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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Antwort sie nicht ganz zufrieden stellte. Immerhin waren die Ersten in der altorientalischen Tradition als göttliche Wesen beschrieben worden.
    Hingis schien es ebenso zu gehen. Er wirkte nicht überzeugt, aber vielleicht wollte er sich als Mann der Wissenschaft auch nur nicht mit reinen Spekulationen befassen. Lediglich Ufuk schien dank Meister Ammons Weisheit offen für alle Möglichkeiten.
    »Also könnten auch die Schergen des Einen Auges Shambala gefunden haben«, folgerte er. »Aber warum haben sie das letzte Geheimnis noch nicht entschlüsselt?«
    »Weil die Pforte Shambalas gesichert ist«, antwortete der Abt.
    »Auf welche Weise?«
    »Das weiß ich nicht. Aber es heißt, dass nur derjenige nach Shambala gelangen kann, der von den Göttern dazu ausersehen wurde.«
    »Von den Götter ausersehen!« Sarah schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Natürlich, das ist die Antwort!«
    »Worauf?«, fragte Hingis.
    »Wir haben darüber gerätselt, was Alexander der Große im Osten gesucht hat, nicht wahr? Waren es die Arimaspen? Der Berg Meru? Nein, Friedrich! Ich denke, es war die Suche nach dem verlorenen Paradies, die ihn immer weiter getrieben hat, bis an die Ausläufer des Himalaya. Denn wie alle Herrscher des Mittelalters und der Antike suchte auch er nach göttlicher Legitimation, und vermutlich war es genau das, was ihm die Bruderschaft in Aussicht stellte, genau wie später Cäsar und all den anderen. Sogar dem Kaiser der Franzosen ...«
    »Und Gardiner?«
    Sarah schüttelte den Kopf. »Weltliche Macht hat ihn nie gereizt. In seinem Fall war es wissenschaftliche Erkenntnis, mit der man ihn lockte, die Suche nach der letzten Wahrheit. Und Shambala repräsentiert diese Wahrheit mehr als alles andere.«
    »Ich weiß nicht recht.« Der Schweizer schürzte die Lippen. »Gardiner war kein Phantast. Er hätte nicht die besten Jahre seines Lebens geopfert, um einem Hirngespinst nachzujagen.«
    »Shambala ist kein Hirngespinst, Doktor«, wies der Abt ihn milde zurecht. »Es existiert so wirklich wie Sie und ich.«
    »Aber Ihr habt doch selbst gesagt, dass es kein gewöhnlicher Ort ist«, beharrte der Schweizer. »Dass es außerhalb von Raum und Zeit existiert.«
    »Man kann es nicht einfach betreten, wie man diesen Saal betritt, das ist wahr. Aber das bedeutet nicht, dass es Shambala nicht gäbe oder es nicht möglich wäre, dorthin zu gelangen. Wichtiger als alles andere ist es, der Ehre würdig und darauf vorbereitet zu sein, so wie es die Ersten gewesen sind.«
    »Und wer ist der Ehre würdig?«, fragte Sarah. Sie musste unwillkürlich an die Gräfin Czerny denken und konnte sich nicht vorstellen, dass eine Person, die ihre Ziele so rücksichtslos verfolgte, eine Aussicht haben sollte ...
    Plötzlich kam ihr ein Gedanke.
    »Kamal«, flüsterte sie den Namen ihres Geliebten.
    »Was?« Hingis schaute sie an.
    »Kamal«, wiederholte sie. »Er ist der Schlüssel! Deshalb wurde er entführt und seiner Erinnerungen beraubt. Er soll der Bruderschaft den Weg nach Shambala öffnen.«
    »Bist du sicher?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber es erscheint mir auf eine bedrückende Weise logisch.«
    »Logik, werte Freundin, ist eine Kategorie, die wir in diesem Zusammenhang lieber nicht bemühen sollten.«
    »Du weißt, wie ich es meine. Meister Ammon sagte, dass Kamal etwas umgeben hätte, das schwer zu benennen sei, eine Aura des Besonderen, und auch ich habe das stets so empfunden. Und Polyphemos meinte, dass die Ersten dazu verurteilt gewesen seien, durch die Welt der Sterblichen zu irren und dabei stets von Neuem geboren zu werden. Was, wenn er einer von ihnen ist?«
    »Du meinst - ein Erster?«
    »Es würde vieles erklären«, meinte Ufuk.
    »Was sagst du dazu, Hieronymos?«, wandte sich Sarah an den Einäugigen, der sich bislang nicht an der Unterredung beteiligt, sondern sich damit begnügt hatte, von Zeit zu Zeit die Holzschale an seine Lippen zu setzen und den tsampa zu schlürfen. Der Zyklop wandte sich ihr zu, und der Blick seines einzelnen Auges fiel auf sie.
    »Alles ist verbunden«, sagte er, »und Sie sind dabei, die Zusammenhänge zu erkennen.«
    »Ich bin dabei?« Sie runzelte die Stirn. »Was genau bedeutet das?«
    »Das wissen Sie doch längst, oder etwa nicht?«
    Sarah hielt den Atem an. Zu behaupten, dass sie etwas wusste, war eine schiere Übertreibung. Aber natürlich ahnte sie etwas, auch wenn sie den Gedanken bislang immer wieder verdrängt hatte. Schon deshalb, weil er mit ihrer

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