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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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gern, werte Freundin«, seufzte Hingis, »aber ich fürchte, wir sind wieder einmal zwischen alle Fronten geraten.«
    »Ich weiß, was du meinst«, pflichtete Sarah ihm bei. Nicht genug damit, dass sie der ständigen Kontrolle durch Abramowitsch unterlagen, nun waren sie auch noch den Launen eines Potentaten ausgesetzt, der ganz offensichtlich mehr wusste, als er zu sagen bereit war.
    »Was hältst du vom Radscha?«, wollte sie wissen.
    Hingis' Gesicht zog sich in die Länge. »Er ist ein Aufschneider und ein Säufer«, lautete sein vernichtendes Urteil, »daran besteht nicht der geringste Zweifel. Aber er scheint auch ein Mann des Glaubens zu sein. Und es war unübersehbar, dass er sich fürchtet.«
    »Vor wem? Vor der Bruderschaft?«
    »Wohl eher vor dem Zorn der Götter«, überlegte Hingis. »Er sagte, dass Tod und Verderben den erwarten, der das Geheimnis des Weltenberges zu ergründen sucht. Und es schien sein voller Ernst zu sein.«
    Sarah nickte. »Meister Ammon ist überzeugt davon, dass Gardiner ähnlich gedacht und mir deshalb all diese Dinge verheimlicht hat. Er wollte mich beschützen.«
    »Du glaubst, Gardiner hat von diesen Dingen gewusst?« Hingis schaute sie fragend an. »Die ganze Zeit über? Und dir nie ein Sterbenswort davon gesagt?«
    »Allerdings. Als ich ihn einmal fragte, weshalb er sich unter allen Gebieten der Archäologie ausgerechnet die Geschichte des Alten Orients ausgesucht hätte, entgegnete er, dass dort die Antworten auf all unsere Fragen lägen. Damals wusste ich nicht, was er damit meinte, aber inzwischen glaube ich zu verstehen.«
    »Willst du es mir erklären?«
    »Gardiner war nicht nur irgendeinem archäologischen Rätsel auf der Spur«, erläuterte Sarah. »Ihm ging es nicht darum, einen Skythentempel auf der Krim zu erforschen oder die verschollene Bibliothek Alexandrias ausfindig zu machen. All dies waren für ihn nur Hinweise, Stationen auf dem Weg zu einer universellen Wahrheit, zum eigentlichen Grund, aus dem wir uns letzten Endes mit Archäologie befassen.«
    »Liebe Freundin«, sagte Hingis leise und hob demonstrativ seinen Arm, »du machst mir eine Gänsehaut!«
    »Es ist mein Ernst, Friedrich. Ich glaube, dass jenes Erlebnis auf der Krim Gardiner erkennen ließ, dass es noch eine zweite, tiefere Wahrheit geben muss als jene, die wir in Geschichtsbüchern finden, und sein Drang nach dieser Wahrheit war so groß, dass er sogar die Zusammenarbeit mit der Bruderschaft dafür in Kauf genommen hat. Als ihm schließlich klar wurde, welche Ziele sie verfolgte, hat er sich von ihr abgewandt, aber da war es bereits zu spät. Er hatte den Feind auf die richtige Spur geführt - und was er noch nicht getan hatte«, fügte Sarah düster hinzu, »das habe ich zu Ende geführt. Denk nur an das Wasser des Lebens ...«
    »Du hast nichts davon gewusst«, beschwichtigte Hingis. »Du hattest keine Ahnung, dass du missbraucht und manipuliert wurdest.«
    »Nein?«, fragte sie traurig. »Wie du dich vielleicht erinnerst, hatte ich einen treuen Freund, der es mir gesagt hat. Aber ich habe nicht auf ihn gehört und seine Warnungen in den Wind geschlagen.«
    »Aus Liebe«, erwiderte der Schweizer und legte ihr tröstend die verbliebene Hand auf die Schulter. »Was du getan hast, hast du aus Zuneigung zu Kamal getan.«
    »Aber ich habe es getan - und dem Feind damit den Weg zu einem Ort gewiesen, der womöglich die letzten Geheimnisse der Menschheit birgt. El-Hakim sagt, alle Bedrohungen der Vergangenheit verblassen im Vergleich zu dem, was am Berg Meru auf uns wartet.«
    »Glaubst du, Hieronymos weiß mehr darüber, als er uns sagt?«
    »Warum fragst du?«
    »Nun«, meinte Hingis, »dein einäugiger Freund hütet manches Geheimnis. Schließlich hat er uns auch nicht erzählt, dass er fließend Hindi spricht, und er scheint deine Vergangenheit sehr viel besser zu kennen als du selbst.«
    Sarah konnte nicht widersprechen. Wiederholt hatte sie im Lauf ihrer Reise versucht, dem Zyklopen weitere Informationen über die Dunkelzeit zu entlocken, doch Hieronymos hatte beinahe ebenso großes Geschick darin entwickelt, sich in Gegenfragen und dunkle Andeutungen zu flüchten wie el-Hakim.
    »Ist dir je der Gedanke gekommen«, fügte Hingis hinzu, »dass er eigene Pläne verfolgen könnte?«
    »Hieronymos?« Sarah schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen. Er ist uns treu ergeben. Außerdem hat er mir einen Eid geleistet ...«
    »... an den du dich nicht erinnern kannst. Davon abgesehen, kommt mir vieles, das

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