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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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Cassiopeia Tial«, funkelte der Kaiser. »Wohin wollen sie?«
    »Der Name des Ortes«, sagte sie und spürte das Feuer, das sie in ihm entfacht hatte, und die Augen des Wechselbalgs, die nun ganz auf ihr ruhten, »ist Geador.«
    »Geador«, wiederholte der Kaiser das Wort, als wäre es eine Rebsorte, oder der Name einer neuen Sklavin, die sein Gefallen erregt hatte. »Tial? Hast du je von einem Ort dieses Namens gehört?«
    »Meine Sonne«, sagte der falsche Senator demütig, »das habe ich in der Tat. Es handelt sich um einen alten Orden im teverischen Brachland. Ich sehe keinen Anlass, an den Worten meiner Tochter zu zweifeln.«
    Ein Raunen ging durch den Saal, und einen Moment erwartete Cassiopeia, dass der Präfekt oder einer seiner Gäste den Senator zur Rede stellen würde.
    Der Kaiser jedoch sank mit einem tiefen Seufzen in seinen Thron zurück.
    »Macht mein Schiff bereit.«
    Der Wechselbalg lächelte zufrieden.

VII
DAS LICHT HINTER DEN WOLKEN

    Geador – Das Calabar Yauri – Das letzte Zeichen – Der Zorn der Wesenheiten – In Flammen – Die Duelle – Neseja – Die Befreiung des Nordens – Am Rande des Meers – Sariks Stern – An der Wegkreuzung – Wie alles endet

GEADOR
    I m Spätsommer des Jahres 1598 alter Zeitrechnung stand das pherenidische Imperium vor dem Fall. Gull hatte sich für unabhängig erklärt, und auch wenn die Präfekten der Nachbarprovinzen aus der Sicherheit ihrer Festungen zum Krieg gegen die Abtrünnigen riefen, zögerten die Dons, Geld und Leben in einen Kampf zu investieren, der ihnen nicht profitabel erschien. Das wiederum machte die Präfekten nervös, und so zögerten auch sie, zu viele ihrer Truppen aus dem eigenen Gebiet abzuziehen.
    Dennoch schafften es die Herren von Garion, Eccleton und Glaive, trotz ihres misslichen Treffens in Damosfels eine beeindruckende Streitmacht zusammenzustellen, die in den ersten Septembertagen mit höchst einfach gehaltenen Befehlen die Grenze überquerte, um Gull entweder umzustimmen oder abzustrafen.
    Die Soldaten aber waren verunsichert, und viele nutzten die Gelegenheit, sich selbst zu bereichern oder zu desertieren; denn das Herz des Imperiums war erkrankt.

    Alles war so anders gekommen, als April es sich ausgemalt hatte. Weder hatten sie Zeit zum Ausruhen, noch Anlass zum Feiern.
    Edric war in Garion in der Obhut eines Heilers geblieben. Sobald er wieder gesund wäre, sagte er ihr zum Abschied, wollte er nachkommen und in Teveral nach ihnen suchen; aber wie er sie ansah, wussten sie beide, dass es dazu nicht kommen würde.
    Janners Verletzungen heilten wie üblich deutlich rascher. Nach einer Woche mit dem Wagen saß er wieder mit ihnen im Sattel, seine Stimmung aber verschlechterte sich zusehends, je näher sie der Grenze kamen, und das bedrückte sie.
    »Danke, Liebling«, sagte sie eines Abends, als sie unter sich waren. »Dass du mich begleitest, meine ich.«
    Er schüttelte verwundert den Kopf. »Das steht doch außer Frage. Du hast es Sarik versprochen.«
    »Ich weiß, dass du ihm nicht traust.«
    »Es ist nur das Irrlicht«, wehrte er ab. »Meine Tante hat mich immer vor ihnen gewarnt, wenn wir zum Pilzesammeln in den Wald gingen.«
    Sie lachte und nahm seine Hand. Der wahre Grund für seine Verstimmung, das ahnte sie, war ein anderer.
    All ihren Siegen zum Trotz waren sie gescheitert. Die Geschichte von Banneisen und Schneeklinge war erzählt und vergangen wie der Sommer; die Welt hatte ein neues Kapitel aufgeschlagen, und keiner wusste, wie es heißen würde.
    Die Lage in Gull war schlimmer, als sie erwartet hatten. Die zwischen zwei Küsten gelegene Provinz mit dem hinterwäldlerischen Ruf bot sich ihnen als einziger Flächenbrand dar: kaum ein Dorf, kaum ein Gehöft, das nicht in Trümmern lag; überall mordeten und brandschatzten die imperialen Truppen. So ritten sie eine längere Strecke ausschließlich bei Nacht und vermieden es, irgendwem zu begegnen, oder führten allzu Neugierige an der Nase herum, wobei ihnen das Irrlicht trotz Janners Vorbehalten gute Dienste leistete.
    Mehr als einmal bat April den Zauberer, ob er nicht etwas tun könnte, das Leid, das sie sahen, zu lindern: die Feuer mit einem Regen löschen, ein Dorf einfach im Nebel verbergen; doch der Zauberer hüllte sich in höfliche Andeutungen, dass dies nicht mehr die Zeit für ihn sei, sich in die Geschicke der Menschen zu mischen, und drängte zur Eile.
    April vermutete, dass er beim Anblick des tausendfachen Unglücksgenauso überfordert war wie

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