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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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Schiffen sein sollten.
    Doch wie so häufig in der langen Geschichte des Krieges wurde ihr Plan hinfällig, kaum dass es daranging, ihn in die Tat umzusetzen.
    Die Ebene wirkte, als ob ein flammender Riese durch sie gestapft wäre. Ein starker Wind trieb Rauch und Wolken vor sich her. Wo sich der Orden befunden hatte, klaffte nur noch ein tiefer, qualmender Krater im Boden, und Janner fühlte, wie ihm das Herz sank und aller Mut ihn zu verlassen drohte. Das Heerlager war völlig verwüstet: Die meisten Zelte waren abgebrannt oder wurden gerade hastig geräumt. Die Disziplin der kaiserlichen Truppen, das wurde schnell offenbar, hing nur noch an einem seidenen Faden; und kaum dass sie die ersten Reiter auf dem Kamm entdeckten, ließen viele ihr Gepäck und ihre verwundeten Kameraden einfach liegen und nahmen Reißaus. Nur eine einzige Kohorte von etwa vierhundert Mann bezog trotzig am Südrand des Lagers Position.
    »Kesselt sie ein«, sagte Janner grimmig. »Bietet ihnen an, sich zu ergeben, wenn sie so weit sind.« Er durfte sich jetzt nicht von seiner Sorge um April leiten lassen – erst musste dieser Kampf zu Ende gebracht werden. An seiner Seite ritt Toska, der ihm knapp zunickte und die Befehle mit Handzeichen und Flaggen an die anderen weitergab. Dann hoben sie die hastig zusammengenähten Banner Teverals, die nicht viel mehr als schmutzigblaue Lumpen mit einem hellen Fleck darauf waren, der die aufgehende Sonne darstellen sollte, und ritten in die Ebene.
    Nach kaum einer Stunde war der Kampf vorbei. Die Truppen des Kaisers gaben auf, als die ersten Offiziere gefallen waren. Viele Soldaten waren so verstört, dass sie gleich zu Beginn überwältigt und entwaffnet werden konnten. Sie phantasierten von einer furchtbaren Katastrophe, die sich vor wenigen Stunden ereignet hatte, und schienen sich nicht darum zu kümmern, was aus ihnen wurde. Es war wie ein Wunder.
    Der Kaiser, das sprach sich bald herum, war tot, auch wenn es sehr widersprüchliche Berichte über sein Ende gab. Seine Leibgarde, die als ebenso unbezwingbar wie loyal galt, hatte gar nicht erst in die Schlacht eingegriffen und sich ergeben. Die Karsai sagten, der geeinte Gott habe ihren Herrn für seinen Frevel gerichtet. Eine Handvoll Deserteure war offenbar schon heute früh zur Küste aufgebrochen.
    General Atior hätte am liebsten sofort die Verfolgung aufgenommen, aber die Männer waren vom Gewaltmarsch der letzten Tage völlig erschöpft und konnten sich jetzt, da die Schlacht, der sie so lange entgegengefiebert hatten, geschlagen war, kaum noch auf den Beinen halten. Weil sie aber auch nicht in dieser unheimlichen Ebene lagern wollten, die immer noch von vereinzelten Erdstößen erschüttert wurde, vereinbarten sie einen Treffpunkt gut zwei Stunden südlich von hier.
    Endlich machte sich Janner auf die Suche nach April. In seinem Kopf malte er sich verschiedenste Schrecken aus: Sie war noch im Orden gewesen, als sich die Katastrophe ereignete. Sie war durch den Geheimgang entkommen, aber der Armee in die Arme gelaufen. Sarik hatte etwas mit ihr getan, und –
    Doch für Janner vollzog sich an diesem Tag ein zweites Wunder: Er fand April mitsamt ihrem Zauberer fast genau dort, wo er sie verlassen hatte, an der Flanke des Hügels. Sarik lag reglos am Boden. April saß etwas abseits und blinzelte in die Sonne, die gerade durch die dunklen, schnell ziehenden Wolken brach. Der Wind fuhr ihr durch das Haar, und als sie ihn entdeckte, da lächelte sie. Sie war fast genauso schmutzig wie er, und aus irgendeinem Grund hatte sie ihr Schwert nicht bei sich.
    Wortlos stieg er ab und trat zu ihr. Sie blickte ihn immer noch an, als glaubte sie nicht recht daran, was sie sah.
    »Bist du’s wirklich?«, fragte sie. »Entschuldige, aber meine Augen haben mich heute schon einmal im Stich gelassen.«
    »Ich bin’s«, sagte er, und da stand sie auf und sie fielen sich in die Arme.

    Später saßen sie um ein Lagerfeuer am Rande eines Waldes: April, Janner, Sarik und Toska, und eine Handvoll erschöpfter Männer auf der anderen Seite. Ihr Feuer war nur eines von vielen an diesem Abend, und um die meisten saßen Dutzende von Männern. Da sie mit leichtem Gepäck gereist waren, hatten sie den Großteil ihrer Vorräte mittlerweile aufgebraucht, und so gab es lediglich die Reste aus dem kaiserlichen Lager und das wenige Wild, das ihre Bogenschützen erlegt hatten. Trotzdem war es ein Festmahl. Sogar etwas pherenidischen Wein hatten sie, um ihren Sieg zu feiern, auch

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