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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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würde?«
    »Wenn schon.« Abramowitsch strich sich über den Bart, der im Lauf der vergangenen drei Wochen in seinem Gesicht gewuchert war - zur Morgentoilette und anderen Tätigkeiten, die dem Behufe der Reinlichkeit dienten, bot sich nur selten Gelegenheit. »Ich werde mir von diesem Bauernpack nicht unser Schiff auseinander nehmen lassen.«
    »Ich bin Ihrer Ansicht, Hauptmann«, fügte Sarah mit vor Sarkasmus triefender Stimme hinzu. »Sie sollten die Menschen alle erschießen. Ich bin überzeugt, Igor erledigt das gerne für Sie.«
    Der Mann von der Ochrana erwiderte etwas Unverständliches. Dann gab er, sehr zu Sarahs Bestürzung, seinem Handlanger tatsächlich ein Zeichen, worauf dieser nach einem der Berdan-Gewehre griff.
    »Was ...?«, wollte Sarah fragen, als Igor auch schon feuerte - geradewegs in die Luft.
    Der peitschende Knall des Schusses zeigte dennoch Wirkung. Die aufgebrachten Bewohner, die sehr wohl zu wissen schienen, was ein bandook 27 anrichten konnte, wichen furchtsam zurück.
    »Dachten Sie wirklich, ich würde auf wehrlose Menschen feuern lassen?«, erkundigte sich Abramowitsch bei Sarah.
    »Der Gedanke kam mir«, gab diese zu.
    »Wie es aussieht, haben Sie noch eine Menge zu lernen.«
    »Seien Sie unbesorgt, Hauptmann. Ich lerne schnell ...«
    Abramowitsch wandte sich an Balakow und sagte etwas auf Russisch, worauf der Kapitän, der seine Uniform in Sewastopol zurückgelassen hatte und ebenso wie seine beiden Untergebenen Zivilkleidung trug, nur mit den Schultern zuckte und etwas erwiderte, dass dem Ochrana-Agenten ganz und gar nicht zu gefallen schien.
    »Was sagt er?«, wollte Sarah wissen.
    »Ich habe ihn aufgefordert, das Luftschiff wieder zu starten, da wir hier offenbar nicht erwünscht sind. Aber er sagt, dass das Auftriebsvolumen des Luftkörpers für den Landevorgang so beträchtlich verringert werden muss, dass wir erst in einer Stunde wieder abheben können.«
    »In einer Stunde?« Sarah hob die Brauen.
    »Genau das«, knurrte Abramowitsch, auf den nahen Wald deutend. »Bis dahin hängen wir womöglich alle schon an diesen Bäumen dort. Vielleicht werden wir bald doch gezwungen sein, auf diese ach so wehrlosen Menschen zu schießen.«
    »So wehrlos sind die nicht«, meldete sich Hingis, der an der Reling stand und wachsam auf die Meute blickte. »Seht euch das an!«
    Sie schauten in die Richtung, die der Schweizer ihnen bedeutete: Die Stadtbewohner hatten Verstärkung bekommen! Eine Abteilung Soldaten, die weiße Uniformen und Turbane trugen und mit Musketen bewaffnet waren sowie mit Lanzen, an deren Spitzen die Farben Bashars wehten, hatte sich zu der aufgebrachten Menge gesellt, deren Wortführer heftig gestikulierend mit dem Kommandanten sprach.
    Worum es ging, war unschwer zu erraten.
    »Oje«, machte Hingis düster. »Wenn die Soldaten das Feuer auf uns eröffnen, sind wir geliefert.«
    »Allerdings«, stimmte Abramowitsch zu. »Wenn der Auftriebskörper getroffen wird, schwindet jede Chance, dass wir innerhalb einer Stunde wieder von hier verschwinden. Igor!«
    Abramowitschs Schatten erwiderte nichts. Dafür griff er erneut zum Gewehr. Ein weiteres reichte er Abramowitsch.
    »Einen Augenblick«, verlangte Sarah. »Bevor wir schießen, sollten wir mit diesen Leuten sprechen.«
    »Nur zu«, forderte der Russe sie grinsend auf. »Aber ich warne Sie. Diese Hinterwäldler sind ebenso verschlagen wie gefährlich.«
    »Da sind sie nicht die Einzigen«, beschied sie ihm mit einem freudlosen Lächeln. »Allmählich bin ich daran gewöhnt.«
    Der Trupp der Soldaten hatte sich in Bewegung gesetzt und kam auf das Luftschiff zu, dessen Gondel rund zwanzig Schritte über dem Boden schwebte, gehalten nur von den Ankertauen und den beiden Matrosen, die noch immer unten am Boden waren. Wenn der Sergeant und seine Leute beeindruckt waren, so ließen sie es sich nicht anmerken. Herausfordernd schauten sie zur Gondel empor.
    »Briten?«, fragte der havildar in akzentbehaftetem, aber verständlichem Englisch.
    Sarah musste an das denken, was Abramowitsch ihr über den Radscha von Rampur erzählt hatte, und beschloss, dass es das Beste wäre, mit offenen Karten zu spielen. »Ja«, bestätigte sie. »Wir sind Wissenschaftler auf einer Erkundungsmission.«
    »Steigen herab«, forderte der Sergeant sie auf und winkte. »Werden gebracht in Palast des Radschas.«
    Sarah bedachte Abramowitsch, der neben ihr stand, mit einem Seitenblick. »War das gerade eine Einladung?«
    »Nein«, meinte der

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