Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
bezweifle«, erwiderte der Radscha kopfschüttelnd. »Nun ist er wieder hier und wird uns niemals wieder verlassen. Ihr werdet eure Reise allein fortsetzen.«
    »Aber das können wir nicht!«, widersprach Abramowitsch. »Nur der Einäugige kann uns den Weg zum ...« Der Russe unterbrach sich und schluckte den Rest des Satzes hinunter, zusammen mit der Wut, die in ihm brodelte. Der Radscha jedoch schien den Hinweis auch so verstanden zu haben. Seine Gesichtszüge wurden noch um einige Nuancen blasser, während sich seine Pupillen erschrocken weiteten.
    »Ihr sucht nach dem Meru«, ächzte er und wich furchtsam zurück, einen Arm wie zur Abwehr erhoben. »Vom Weltenberg ist Mig-shár einst gekommen. Es ist sein Ursprung ... unser aller Ursprung. Ihr trachtet nach Dingen, die den Sterblichen verwehrt sind.«
    »Aber nein«, suchte Sarah ihn zu beschwichtigen. »Wir sind nur Archäologen. Wissenschaftler, die nach der Wahrheit suchen.«
    »Nach verbotener Wahrheit«, verbesserte der Radscha sie kopfschüttelnd. »Ihr werdet den Tod finden«, prophezeite er rundheraus, »jeder Einzelne von euch.«
    »Aber ...«
    »Chandra wird euch nicht begleiten.«
    »Aber Euer Exzellenz, wir brauchen einen sirdar ...«
    »Sucht ihn euch unter den Pahari oder auf der anderen Seite der Berge«, zischte der Radscha und machte eine abschneidende Handbewegung. Seine Augen hatten einen seltsamen Glanz angenommen, und es war schwer zu sagen, ob dieser vom Alkohol rührte oder von innerer Panik. »Ich werde das Leben meines Neffen nicht aufs Spiel setzen, um eurer Vermessenheit willen. Tod und Verderben erwarten den, der die Geheimnisse der Götter ergründen will.«
    Sarah konnte sehen, wie Abramowitsch neben ihr unruhig wurde. Der Ochrana-Agent war ein eisenharter Realist, der mit Prophezeiungen und mystischen Andeutungen nichts anfangen konnte, vor allem dann nicht, wenn sie seine Pläne beeinträchtigten. Auch Sarah war nicht gerade begeistert über das, was sie zu hören bekamen, aber anders als Abramowitsch wusste sie aus Erfahrung, dass Drohungen in diesem Fall nicht hilfreich sein würden. Zumal, da sie der Gnade ihres Gastgebers in nicht unbeträchtlichem Umfang ausgeliefert waren.
    »Exzellenz mögen uns verzeihen, wenn wir Euch beunruhigt haben«, sagte Sarah deshalb schnell, noch ehe Abramowitsch etwas entgegnen konnte, und deutete eine Verbeugung an. »Dies lag keinesfalls in unserer Absicht. Wenn Ihr es wünscht, werden wir Rampur auf schnellstem Wege verlassen.«
    »Das wünsche ich allerdings«, bekräftigte der Radscha. »Den Rest der Nacht verbringt als meine Gäste im Palast. Bei Tagesanbruch jedoch verlasst Bashar und kehrt niemals zurück.«
    »Nichts anderes hatten wir vor«, versicherte Abramowitsch.
    »Und Mig-shár?«, fragte Sarah vorsichtig.
    »Der Auserwählte wird bleiben«, sagte der Radscha endgültig. Dann wandte er sich ab und ging zurück in die Halle.
    Abramowitsch folgte ihm wortlos. Weder Sarah noch Hingis bemerkten das listige Funkeln in den Augen des Russen.
     
    Obschon er nicht besonders groß war, verfügte der Palast von Rampur über mehrere Innenhöfe. In einem dieser Höfe gab es einen Obstgarten, wo Äpfel und Feigen wuchsen, aber auch Bananen, Aprikosen und andere exotische Früchte. Dorthin hatten sich Sarah und Hingis nach Beendigung des Gastmahls zurückgezogen, um sich ungestört zu besprechen, denn die Wände ihrer Quartiere, davon war Sarah überzeugt, hatten Augen und Ohren.
    Während der weise Ammon sich bereits hingelegt hatte und seinem alten Körper die nötige Ruhe gönnte, hatte Sarah keinen Schlaf finden können. Ruhelos war sie in ihrer Kammer auf und ab gewandert, bis sie sich schließlich ein Herz gefasst und Hingis aufgesucht hatte, dem es ebenso ergangen war. Gemeinsam hatten sie den Gästetrakt verlassen und den angrenzenden Obstgarten aufgesucht. Zwar hatten ihnen die beiden Posten, die am Eingang Wache hielten, argwöhnische Blicke zugeworfen, sie jedoch ungehindert passieren lassen.
    Die Nacht war klar, sodass ein Meer funkelnder Sterne den Himmel übersäte. Helles Mondlicht beleuchtete den Hof, und sah man von dem kühlen Wind ab, der hin und wieder von den Bergen wehte, war die von Jasmin getränkte Luft angenehm lau. Im Zentrum des Gartens, dessen Beete kreisrund angelegt waren, befand sich eine steinerne Bank, deren Seitenlehnen die Form von Affenköpfen hatten. Dorthin setzten sich Sarah und ihr treuer Begleiter und unterhielten sich flüsternd.
    »Ich sage es nicht

Weitere Kostenlose Bücher