Das Licht Von Atlantis
Aber ich habe den - den - den Anführer der Schwarzmäntel gesehen, als - als Micon gefoltert wurde. Er -« Reio-ta schluckte schwer, und sein Mund bewegte sich krampfhaft. »Micon riss einem die Ma-Maske ab, und dafür bb-blendeten sie ihn -«
»Mein Sohn, ich -«
Reio-ta stemmte sich in die Höhe, seine Hände zitterten. Seine Augen waren nass, und sein Mund zuckte. »Nein! Nein! Wächter, lass mich sprechen oder sterben! Ich hörte sie darüber reden, dieser Mann schütze die Schwarzmäntel und wende Ver-Verdacht von ihnen ab. Ich habe sein Gesicht deutlich gesehen!«
»Kannst du dich auf dein Gedächtnis wirklich verlassen, mein Sohn?« fragte Rajasta heiser. »Erinnerst du dich tatsächlich an dies Gesicht?«
»Ja.« Reio-ta fiel auf sein Kissen zurück. Seine Augen waren zugefallen, sein Gesicht wirkte müde und resigniert. Er war überzeugt, Rajasta glaube ihm kein einziges Wort. »Ja, ich weiß, wer es ist. Talkannon.«
Rajasta sah, dass er die Wahrheit sprach. Bitter wiederholte er: »Talkannon!«
9. SCHWARZE SCHATTEN
Domaris legte ihrer Schwester die Schriftrolle in den Schoß. »Kannst du Geburtskarten lesen, Deoris?« erkundigte sie sich freundlich. »Ich würde sie dir ja vorlesen, aber ich habe es nicht gelernt -«
Lustlos antwortete Deoris: »Karahama hat es mich vor Jahren gelehrt. Warum?«
»Rajasta hat mir dies für dich mitgegeben. Nein -« wehrte sie den Protest ihrer Schwester ab. »Du hast dich bisher geweigert, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen. Jetzt müssen wir irgendein Arrangement treffen. Dein Kind muss anerkannt werden. Es mag sein, dass deine eigene Position dir nichts bedeutet, aber stelle dir einmal dein Kind als eine der Namenlosen vor!«
»Was spielt das schon für eine Rolle?« fragte Deoris gleichgültig.
»Für dich im Augenblick vielleicht keine«, gab Domaris zurück, »aber für dein Kind - das leben muss - entscheidet es darüber, ob es wie ein Mensch oder wie ein Ausgestoßener behandelt wird.« Ihr Blick ruhte streng auf dem rebellischen jungen Gesicht. »Rajasta sagte mir, dass es eine Tochter wird. Möchtest du, dass es ihr wie Demira geht?«
»Nein!« schrie Deoris auf und gab sich plötzlich geschlagen. »Aber wer würde sie schon anerkennen?«
»Es hat sich jemand dafür erboten.«
Deoris war jung, und gegen ihren Willen sprang ein Funke von Neugier in ihr auf. »Wer?«
»Rivedas Chela.« Domaris machte keinen Versuch, es ihr schonend beizubringen. Deoris war zu lange der Wirklichkeit ausgewichen. Nun sollte sie sich an diesem Problem ruhig die Zähne ausbeißen!
»Puh!« Deoris sprang trotzig auf. »Nein! Niemals! Er ist doch verrückt!«
»Er ist nicht mehr wahnsinnig«, stellte Domaris ruhig fest, »und er bietet dir dies als Wiedergutmachung an -«
»Wiedergutmachung!« wütete Deoris. »Welches Recht hat er -« Sie brach ab, als sie Domaris' festem Blick begegnete. »Glaubst du wirklich, ich würde es zulassen, dass -«
»Ich rate es dir.«
»Oh, Domaris! Ich hasse ihn. Bitte, zwinge mich nicht -« Deoris weinte jetzt jämmerlich, aber die ältere Schwester blieb unerbittlich.
»Du brauchst nichts weiter zu tun, als bei der Anerkennung anwesend zu sein, Deoris«, sagte sie kurz. »Mehr verlangt er nicht -« Sie sah ihrer Schwester gerade in die Augen. »Mehr wird er nicht erlauben!«
Deoris ging schwankend zu ihrem Sitz zurück, sie war bleich und fühlte sich elend. »Du bist hart, Domaris... Aber es geschehe, wie du wünschst.« Sie seufzte. »Hoffentlich sterbe ich!«
»So einfach ist Sterben nicht, Deoris.«
»Oh, Domaris, warum? « bettelte Deoris. »Warum zwingst du mich dazu?«
»Muss ich dir das wirklich sagen?« Domaris wurde etwas milder, kniete sich hin und nahm ihre Schwester in die Arme. »Du weißt doch, dass ich dich liebe, Deoris! Vertraust du mir denn nicht?«
»Ja - doch, natürlich - aber -«
»Dann tu es - weil du mir vertraust, Liebling.«
Deoris klammerte sich an die ältere Schwester. »Ich kann nicht gegen dich kämpfen«, murmelte sie erschöpft. »Ich will tun, was du sagst, weil du es bist, nur dir zuliebe.«
»Kind, Kind - du und Micail seid alles, was ich liebe. Und ich werde auch dein Kindchen lieben, Deoris!«
»Ich kann das nicht!« Es war ein Aufschrei voller Qual und Scham.
Domaris schnürte es vor Kummer die Kehle zu, und sie spürte, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. Aber sie streichelte nur den traurig herabhängenden Kopf und versprach: »Du wirst sie bestimmt lieb haben, sobald du sie
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