Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer

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Erfahrung würde ich sagen, dass Vorsicht geboten ist.«
    »Inwiefern?« Abramowitsch hob sein Gewehr.
    »Was auch immer diesen Menschen widerfahren ist«, entgegnete Sarah, »kann man nicht mit Waffen bekämpfen. Schon viel eher würde ich sagen ...«
    »Was?«, drängte der Russe ungeduldig, als sie nicht weitersprach, sondern stattdessen die Wände untersuchte.
    »Hier gibt es eine Fuge«, stellte sie fest. »Sie verläuft vom Boden bis zur Decke.«
    »Hier ebenfalls«, meldete Hingis von der anderen Seite. »Und hier schon wieder!«
    »Was hat das zu bedeuten?« Abramowitsch sandte Sarah einen gehetzten Blick zu. »Bislang waren die Wände glatt, oder nicht?«
    »Das waren sie«, bestätigte Sarah.
    »Und? Was hat das hier zu bedeuten? Können Sie sich nicht erinnern?«
    Sarah wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie konnte sich in der Tat an das entsinnen, was vor langer Zeit in diesem Stollen geschehen war, aber es waren keine angenehmen Erinnerungen. Ihr Bewusstsein hallte wider von gellenden Schreien und dem grässlichen Geräusch berstender Knochen ...
    Ihr Pulsschlag steigerte sich, während sie vorsichtig weiterging. Schon nach wenigen Schritten endete der Stollen jedoch. Eine Wand tauchte aus der Dunkelheit auf und verschloss den Gang mit massiver Endgültigkeit.
    »Verdammt«, schnauzte Abramowitsch, »das darf nicht wahr sein!«
    »Offenbar doch«, ächzte Hingis. »Ich fürchte, werte Freundin, hier ist finis sapientiae 52 ... «
    »Diesen Anschein mag es haben«, räumte Sarah nickend ein.
    »Anschein?« Abramowitsch schüttelte den Kopf. »Dies ist fester Granit, meine Teure. Was wollen Sie tun? Mit dem Kopf dagegenrennen?«
    »Mitnichten!«, widersprach Hingis. Er hatte die Fackel abgelegt und schlug mit der Faust gegen die Wand. Das Ergebnis war ein dumpf schwingender Ton. »Das ist kein Gestein! Das ist Metall!«
    »Was?« Abramowitsch horchte auf.
    »Kein Zweifel«, bestätigte der Schweizer, nachdem er der Wand einen weiteren Ton entlockt hatte. »Das Material ist mit einer schieferfarbenen Schicht überzogen, die es wie Gestein aussehen lässt. Aber es ist fraglos metallischen Ursprungs.«
    »Auch die Seitenwände bestehen aus Metall«, fügte Sarah hinzu, während sie suchend die Fackel kreisen ließ. Wonach genau sie Ausschau zu halten hatte, wusste sie nicht. Damals waren Polyphemos und sie aus der anderen Richtung gekommen.
    »Helfen Sie mir«, forderte sie ihre Begleiter deshalb auf.
    »Wonach suchst du?«, fragte Hingis.
    »Nach etwas, womit es sich in Gang setzen lässt.«
    »In Gang setzen? Was?«, wollte Abramowitsch wissen.
    »Der Mechanismus, Hauptmann.«
    »Was für ein Mechanismus?«
    »Der den Zugang nach Shambala verschließt - und der aus jenen bedauernswerten Zeitgenossen das gemacht hat, was sie hier am Boden verstreut liegen sehen.«
    »S-Sie meinen ...?« Der Russe schien die Knochentrümmer plötzlich mit anderen Augen zu betrachten.
    »Genau das.« Sarah nickte. »Es ist eine Falle, wie sie auch die alten Ägypter oder die Mayas errichteten, um ihre Tempelanlagen zu sichern, nur auf einem technisch sehr viel höheren Niveau. Nur der Eingeweihte soll den Weg nach Shambala finden. All jene, die sich widerrechtlich Zugang verschaffen wollen, trifft das Verderben.«
    »Scheint funktioniert zu haben«, meinte Abramowitsch trocken.
    »Nicht ganz«, widersprach Hingis schaudernd. »Der Bruderschaft muss es dennoch gelungen sein, zur Pforte der Weisheit vorzustoßen, wenn auch unter schrecklichem Blutzoll.«
    »Menschenleben bedeuten der Bruderschaft nichts«, sagte Sarah. »Ihr war es gleichgültig, wie viele ihrer Anhänger sterben mussten, um einen Weg durch das Labyrinth zu finden.«
    »Welches Labyrinth?«, fragte Abramowitsch. »Ich sehe nur einen geraden Gang mit Wänden aus Metall.«
    »Weil Sie es nicht besser wissen«, beschied Sarah ihm, während sie weiter die Fugen untersuchte, die in jeweils zwei Yards Abstand die Stollenwände teilten. Plötzlich hielt sie inne. »Ein Luftzug«, stellte sie fest. »Das muss der Anfang sein.«
    »Der Anfang? Wovon?« Auch Hingis schien ratlos, bis sich Sarah mit aller Kraft gegen die Stollenwand stemmte und sich diese, zum größten Erstaunen der beiden Männer, tatsächlich in Bewegung setzte.
    »Allmächtiger«, hauchte Hingis.
    »Das ist unmöglich«, presste Abramowitsch hervor, obwohl er es mit eigenen Augen sah.
    Von Sarah angestoßen, teilte sich das Metall an den Fugen und wich zurück: ein massiver Würfel von