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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nieder, Deoris. Rajasta, du gehst zur Seite und hältst dich von uns fern - lass nicht einmal deinen Schatten Deoris berühren!«
    Micons verrenkte Finger waren unsicher, aber er löste einen Knoten und öffnete den rotseidenen Beutel. Eine kurze Pause trat ein. Dann hielt Micon seine Hände so, dass Rajasta nichts sehen konnte und befahl leise: »Deoris - sieh dir an, was ich in meinen Händen halte.«
    Rajasta, dessen steife Haltung große Missbilligung verriet, sah nichts als ein kurzes, wenngleich fast blendendes Aufblitzen von etwas Glänzendem und Vielfarbigem. Deoris hatte aufgehört zu zappeln. Sie saß ganz still, und ihre Hände umschlossen die handgeflochtene Lederschnalle - es war ein unbeholfen angefertigtes Ding, offensichtlich das Werk eines Amateurs. Sanft sagte Micon: »Schau in das Wasser, Deoris...«
    Im Raum war es sehr still. Deoris' hellblaues Kleid flatterte in der Morgenbrise. Rajasta kämpfte immer noch gegen einen ungewohnten Zorn an; er betrachtete solche Zauberkunststücke mit Abneigung und Misstrauen. Spiele dieser Art durfte man kaum durchgehen lassen, wenn die Graumäntel sie veranstalteten, aber hier nahm ein Priester des Lichts derartige Hexereien vor! Er wusste, dass er nicht das Recht hatte, es zu verhindern, aber so sehr er Micon liebte, wäre der Atlanter ein gesunder Mann gewesen, hätte Rajasta ihn geschlagen und Deoris hinausgeführt. Der strenge Kodex der Wächter erlaubte ein solches Eingreifen jedoch nicht. So zog Rajasta nur die Schultern hoch und setzte eine strenge Miene auf - die natürlich keinerlei Wirkung auf den blinden Atlanter hatte.
    »Deoris«, fragte Micon, »was siehst du?«
    Die Stimme des Mädchens klang kindlich und leise. »Ich sehe einen Jungen, dunkel und flink... dunkelhäutig, dunkelhaarig, in einer roten Tunika... barfuss... seine Augen sind grau - nein, sie sind gelb. Er macht etwas mit seinen Händen... ja, er flicht die Schnalle, die ich halte.«
    »Gut«, stellte Micon ruhig fest, »du hast das Gesicht. Ich erkenne deine Vision wieder. Leg jetzt die Schnalle weg und sieh noch einmal in das Wasser... wo ist er jetzt, Deoris?«
    Ein langes Schweigen entstand. Rajasta knirschte mit den Zähnen, zählte die vergehenden Sekunden und brauchte seine ganze Willenskraft, um stumm zu bleiben.
    Deoris blickte verwundert und ein bisschen ängstlich in die Schale mit dem silbrigen Wasser. Sie hatte etwas Unheimliches erwartet, doch statt dessen sprach Micon mit ganz normaler Stimme zu ihr, und sie sah Bilder. Sie waren wie Tagträume; ob es die richtigen waren? In ihrer Unsicherheit zögerte sie, und Micon befahl mit einer Spur von Ungeduld: »Berichte mir, was du siehst!«
    Deoris sprach stockend. »Ich sehe einen kleinen Raum mit Steinwänden... eine Zelle - nein, nur einen kleinen grauen Raum mit einem Steinfußboden und Steinen bis zur halben Decke. Er - er liegt auf einer Matte und schläft...«
    »Wo ist er? Ist er in Ketten?«
    Deoris zuckte erschrocken zusammen. Das Bild löste sich auf, zerrann vor ihren Augen. Nur Wasser, dessen Oberfläche sich kräuselte, füllte die Schale. Micon atmete schwer und bezwang seine Ungeduld. »Bitte, sieh hinein und sag mir, wo er jetzt ist«, bat er freundlich.
    »Er ist nicht in Ketten. Er schläft. Er - er dreht sich um. Sein Gesicht - ah!« Deoris' stieß in einen erstickten Schrei aus. »Rivedas Chela! Der Wahnsinnige - der Apostat - oh, schick ihn weg, schick ihn -« Sie stockte und saß bewegungslos da, ihr Gesicht war eine starre Maske. Entsetzen und Furcht erfüllten sie. Micon sank kraftlos auf das Bett zurück und kämpfte darum, sich wieder aufzurichten.
    Rajasta konnte das alles nicht länger mit ansehen. Sein unterdrückter Zorn machte sich plötzlich mit Gewalt Luft. Er trat vor, riss Deoris die Schale aus der Hand, schüttete das Wasser aus dem Fenster und schleuderte die Schale in eine Ecke, wo sie mit hartem Klang niederfiel. Deoris glitt auf den Boden nieder. Ihr lautloses Schluchzen erschütterte ihren ganzen Körper in Krämpfen. Rajasta beugte sich über sie und befahl: »Hör auf damit!«
    »Vorsichtig, Rajasta«, murmelte Micon. »Sie braucht -«
    »Ich weiß, was sie braucht!« Rajasta richtete sich auf und warf einen wütenden Blick auf Micon, er sah, dass Deoris schnellstens geholfen werden musste. Er versuchte, sie auf die Füße zu stellen; sie hing ihm bewusstlos im Arm. Rajasta winkte in wildem Grimm seinem Sklaven und befahl: »Ruf den Priester Cadamiri - sofort!«
    Es dauerte nur eine

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