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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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war. Die drei Töchter Talkannons sahen einander an, aber Deoris senkte schnell den Blick. Domaris und Karahama standen fast eine Minute lang unbeweglich, graue Augen und gelblichgrüne maßen sich. Es lag keine Zuneigung in diesen Blicken - aber das Schicksal hatte sie mit einem Band gebunden, das fast ebenso stark war, wie das zwischen Domaris und Deoris.
    Cadamiri brach polternd das angespannte Schweigen: »Genug davon! Isarma ist nicht schuldlos, das ist jetzt jedoch nicht wichtig. Über Deoris' Schicksal müssen wir noch entscheiden - das Kind des Dunklen Schreins aber darf nicht geboren werden!«
    »Was willst du damit sagen?« fragte Maleina streng.
    »Riveda hat dies Kind in Blasphemie und Sakrileg gezeugt. Das Kind kann nicht anerkannt und nicht in die Priesterkaste aufgenommen werden. Es darf nie geboren werden!« Cadamiris Stimme war laut und so unbeugsam wie seine Haltung.
    Deoris fasste krampfhaft nach der Hand ihrer Schwester, und Domaris begann unsicher: »Du willst damit doch nicht sagen -«
    »Lass uns realistisch sein, meine Schwester«, erwiderte Cadamiri. »Du weißt genau, was ich damit sagen will. Karahama -«
    Mutter Ysouda rief entsetzt dazwischen: »Das ist gegen unser strengstes Gesetz!«
    Aber ihr folgte Karahamas Stimme in honigsüßem und melodischem, beinahe liebkosendem Ton: »Cadamiri hat recht, meine Schwestern. Das Abtreibungsverbot gilt nur für die Lichtgeborenen, die dem Gesetz entsprechend anerkannt und aufgenommen worden sind. Kein Buchstabe des Gesetzes verbietet, eine Ausgeburt schwarzer Magie zu vernichten. Auch für Deoris wäre es besser, von dieser Last befreit zu werden...« Sie sprach mit großer Liebenswürdigkeit, doch unter ihren geraden, dicken Brauen warf sie Deoris einen solchen Blick nackten Hasses zu, dass das Mädchen zusammenzuckte. Karahama war ihre Freundin, ihre Mentorin gewesen, und nun dies! In den letzten Wochen hatte Deoris sich an verächtliche Blicke und abgewandte Gesichter gewöhnt, sogar daran, dass die Leute abergläubisch vor ihr zurückwichen und hinter ihrem Rücken flüsterten... sogar Elis benahm sich ihr gegenüber linkisch und fand Vorwände, Lissa von ihr wegzurufen... Doch der wilde Hass in Karahamas Augen war etwas anderes und traf Deoris besonders hart.
    Auf gewisse Weise hat Karahama recht, dachte Domaris verzweifelt. Wie könnte eine Priesterin - oder ein Priester - auch den Gedanken an ein Kind ertragen, das auf so unaussprechliche Weise ins Leben gerufen worden ist?
    »Es wäre besser für alle«, wiederholte Karahama, »und besonders für Deoris, wenn dies Kind niemals den ersten Atemzug täte.«
    Maleina trat vor und winkte Karahama zu schweigen. »Adsartha«, sagte sie, und der Klang ihres Priesternamens rüttelte die verängstigte, vollkommen mutlose Deoris auf. »Hast du dein Kind tatsächlich im Dunklen Schrein empfangen?«
    Domaris öffnete den Mund, doch Maleina schnitt ihr das Wort ab. »Ich bitte dich, Isarma, erlaube ihr, für sich selbst zu sprechen. War es in der Nacht des Nadir?«
    »Ja«, flüsterte Deoris schüchtern.
    »Aufzeichnungen im Tempel Caratras, die Mutter Ysouda wird bestätigen können«, erklärte Maleina kühl, »zeigen, dass Deoris jeden Monat bei Neumond - beachtet dies, mit absoluter Regelmäßigkeit - von ihren Pflichten beurlaubt wurde, weil sie zu dieser Zeit rituell unrein war. Ich selbst habe das auch im Grauen Tempel festgestellt.« Maleina presste die Lippen zusammen wie im Schmerz, denn sie dachte daran, in wessen Gesellschaft Deoris die meiste Zeit im Grauen Tempel verbracht hatte. »Die Nacht des Nadir fällt auf den Neumond...« Sie hielt inne, aber Domaris und die Männer sahen nur verwirrt drein, obwohl unter Karahamas schweren Lidern etwas wie Begreifen aufschimmerte. »Versteht ihr?« fuhr Maleina ungeduldig fort. »Riveda war Graumantel, lange bevor er Zauberer wurde. Die Gewohnheiten der Magier sind streng und unverbrüchlich. Er hätte einer Frau in den Tagen ihrer Unreinheit nicht einmal erlaubt, ihm vor die Augen zu kommen! Und erst recht war sie für ein solches Ritual unbrauchbar - es hätte alle seine Vorbereitungen ungültig gemacht! Muss ich euch die grundlegenden Tatsachen der Natur auseinandersetzen, meine Brüder? Riveda mag böse gewesen sein - aber glaubt mir, ein Dummkopf war er nicht!«
    »Nun, Deoris?« Rajasta sprach unpersönlich, aber auf seinem Gesicht zeigten sich erste Spuren der Hoffnung.
    »In der Nadir-Nacht -?« drängte Maleina.
    Deoris wurde blass und

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