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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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zwei Yards Kantenlänge. Doch nicht nur die Tatsache, dass es ihr gelungen war, den Block zu bewegen, war erstaunlich, sondern auch, dass dies nahezu lautlos vonstatten ging. Weder war das Rasseln eines verborgenen Mechanismus zu hören noch das Knirschen von Sand oder Gestein. Der ungeheure Kubus glitt so lautlos dahin wie ein Boot über einen windstillen See.
    »Kommen Sie«, forderte Sarah die beiden Männer auf und trat in den Hohlraum, der durch das Zurückweichen der Wand entstanden war.
    »Aber wieso ...?«
    »Sie sollten keine Fragen stellen«, riet Sarah Abramowitsch, »sondern sich beeilen.« Der Beleg dafür kam schon im nächsten Moment, als sich aus der gegenüberliegenden Stollenwand ein weiterer Würfel hervorschob und ihnen den Rückweg versperrte.
    »Verdammt, was ...?«
    »Nun kommen Sie schon«, drängte Hingis und eilte hinter Sarah her. Schließlich blieb auch dem Russen nichts anderes übrig, als dem herannahenden Koloss zu weichen. Im nächsten Moment hatte es den Anschein, als wären nicht nur die beiden Blöcke, sondern der gesamte Korridor in Bewegung gesetzt worden.
    Offenbar hatte Sarah eine Kettenreaktion in Gang gebracht, denn ein weiterer Würfel trat zurück und öffnete den Gefährten einen neuen Weg, während die hinter ihnen liegende Kammer wieder verschlossen wurde - gerade so, als wäre der Berg zum Leben erwacht.
    »Verstehen Sie jetzt, was ich meine?«, fragte Sarah. Ein weiterer Hohlraum entstand vor ihnen, in den sie rasch eintraten.
    »Erstaunlich, ganz erstaunlich!«, rief Hingis. »Ein sich veränderndes Labyrinth!«
    »Aber wie funktioniert es?«, fragte Abramowitsch verwundert. »Wodurch wird es angetrieben?«
    »Eins nach dem anderen, Hauptmann«, entgegnete Sarah. »Einstweilen haben wir genug damit zu tun, am Leben zu bleiben.«
    »Wie das?« Der Russe zuckte mit den Schultern. »Eine Kammer öffnet sich, eine andere schließt sich. Wo ist das Problem?«
    Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als sich die Kammer, in der sie standen, nach zwei Seiten öffnete.
    »Hier liegt das Problem«, antwortete Sarah, »denn ich kann Ihnen versichern, dass nur einer dieser beiden Wege nach Shambala führt.«
    »Und welcher?«, fragte Hingis.
    Sarah schloss für einen Moment die Augen. Sich an den Weg zu erinnern, den Polyphemos und sie damals genommen hatten, war schon schwierig genug - dies auch noch in umgekehrter Reihenfolge zu tun verlangte ihr das Äußerste ab, zumal ihre Erinnerungen widerhallten von den gellenden Schreien der Ordensschergen, die versucht hatten, ihnen durch das Labyrinth zu folgen, und die zwischen den Wänden zermalmt worden waren.
    »Hier entlang«, entschied sie unvermittelt und trat in den linken Hohlraum, der bereits wieder dabei war, sich zu schließen. Hingis und Abramowitsch folgten ihr ohne Widerspruch - und atmeten auf, als sich die Wahl als richtig erwies und sich ein weiterer Zwischenraum öffnete.
    So ging es weiter.
    Bald öffnete sich nur eine Kammer, dann waren es zwei oder gar drei. Nach einem komplexen geometrischen Muster, das an exakten Gitternetzlinien ausgerichtet war, schoben sich die Kuben wild durcheinander und öffneten den richtigen Weg ebenso wie tödliche Sackgassen. Dass die Seiten der Würfel mitunter dunkle Flecken aufwiesen und mit den Überresten jener besudelt waren, die zwischen den Metallwänden ein elendes Ende gefunden hatten, erleichterte die Orientierung nicht.
    Sarah und ihre Gefährten kamen nicht dazu, darüber nachzusinnen, wer sich dieses Meisterstück ausgedacht haben oder auf welchen physikalischen Prinzipien es beruhen könnte. Sie waren vollauf damit beschäftigt, inmitten der sich - so schien es - immer rascher bewegenden Kuben einen Ausweg zu finden. Wie viele Kammern sie bereits durchschritten hatten, konnte keiner von ihnen mehr genau sagen. Waren es fünf gewesen? Zehn? Zwanzig? Auch Sarah hatte nicht mitgezählt, aber sie ahnte instinktiv, dass sie sich dem Ende des Labyrinths näherten.
    »Dies ist die vorletzte Kammer«, stellte sie fest, als sie in einen Zwischenraum traten, der sich rechts von ihnen öffnete.
    »Ich hoffe, du hast recht«, verkündete Hingis atemlos. »Mein Verlangen danach, wie ein Botanicum gepresst und für alle Zeiten konserviert zu werden, hält sich in engen Grenzen.«
    Zwei Hohlkammern öffneten sich, eine auf der linken, eine auf der rechten Seite. Nur eine davon führte aus dem Labyrinth.
    Sarah konzentrierte sich - aber wie ein Schatten, der sich nicht greifen ließ, oder wie

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