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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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...«
    »Sie alle sind gescheitert, weil sie niemals erfahren haben, was wir wissen. Womöglich konnte die Bruderschaft in der Vergangenheit ihre Ziele nicht erreichen, weil ihre Führer das wahre Wesen der Dinge nicht durchschaut haben. Erst die Xenosophie hat uns dazu in die Lage versetzt.«
    »Auf die Xenosophie«, sagte Czerny und erhob noch einmal ihr Glas.
    »Schon in wenigen Tagen«, erklärte Lemont, »werden wir aufbrechen. Die Zeit, die wir haben, ist nur kurz. Der Weg ist nur wenige Wochen im Jahr gangbar, zwischen der Schneeschmelze und dem Einsetzen des Monsuns. Die Arimaspen werden uns begleiten und uns mit allem versorgen, was wir brauchen. Und wenn die Erbin erst geboren ist, werden die Dinge sich ohnehin ändern. Die Welt, in die wir im nächsten Frühjahr herabsteigen, Gräfin, wird eine andere sein als jene, die wir in Kürze verlassen.«
    »Und was wird dann aus mir?« Über den Rand ihres Glases hinweg schaute sie ihn unverwandt an. »Wer garantiert mir, dass es mir nicht ebenso ergeht wie Ihren bedauernswerten Geldgebern?«
    »Nachdem Sie all dies geleistet haben? Nachdem Sie Kincaid ausgespielt und uns eine Erbin geschenkt haben?« Lemont lachte auf. »Ma chère, Sie unterschätzen den Grad meiner Dankbarkeit. Wenn wir zurückkehren, wird die Welt ein neues Gesicht bekommen. Unsere Anhänger, die wir in all den Jahren um uns geschart haben, brauchen sich dann nicht mehr im Verborgenen zu halten. Die Bruderschaft wird nicht länger eine Geheimgesellschaft sein, sondern offen operieren, und das Eine Auge wird über allem stehen. Und natürlich werde ich eine Stellvertreterin benennen, die mir ...«
    Er unterbrach sich, als plötzlich Schritte zu hören waren. Alarmiert fuhr er herum, ebenso wie Czerny. Auf der Schwelle des Speisesaals, der in der Haupthalle der alten Festung eingerichtet worden war, wo einst König und Heerführer residiert hatten, tauchten zwei Arimaspen auf. Mit den Sichelklingen hielten sie einen Mann in Schach, der zwischen ihnen stand und in dessen Gesicht sich gleichermaßen Entsetzen wie Verwirrung spiegelte.
    Kamal Ben Nara.
    »Was hat das zu bedeuten?« Ludmilla von Czerny sprang auf.
    »Ein Eindringling«, erstattete einer der Zyklopen mit tonloser Stimme Bericht. »Er hat versucht, Euch zu belauschen.«
    Zornesröte schoss in die blassen Gesichtszüge der Gräfin, wütend blitzte sie den Gefangenen an. »Ist das wahr?«, fragte sie. »Hatte ich dir nicht ausdrücklich untersagt, dein Quartier zu verlassen?«
    »Das hattest du«, bestätigte Kamal mit bebender Stimme, »und ich begreife allmählich, weshalb.«
    »Nichts begreifst du, gar nichts«, fuhr sie ihn an. Von Hass und Abneigung erfüllt, kam sie ihm wie eine Karikatur jener Frau vor, die er in den vergangenen Monaten lieben gelernt hatte, die ihn an der Hand genommen und ins Leben zurückgeführt hatte - jedoch, wie sich nun herausstellte, nur zu ihrem eigenen Vorteil.
    »Sag mir, dass das nicht wahr ist«, flüsterte er und starrte sie dabei flehend an. »Sag mir, dass all die Dinge, die ich gehört habe, nur ein schlechter Scherz gewesen sind.«
    »Was genau meinst du?« Sie stand auf, trat zu ihm und musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Dass meine Zuneigung zu dir nur geheuchelt war? Dass ich nicht die bin, für die du mich die ganze Zeit über gehalten hast? Dass ich in Wahrheit andere Pläne verfolgte? Du hast recht, Kamal. Es war alles Lüge - so, wie dein ganzes Leben eine Lüge ist.«
    »Wer bin ich wirklich?«, wollte er wissen.
    »Glaubst du im Ernst, dass ich dir das sage?« Sie schüttelte den Kopf. »Du hast getan, was von dir erwartet wurde. Mehr brauchst du nicht zu wissen.«
    »Aber ich ...«
    Mit einem wütenden Schnauben brachte sie ihn zum Schweigen und wandte sich zu Lemont um. »Ich kenne ihn«, behauptete sie. »Er wird nicht aufgeben, jetzt nicht und auch später nicht. Wenn es darum geht, der Wahrheit nachzuspüren, ist er ebenso verbissen wie sie. Vor ein paar Tagen ist er schon einmal aus seinem Quartier geflohen.«
    »Davon haben Sie mir nichts gesagt.«
    »Ich wollte Sie nicht beunruhigen, Großmeister.«
    »Die Entscheidung darüber, ob ich beunruhigt bin oder nicht, sollten Sie mir überlassen«, wies Lemont sie zurecht. »Was also schlagen Sie vor?«, fragte er dann und taxierte den Gefangenen.
    »Eine endgültige Lösung«, antwortete Czerny kalt. »Solange er lebt, ist er eine Bedrohung. Also sollten wir ihn töten.«
    »Das käme Ihnen sehr gelegen, nicht wahr?« Lemont lachte

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