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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Nacht beim Luftschiff verbringen, um es zu bewachen.«
    »Nein, Mylady.« Der Junge schüttelte den Kopf und schaute sie mit großen Augen an. »Die Russen - sind fort!«
    »Was?« Hingis zog ungläubig die Brauen hoch.
    »Bist du sicher?«, fragte Sarah. »Was bringt dich auf den Gedanken?«
    »Ich konnte nicht schlafen«, berichtete Ufuk unter noch immer rasselnden Atemzügen. »Habe Geräusche gehört, draußen auf dem Gang ... Tür geöffnet und sie gesehen.«
    »Wen?«
    »Abramowitsch und Igor - und sie hatten Chandra bei sich!«
    »Chandra?« Sarah brauchte einen Moment, um den Namen einzuordnen. »Den Neffen des Radschas?«
    »Evet.« Der Junge nickte. »Igor trug ihn. Der Neffe des Radschas war bewusstlos ...«
    Sarah und Hingis tauschten einen Blick. Ihre Meinungsverschiedenheit von vorhin war vergessen, es gab wichtigere Dinge, um die sie sich kümmern mussten. Ganz offenbar hatte Abramowitsch den Abreisetermin kurzfristig vorverlegt. Und was noch schlimmer war: Er war dabei, den Neffen des Radschas zu entführen, um nicht auf einen Führer verzichten zu müssen.
    »Wie kann er nur?«, stöhnte Hingis unter Aufgabe aller akademischen Zurückhaltung. »Dieser verdammte Idiot!«
    »Eine gute Frage«, pflichtete Sarah ihm bei. »Die ganze Garnison wird hinter ihm her sein. Er kann von Glück sagen, wenn er die Grenze lebend erreicht.« Sie schüttelte den Kopf, verständnislos über so viel Sturheit und Unverstand. »Wo sind Hieronymos und el-Hakim?«, erkundigte sie sich dann.
    »Den Einäugigen habe ich seit dem Abendessen nicht mehr gesehen«, gab Ufuk bekannt. »Und der Weise schläft in unserem Quartier. Die Russen haben uns nichts gesagt, als sie sich davongeschlichen haben. Ich glaube fast«, fügte er ein wenig leiser hinzu, »sie wollen uns zurücklassen.«
    »Ich verstehe«, sagte Sarah nur. Zwar wusste sie nicht, was genau Abramowitsch im Schilde führte, aber es gab eigentlich nichts, das sie dem Ochrana-Agenten nicht zugetraut hätte. Sie mussten handeln, ehe es zu spät war.
    »Ihr beide«, wandte sie sich an Ufuk und Hingis, »werdet jetzt in die Quartiere gehen und el-Hakim holen. Vom Gepäck nehmt nur das mit, was ihr unbedingt braucht. Wir treffen uns am Schiff.«
    »Und du?«, fragte Hingis.
    »Ich«, erwiderte Sarah mit verwegenem Grinsen, »werde mich derweil um unseren Freund Abramowitsch kümmern.«
    »Was willst du tun?«
    »Offen gestanden, weiß ich das noch nicht - ich werde wohl ein wenig improvisieren müssen ...«

3.
     
    Erst als sie den riesigen Schatten erreichten, den der Auftriebskörper des Luftschiffs gegen das weiße Mondlicht warf, gönnte sich Viktor Abramowitsch ein erleichtertes Aufatmen.
    »Gut gemacht«, lobte er und nickte Igor zu, der den bewusstlosen Körper des jungen Inders trug. »Bring ihn an Bord und verschnüre ihn so, dass er sich nicht rühren kann. Und stopf ihm das Maul. Wir wollen nicht, dass er Ärger macht, wenn er aufwacht.«
    Der Kosake nickte nur, dann stieg er an der Strickleiter empor, den Neffen des Radschas wie eine Last über der Schulter. Kapitän Balakow, der zusammen mit Dimitri die Nachtwache hielt, schaute Abramowitsch verblüfft an.
    »Was hat das zu bedeuten?«, wollte er wissen.
    »Das braucht Sie nicht zu interessieren, Kapitän. Dieser Einsatz steht unter dem Befehl der Ochrana.«
    »Bei allem Respekt, Hauptmann, was an Bord meines Luftschiffs geschieht, geht mich durchaus etwas an.«
    »Ihr Luftschiff?« Abramowitsch schien belustigt. »Sie vergessen, Kapitän, dass es meine Abteilung gewesen ist, die die Pläne dafür besorgt hat. Und ohne die Genialität der Ingenieure seiner Majestät würde es noch nicht einmal existieren.«
    »Dennoch wurde mir das Kommando übertragen«, beharrte der sonst so stille Balakow in seltener Beredsamkeit, »und wenn Sie das Schiff einer Gefahr aussetzen, so wünsche ich zumindest, darüber informiert zu werden.«
    »Also schön«, erklärte sich Abramowitsch großzügig bereit, »wenn Sie sich dann besser fühlen. Wir haben den Neffen des Radschas eingeladen, uns auf unserer Reise zu begleiten.«
    »D-dieser Bewusstlose ist der Neffe des Radschas?«
    »Allerdings. Und rein zufällig ist er auch der beste sirdar der Gegend. Bedauerlicherweise wollte er uns seine Dienste nicht freiwillig antragen ...«
    »Und da haben Sie ihn entführt?« Balakows Augen weiteten sich. »Haben Sie den Verstand verloren?«
    »Vorsicht, Kapitän. Ich bin nicht Ihr Untergebener!«
    »Aber verstehen Sie denn nicht? Sie

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