Das Licht Von Atlantis
Weg gehen und -« sie legte die schlanken, ringgeschmückten Hände in einer schützenden Geste auf ihren Leib, und wieder sah Deoris dort mit Schaudern die deutliche Rundung »- mein Schicksal akzeptieren.«
Deoris rückte von ihr ab. »So akzeptiert eine Kuh ihr Schicksal!«
Domaris versuchte zu lachen; es wurde ein Schluchzen daraus.
Deoris schmiegte sich von neuem an sie und schlang die Arme um ihre Schwester. »Oh, Domaris, ich bin grässlich, ich weiß! Immerzu verletze ich dich, obwohl ich es gar nicht will. Ich liebe dich, aber das - das entheiligt dich! Es ist grauenhaft!«
»Grauenhaft? Warum?« Domaris lächelte traurig. »So kommt es mir gar nicht vor. Du brauchst keine Angst um mich zu haben, Liebling, ich habe mich nie stärker oder glücklicher gefühlt. Und was die Entheiligung angeht -« Nun war ihr Lächeln nicht mehr traurig. Sie nahm Deoris' Hand und führte sie noch einmal an ihren Körper. »Du dummes Kind! Als ob er mich entheiligen könnte - Micons Sohn!«
»Micon?« Deoris zog ihre Hand zurück und staunte Domaris fassungslos an. Töricht wiederholte sie: » Micons Sohn?«
»Natürlich, Deoris - wusstest du das nicht? Was hast du denn gedacht?«
Deoris antwortete nicht, sie sah Domaris nur sprachlos an. Domaris fühlte wieder das Schluchzen in sich aufsteigen. Sie fragte: »Was ist denn, Deoris? Magst du mein Baby nicht?«
»Oh! « Gequält von der entsetzlichen Erinnerung an Arkati, schrie Deoris noch einmal auf und entfloh schluchzend. Ihr folgten die besorgten Rufe ihrer Schwester.
7. WAS DIE STERNE OFFENBARTEN
Domaris lag auf einem Ruhebett in ihrem Zimmer und sah dem Spiel der Regenwolken über dem Tal zu. Lange, niedrige Wolken, tiefgrau mit weißen Schaumkappen wie Meereswogen, wurden von einem heftigen Wind über den Himmel geblasen. Dann und wann traf ein Sonnenstrahl Micons Gesicht. Der Atlanter hatte sich auf einem Kissenberg neben dem Ruhebett zurückgelehnt: seine verkrüppelten Hände ruhten in seinem Schoß, auf seinem dunklen Gesicht lag Frieden. Behagliches Schweigen herrschte zwischen ihnen. Das ferne Donnergrollen und das Brausen der stürmischen Brandung machten den schattigen Raum noch kühler und erholsamer.
Beide seufzten, als es an der Tür klopfte. Doch dann fiel der lange Schatten Rajastas über die Schwelle, und Domaris' Verärgerung löste sich in nichts auf. Sie erhob sich, immer noch schlank, immer noch mit den Bewegungen einer sich wiegenden Palme, und durchquerte den Raum. Der Priester entdeckte eine neue Würde in ihrer Haltung.
»Rajasta, hast du die Sterne für mein Kind gelesen?«
Er lächelte freundlich, und sie zog ihn zu einem Sitz am Fenster. »Möchtest du, dass ich in Micons Gegenwart mit dir spreche, meine Tochter?«
»Und ob ich das möchte!«
Bei ihrer nachdrücklichen Beteuerung hob Micon den Kopf und erkundigte sich: »Was bedeutet das, Herz der Flamme? Ich verstehe das nicht - was willst du uns über unser Kind erzählen, mein Bruder?«
»Ich sehe, dass einige unserer Bräuche in Atlantis unbekannt sind.« Rajasta lächelte freundlich und setzte hinzu: »Verzeih mir meine Befriedigung darüber, dass ich zur Abwechslung einmal dich zu meinem Schüler machen kann.«
»Du lehrst mich viele Dinge, Rajasta«, meinte Micon ernst.
»Du erweist mir viel Ehre, Sohn der Sonne.« Rajasta schwieg eine Weile. »Also in Kürze: Wie es der Brauch der Priesterkaste verlangt, muss die Stunde der Empfängnis nach deinen und Domaris' Sternen so genau wie möglich bestimmt werden, bevor du deinen Sohn anerkennen darfst - und das muss so bald wie möglich geschehen. Auf diese Weise erfahren wir Tag und Stunde seiner Geburt und können für ihn einen passenden Namen auswählen.«
»Noch bevor er geboren ist?« fragte Micon erstaunt.
»Würdest du zulassen, dass ein Kind namenlos geboren wird?« Rajasta war geradezu entsetzt. »Als Domaris' Initiator ist das meine Aufgabe - gerade wie ich, bevor sie geboren wurde, die Sterne für ihre Mutter gelesen habe. Sie war ebenfalls meine Akoluthin, und ich erkannte, dass ihre Tochter, wenn auch von Talkannon gezeugt, die wahre Tochter meiner Seele sein würde. Ich war es, der ihr den Namen Isarma gab.«
»Isarma?« Micon runzelte verwirrt die Stirn. »Wieso?«
Domaris lachte fröhlich. »Domaris ist nur mein Kindername«, erläuterte sie. »Wenn ich heirate -« ihr Gesichtsausdruck veränderte sich plötzlich, doch mit fester Stimme fuhr sie fort: »- werde ich meinen wirklichen Tempelnamen Isarma
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