den Kommandanten seiner Leibwache, zwei muskulösen Männern mit nacktem Oberkörper, die beide den Löwen trugen. Zu seiner Rechten standen ein herrschaftlich gewandeter Mann, den sie für den Präfekten Garions, den Herrn dieser Festung hielt – und ihr Vater. Dougal. Zu beiden Seiten der Halle warteten die Gäste des Präfekten und die Generäle des Kaisers ungeduldig darauf, dass er sein Mahl beendete und ihnen Gehör schenkte, und hinter dem Thron standen mehrere kahlgeschorene Priester mit dem Sonnenzeichen auf der Stirn.
    Der Blickfang im Raum aber waren die beiden blutigen Gerüste in seiner Mitte. Sie erinnerten Cassiopeia an eiserne Schaukelstühle, bloß dass die zugespitzten Rückenlehnen längs, nicht quer standen und direkt durch die beiden Männer führten, die man nackt und in kniender Haltung darauf festgekettet hatte. Sie waren kahl und trugen dieselben Zeichen auf der Stirn wie die Priester,und dem gelegentlichen Tropfen ihres Bluts nach zu schließen waren sie noch nicht lange tot. Die meisten Menschen im Saal gaben sich alle Mühe, sie nicht zu beachten, und Cassiopeia tat es ihnen nach einem kurzen Blick auf die Unglücklichen gleich.
    Der Kaiser tupfte sich den Mund ab, und eine Sklavin reichte ihm eine Schüssel mit Wasser, in das er kurz seine Hände tauchte. Es war jedoch der Präfekt, der zuerst das Wort an sie richtete.
    »Wer bist du, Karsai, und was willst du ausgerechnet zu dieser Stunde von uns?«
    Cassiopeia verneigte sich, weil das, wie sie annahm, die Art war, wie man mit dem Kaiser Geschäfte machte.
    »Mein Gebieter«, sprach sie ihn an und ignorierte das wütende Gesicht des Präfekten, »mein Name ist Cassiopeia Tial, Tochter von Senator Latian Tial – Eurem ergebenen Diener –, und ich bringe Euch wichtige Kunde.« Sie wollte den Wechselbalg nicht ansehen – konnte es nicht –, aber aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie er amüsiert die Braue hob. Ihr Vater hatte immer so geschaut, wenn sie ihm erklärt hatte, dass sie einmal Volkstribunin werden wollte; oder den Fealva das Wäldchen am Rand ihres Besitzes schenken; oder fortgehen, Abenteuer erleben.
    »Rede gefälligst mit mir«, schnappte der Präfekt. »Die Sonne des Reichs wird schon entscheiden, ob deine Worte ihr Interesse wecken … oder nicht.«
    Abermals glaubte sie das Tropfen von Blut auf dem Marmor zu hören, doch sie ließ sich nicht davon beirren.
    »Ich weiß, wer hinter dem Angriff steckt«, sagte sie zum Kaiser. »Ich weiß, wie sie es anstellten, wohin sie geflohen sind, und was sie nun vorhaben.«
    Der Präfekt wollte sie maßregeln, doch die schlaffe Hand des Kaisers gebot ihm, zu schweigen.
    »Sag, mein Freund«, wandte er sich an den Wechselbalg, »wie kommt es, dass ich deine reizende Tochter erst jetzt kennenlerne? Ich muss sagen, eine gelungene Überraschung an diesem ereignisreichen Morgen.«
    »Ich wollte sie Euch schon lange vorstellen«, lächelte der Senator und neigte den Kopf. »Doch erst heute ist sie meiner Einladung gefolgt. Ist das nicht faszinierend? Sie hat ihren eigenen Willen.« Sein Lächeln richtete sich auf sie, und sie spürte dieselbe Macht, die der weibliche Wechselbalg in den Wäldern Tirauns auf sie angewandt hatte, und versteifte sich. »Ist es nicht so, meine Tochter?«
    »Es gab gewisse Widerstände im Senat«, zwang sie sich zu sagen. »Widerstände, die ich erst überwinden musste. Eine alte Geschichte. Ihr werdet vielleicht davon gehört haben.«
    »Ausgezeichnet!« Der Kaiser nickte erfreut. »Dann hast du den fetten Fulmon aufgeschlitzt? Ich habe es immer gesagt – wer mit den Wölfen rennt, muss in Form bleiben.«
    »Oder den Löwen«, merkte Dougal an, und der Druck der unsichtbaren Hand, in der er sie alle hielt, lockerte sich etwas.
    »Den Löwen!«, lachte Neoris Rodus. »Tial, das ist ein wirklich gelungenes Wiedersehen.«
    »Meine Sonne«, schaltete der Präfekt sich ein, doch der Kaiser winkte ab und beugte sich vor, als verfolgte er mit seinen müden Augen einen Gladiatorenkampf. »Sag mir, was du weißt, Mädchen, und wenn es etwas ist, das uns diesen Morgen vergessen lässt, sollen du und dein Haus reich entlohnt werden.«
    Einen Moment lang verschlug es Cassiopeia die Sprache. Da saß der mächtigste Mann der Welt, der den Mord an ihrer Familie wahrscheinlich aus

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