Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)
Gegensatz zu einer gewissen anderen Person.« Sie lachten kurz auf.
»Und Cassiopeia?«, fragte Toska. »Was wurde aus ihr?«
Da verkrampfte sich Aprils Hand um Janners Arm, und sie wandte den Blick ab.
»Oh, ich sehe schon, ich bin schon wieder in ein Fettnäpfchen getreten«, murmelte Toska und bettete sich auf seine Satteltaschen. »Wisst ihr was, ich haue mich jetzt eine Weile hin. Weckt mich, wenn ihr jemanden für die Wache braucht, ja?«
»Danke, Toska«, sagte Janner.
Eine Weile saßen sie schweigend da und lauschten auf die Stimmen und die Freudenrufe an den anderen Feuern, die sich am Waldrand entlang bis weit in die Nacht zogen. Jemand hatte eine Handtrommel und eine Schalmei dabei und spielte ein paar einfache Tänze. Dann begannen die Musiker, um die Feuer zu ziehen, und entfernten sich immer weiter. Die meisten Männer in der Nähe schliefen schon. Nach einer Weile begann auch Toska zu schnarchen.
»Glaub mir, ich hatte nicht damit gerechnet, sie hier noch einmal zu sehen«, sagte Janner schließlich, und April richtete sich etwas auf und griff nach dem Wein. »Dabei hätte ich es eigentlich wissen sollen. Geht es dir denn wirklich wieder gut?«
»Ja«, sagte sie. »Manchmal spielen mir meine Augen noch einen Streich, aber es ist schon viel besser. Heute Mittag waren noch überall bunte Flecken, wie wenn man zu lange in die Sonne gestarrt hat.«
»Was macht deine Hand?«
Unbehaglich rieb sie sich das Gelenk. »Kribbelt noch etwas, aber das ist alles.«
»Cassiopeia hat sie dir wirklich …?«
»Ich war vorhin noch sehr durcheinander«, wiegelte sie ab. »Wahrscheinlich habe ich mir vieles von dem, was heute passiert ist, nur eingebildet.«
Sie und Sarik warfen sich einen langen Blick zu, der Janner nicht entging.
»Und dein Schwert? Du hast gesagt, sie hat es dir abgenommen.«
»Das hat sie auch. Ich verstehe nur immer noch nicht, warum.«
»Er hat es gebraucht«, sagte Sarik. »Sie muss es für ihn geholt haben.«
»Er?«, fragte April.
»Der Magier, der das Schwert einst schmiedete.«
»Er war da?«, staunte April. »Bei der Schlacht?«
»Er war der Grund der Schlacht«, sagte Sarik.
»Ich verstehe nicht«, sagte April.
»Sein Name war Zearis«, sagte Sarik, ohne sie anzusehen. »Er war einmal einer von uns. Doch das reichte ihm nicht. Er tötete eine der Wesenheiten, um ihren Platz einzunehmen.«
Janner wollte etwas sagen, doch April fasste ihn am Arm.
»Das alles geschah vor sehr langer Zeit«, fuhr Sarik fort. »Doch es wurde nicht vergessen. Korianthe öffnete die Pforten, weil wir uns in ihren Augen versündigt hatten. Sie dachte, unser aller Tod sei der einzige Weg, die Wesenheiten zu versöhnen und die alte Ordnung wieder einzusetzen – deshalb rief sie sie zu uns.«
Er ließ den Kopf hängen.
»Lange Jahre dachte man, er sei besiegt worden. Doch in Wahrheit gab er seine alte Existenz nur auf und lebte fort, in Gestalt der Wechselbälger, um sich vor unserem Zorn und unserem Neid zu verstecken.«
»Odwyn«, sagte Janner. »Heißt das, auch er hat uns die ganze Zeit beobachtet … wegen des Schwerts?«
»Beobachtet ein Weizenfeld die Sonne, die über ihm scheint?«, erwiderte Sarik. »Ein Wald den Regen, der auf ihn fällt?«
April dachte an den Kampf um das Depot zurück, und an den Eolyn in Thain. »War der Magier ein Eolyn? Mit weißem Haar?«
»Zearis war nicht Eolyn noch Mensch. Nicht Magier noch Gott. Erst gab es keinen Platz für ihn; dann versuchte er, alles zu sein, und ist daran gescheitert. Ich frage mich, was aus ihm wurde, und wo er jetzt ist.«
»Aber wozu das Schwert?«
»Ich bin mir nicht sicher«, gestand Sarik. »Doch du kennst die Geschichte: Es hat ihm schon einmal alles gewonnen und alles genommen. Es war sein Anfang und sein Ende, sein Meisterstück; und er hat es vor uns allen versteckt. Ich nehme an, dass das Schwert so etwas wie der Schlüssel war, der ihn befreien sollte. Das letzte Stück eines Mosaiks – seiner selbst. Zumindest scheint er das geglaubt zu haben. Korianthe hat es geglaubt, und es als Lockmittel benutzt.« Er schüttelte unmerklich den Kopf. »Ichfrage mich, ob er wollte , dass sie es glaubt, damit sie das Schwert für ihn findet – während er dafür sorgte, dass jemand bereit stand, die Finderin zu bezwingen. Vielleicht wollte er auch bloß verhindern, dass jemand von uns die Wahrheit erkennt. Falls er sie denn selbst kannte.«
»Die Wahrheit?«, fragte April leise. »Was war die Wahrheit?«
»Die Wahrheit«, sagte
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