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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wärst du nicht hier. Nun gut, ich werde sie behandeln.«
    Deoris wurde plötzlich ganz übel. Genauso hatte sich Riveda früher über die Liebe von Micon und Domaris lustig gemacht.
    »Wenn du sie unterrichtet hast, wie du sagst, ist sie zu wertvoll, als dass man ihre Weiblichkeit durch - das, was sie berührt hat, versengen und verdorren lassen dürfte.« Nadastor trat an das Bett; Deoris schloss die Augen und lag wie tot, während der Schwarzmantel die ungeschickt angelegten Verbände loswickelte und die Wunden mit einer so kalten unpersönlichen Berührung versorgte, als mache er sich an einer steinernen Statue zu schaffen. Riveda stand die ganze Zeit dicht neben ihm, und als Nadastor fertig war, kniete Riveda nieder und streckte eine dick bandagierte Hand nach Deoris aus.
    »Riveda!« hauchte sie schwach.
    Seine Stimme klang kaum kräftiger. »Es war kein Misserfolg. Wir werden es zum Erfolg bringen, du und ich - wir haben eine große Macht beschworen. Jetzt gehört sie uns, und wir können sie verwenden!«
    Deoris sehnte sich nach nichts als einem zärtlichen Wort. Bei diesem Gerede über die Macht fühlte sie sich elend und wurde ängstlich; sie hatte gesehen, was es bedeutet, diese Macht heraufzubeschwören, und wünschte sich nichts anderes, als sie schnellstens zu vergessen. »Eine - eine böse Macht«, brachte sie mit trockenem Mund heraus.
    Mit seiner üblichen Unerbittlichkeit erwiderte er: »Dauernd dieser Quatsch von Gut und Böse! Muss immer alles angenehm und schön sein? Willst du weglaufen, wenn du zum erstenmal etwas erblickst, das nicht in deine hübschen Träume passt?«
    Wieder hatte er es geschafft, sie ins Unrecht zu setzen. Sie flüsterte: »Nein. Verzeih mir -«
    Rivedas Stimme wurde wieder sanft. »Entschuldige, ich darf dir keinen Vorwurf machen, wenn du dich fürchtest, meine geliebte Deoris! Dein Mut hat nie versagt, wenn es darauf ankam. Du bist so schwer verwundet, und ich mache durch mein Reden alles noch schlimmer... Versuche zu schlafen, Deoris. Werde wieder gesund.«
    Sie fasste nach ihm, krank nach seiner Berührung, nach einem Wort der Liebe oder des Trostes - aber plötzlich brach Riveda mit erschreckender Heftigkeit in einen Strom von Blasphemien aus. Er fluchte und brüllte in wahnsinniger Wut, rief Unheil in einer scheußlichen Litanei herab, in der sich mehrere Sprachen zu einem grässlich anzuhörenden Mischmasch vereinigten. Deoris, über alle Maßen entsetzt und verängstigt, begann zu weinen. Riveda hörte erst auf, als die Stimme ihm versagte. Er warf sich mit dem Gesicht nach unten neben sie auf das Bett. Seine Schultern zuckten. Er war zu erschöpft, um sich zu bewegen oder noch ein einziges Wort zu sprechen.
    Nach langer Zeit wandte Deoris sich ihm unter Schmerzen zu und schob ihre Hand unter seine Wange, die dicht neben ihrer lag. Das brachte ihn halbwegs wieder zu sich. Er wälzte sich müde herum und sah Deoris mit großen, mitleiderregenden Augen an, die rot waren, weil ihm bei der Anstrengung viele Äderchen geplatzt waren.
    »Deoris, Deoris, was habe ich bloß getan? Wie kannst du mich noch so liebevoll anfassen? Fliehe, solange du noch kannst, verlasse mich, wenn du willst - ich habe kein Recht, noch irgend etwas von dir zu verlangen!«
    Deoris verstärkte den Druck ihrer Hand. Sie konnte sich nicht aufsetzen, aber ihre Stimme zitterte vor Hingabe. »Ich habe dir das Recht dazu gegeben! Und wo du hingehst, will auch ich hingehen! Es spielt keine Rolle, ob ich Angst habe. Riveda, weißt du denn immer noch nicht, dass ich dich liebe?«
    Rivedas blutunterlaufene Augen blinzelten. Zum erstenmal seit vielen Monaten zog er sie an sich und küsste sie leidenschaftlich, und er tat ihr mit seiner heftigen Umarmung weh. Dann besann er sich und rückte von ihr ab - aber sie legte ihre schwachen Finger um seinen rechten Arm oberhalb des Verbandes.
    »Ich liebe dich«, flüsterte sie noch einmal. »Meine Liebe ist groß genug, dass ich Göttern und Dämonen trotzen werde!«
    Rivedas Augen, trübe vor Schmerz und Kummer, schlossen sich. Als er sie wieder öffnete, war sein Gesicht ruhig, von neuem eine unerschütterliche Maske. »Vielleicht werde ich dich bitten, genau das zu tun«, sagte er mit leiser, angespannter Stimme. »Aber ich werde auf dem ganzen Weg nur einen Schritt hinter dir sein.«
    Nadastor, unsichtbar im Schatten unter der Bogentür des Raums, schüttelte den Kopf und lachte lautlos vor sich hin.
    Lange Zeit wechselten bei Deoris kurze klare Momente mit

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