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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Geheimdienstler überzeugt, »es war eine Aufforderung, ihnen das aerostat kampflos zu übergeben. Die wollen uns nur dazu bringen, das Luftschiff zu verlassen.«
    Sarah teilte Abramowitschs Argwohn nicht, aber ihr war auch klar, dass sie den Russen nicht dazu würde bringen können, gegen seinen Willen aus der Gondel zu steigen. »Wir danken dem Radscha für die freundliche Einladung«, sagte sie deshalb, »aber wir ziehen es vor, unsere Reise so rasch wie möglich fortzusetzen.«
    Der havildar schien die Absage nicht gelten lassen zu wollen. »Haben Ballon ohne Erlaubnis auf Boden von Radscha gelandet«, entgegnete er und lieferte gleichzeitig die Erklärung dafür, dass seine Leute und er vom Auftauchen des Luftschiffs ungleich weniger überrascht waren als die Zivilisten: Offenbar hatten sie schon britische Militärballons zu Gesicht bekommen und hielten die ›Kamal‹ lediglich für ein besonders großes Exemplar.
    »Das bedauern wir sehr«, versicherte Sarah, »ebenso, wie wir es bedauern, die Einwohner von Rampur erschreckt zu haben. Das lag nicht in unserer Absicht.«
    »Haben gelandet Ballon ohne Erlaubnis von Radscha«, wiederholte der Sergeant beharrlich. »Bashar nicht britischer Besitz. Bedeutet, dass Ballon gehört Radscha.«
    Sarah war zu verblüfft, um etwas zu erwidern, anders als Abramowitsch, der mit nichts anderem gerechnet zu haben schien. »Nun ist die Katze wenigstens aus dem Sack«, knurrte er. »Darauf also hat dieser Tagedieb es abgesehen. Er will unser Schiff.«
    »W-wozu?«, fragte Sarah verblüfft. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was der Herrscher einer hinterindischen Bergprovinz mit einem modernen Luftschiff anfangen wollte.
    »Wenn meine Informationen zutreffen, so ist der Radscha ein alter Zecher. Wahrscheinlich will er das aerostat, um es bei der Kolonialverwaltung gegen ein flüssiges Lösegeld einzutauschen. Sie haben ihm ja den Floh ins Ohr gesetzt, dass wir Briten wären.«
    »Es schien mir vernünftig«, verteidigte sich Sarah.
    »Vernünftig wäre es, diesem Großmaul da unten das selbige zu stopfen«, konterte Abramowitsch wütend. Dann straffte er seine Gestalt und wandte sich dem Anführer der Soldaten zu. »Auf keinen Fall«, stellte er klar. »Dieses Luftschiff ist unser Eigentum und steht unter dem Schutz der ...« - man konnte sehen, wie viel Überwindung es ihn kostete, die Worte auszusprechen - »der britischen Regierung.«
    Der Sergeant schien einen Augenblick nachzudenken, und Sarah und ihre Gefährten hofften, dass Abramowitschs Worte genügend Eindruck geschunden hätten, um die Soldaten umkehren zu lassen.
    Aber das war nicht der Fall.
    Auf einen Befehl ihres Anführers hin rammten die Kämpfer, acht an der Zahl, ihre Lanzen in den Boden und nahmen die Musketen von den Schultern, um sie zu laden.
    »Mist«, sagte Hingis herzhaft.
    Auch wenn die Passagiere des Luftschiffs ebenfalls bewaffnet waren - der Auftriebskörper und der Kanvas, mit dem die Gondel bespannt war, boten den feindlichen Kugeln zu wenig Widerstand, als dass die Gegenwehr von langer Dauer hätte sein können. Solange die ›Kamal‹ nicht in der Lage war, sich fortzubewegen, war sie den Angreifern nahezu schutzlos ausgeliefert, aller modernen Technik zum Trotz.
    Es war eine frustrierende Einsicht, die auch Abramowitsch zu dämmern schien. Gleichwohl zog es der Russe vor, sein Gewehr in den Anschlag zu nehmen und auf die Soldaten zu zielen. Igor tat es ihm gleich. »Wenn Sie das Feuer eröffnen«, rief er dazu, »werden wir das als feindlichen Akt werten und uns verteidigen.«
    Den havildar schien das nicht zu kümmern. Ohne Erwiderung riss er die gekrümmte Klinge aus der Schärpe und stieß sie in die Luft. Die Soldaten, die nebeneinander Aufstellung genommen hatten, legten auf das Luftschiff an.
    »Abramowitsch«, knurrte Sarah.
    »Ja doch«, erwiderte der.
    »Unternehmen Sie gefälligst etwas!«
    »Das werde ich. Diese Strauchdiebe werden es bitter bereuen, uns angegriffen zu haben.«
    »Und dann?«, fragte Sarah. »Wie viele von denen können Sie erledigen, ehe es jemanden von uns erwischt oder das Schiff irreparablen Schaden nimmt?«
    »Einige«, verkündete der Russe trotzig.
    »Und dann? Es werden noch mehr von ihnen kommen, und der Kampf wird zu Ende sein, noch ehe er richtig begonnen hat.«
    »Was schlagen Sie vor? Wollen Sie diesem Räuberpack unser Fortbewegungsmittel überlassen?«
    »Sicher nicht«, wehrte Sarah ab. »Aber im Gegensatz zu Ihnen benutze ich meinen

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