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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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oder zwei Minuten, bis der weißgekleidete Priester des Lichts mit diszipliniertem Schritt aus einem in der Nähe liegenden Gemach hereinkam. Cadamiri hatte sich auf die Zeremonie der Morgendämmerung vorbereitet. Der hochgewachsene, hagere Priester war noch jung, aber sein asketisches Gesicht war ernst und von Furchen durchzogen. Seine strengen Augen nahmen sofort die Szene in sich auf: das ohnmächtige Kind, die am Boden liegende Silberschale, Rajastas grimmiges Gesicht.
    »Bring Deoris in ihre Wohnung und kümmere dich um sie«, sagte Rajasta so leise, dass nicht einmal Micons scharfe Ohren etwas verstanden.
    Cadamiri zog fragend die Augenbrauen hoch und nahm Rajasta das Mädchen aus den Armen. »Ist es erlaubt, mich zu erkundigen?«
    Rajasta streifte Micon mit einem Blick, dann erklärte er langsam: »In großer Not wurde sie über die Geschlossenen Orte hinausgeschickt. Du weißt, wie du sie ins Bewusstsein zurückrufen kannst.«
    Cadamiri hob den zusammensinkenden, halb leblosen Körper des Mädchens auf und wandte sich zum Gehen, doch Rajasta hielt ihn zurück. »Sprich nicht darüber! Ich hatte es gestattet. Vor allem - sag der Priesterin Domaris kein Wort! Belüge sie nicht, sorge nur dafür, dass sie die Wahrheit nicht erfährt. Wenn sie dich drängt, verweise sie an mich.«
    Cadamiri nickte und verließ das Zimmer; er hielt Deoris wie ein kleines Kind in den Armen. Rajasta hörte ihn noch brummen: »Welche Not kann so groß sein, dass man so etwas erlaubt?«
    »Ich wollte, ich wüsste es«, sagte Rajasta zu sich selbst. Er wandte sich wieder dem erschöpften Atlanter zu und blieb einen Augenblick nachdenklich stehen. Micons Wunsch, etwas über das Schicksal seines Bruders Reio-ta zu erfahren, war verständlich, aber wie konnte er Deoris einer solchen Gefahr aussetzen!
    »Ich weiß, was du denkst«, erklang Micons matte Stimme. »Du fragst dich, warum ich, wenn mir diese Methode zu Gebote stand, sie nicht früher benutzt habe - oder wenigstens unter besseren Vorzeichen.«
    »Dies eine Mal -« sagte Rajasta barsch und mit verhaltenem Zorn »- liest du meine Gedanken falsch. In Wirklichkeit frage ich mich, wie du nur in solchen Dingen herumpfuschen kannst!«
    Micon lehnte sich seufzend gegen seine Kissen. »Es war nicht aus Leichtfertigkeit, Rajasta. Ich musste wissen, wie es um meinen Bruder steht. Und deine Methoden hatten versagt. Hab' keine Angst um Deoris.« - Er winkte schwach ab, als Rajasta sprechen wollte - »Ich weiß, dass Gefahr besteht. Aber die Gefahr, in der sie sich vorher befand, war nicht geringer, und ihr alle, du, Domaris, mein ungeborenes Kind und alle anderen, die mit mir in Verbindung stehen, sind auch bedroht. Vertraue mir, Rajasta. Ich weiß genau, was ich getan habe - ich weiß es besser als du, sonst würdest du anders empfinden.«
    »Ich soll dir vertrauen?« fragte Rajasta. »Ich tue es ja; andernfalls hätte ich dies gar nicht erlaubt. Doch bin ich nicht zu diesem Zweck dein Schüler geworden! Ich halte das dir gegenüber abgelegte Gelübde, aber dafür muss du auch einen Pakt mit mir schließen. Als Wächter kann ich mehr von dieser - dieser Zauberei nicht zulassen! Du hast recht, wir alle sind allein dadurch, dass wir dich unter uns haben, in Gefahr - aber jetzt hast du diese Gefahr auf einen gefährlichen Höhepunkt getrieben! Du hast erfahren, was du wissen wolltest. Deshalb will ich dir verzeihen. Hätte ich jedoch früher erkannt, was du genau vorhattest -«
    Plötzlich und unerwartet lachte Micon. »Rajasta, Rajasta, du sagst mir in einem Atemzug, dass du mir vertraust und dass du mir nicht vertraust! Und von Riveda sagst du gar nichts!«

12. UNTERPFAND DES LICHTS
    Es gab ein Zeremoniell, zu dem nur wenige hohe Initiierte der Priesterschaft des Lichts zugelassen waren. Heute schimmerten ihre weißen Mäntel geisterhaft in der von Schatten verdunkelten Kammer. Die sieben Wächter des Tempels hatten sich versammelt, aber die heiligen Zeichen auf ihrer Brust waren mit silbrigen Schleiern bedeckt, und alle bis auf Rajasta hatten die Köpfe so dicht verhüllt, dass man unmöglich unterscheiden konnte, ob es sich um Männer oder um Frauen handelte. Nur Rajasta trug als Wächter des Äußeren Tors sein Abzeichen deutlich sichtbar auf der Brust, und auch auf seiner Stirn glänzte das Symbol.
    Rajasta legte seine Hand auf Micons Arm und sagte leise: »Sie kommt.«
    Micons hageres Gesicht leuchtete auf, und Rajasta empfand - nicht zum erstenmal - eine fast schmerzliche Hoffnung bei

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