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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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hauchte Sarah und gönnte sich ein Lächeln, obwohl sie in diesem Moment ein beunruhigender Gedanke beschlich. El-Hakim schien nie einen Zweifel daran gehegt zu haben, dass sie ihre Schritte zu ihm lenken würde. Waren ihre Handlungen so einfach vorherzusehen? Wenn der Weise sie vorauszusagen vermochte, dann ganz sicher auch ihre Feinde ...
    »Du denkst zu viel nach, Sarah«, sagte der Alte unvermittelt. »Das war schon früher so.«
    »Und ich bin wie ein offenes Buch für Euch, Meister«, entgegnete Sarah ergeben. »Das war auch schon früher so.«
    Dasselbe Gefühl von Demut überkam sie, das sie auch schon als Zwölfjährige vor dem Weisen verspürt hatte. Sie kam sich töricht und unwissend vor, aber gleichzeitig verspürte sie auch Hoffnung. Wenn überhaupt jemand das Rätsel lösen konnte, das der Codicubus barg, dann war es el-Hakim, dessen Ahnenwurzeln bis ins alte Babylonien reichten und in dem sich das Wissen ungezählter Sternendeuter, Geschichtskundiger und Philosophen vereinte.
    »Ihr also seid der geheimnisvolle Gelehrte, den wir so lange gesucht haben«, sagte sie leise.
    »Hat dein Herz es dir nicht gesagt?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Mein Herz ist blind vor Sorge, Meister. Nicht weniger blind als Eure Augen.«
    »Ich weiß, mein Kind, denn ich habe dich beobachtet. Mein treuer Ufuk, den ich mir nach dem Tod des armen Kesh als Diener genommen habe, hat mir stets berichtet. Aber zürne ihm deswegen nicht. Nicht seine Idee war es, deine Geduld auf eine so lange Probe zu stellen, sondern meine.«
    »Warum, Meister?«
    »Ich wollte dich prüfen, Sarah. Ich wollte wissen, ob du noch die bist, die ich einst kannte, und ob du noch immer auf der Seite des Lichts stehst. Worte können täuschen, nur unser Handeln offenbart unsere wahren Beweggründe.«
    »Und?«, fragte Sarah. »Was habt Ihr über mich herausgefunden?«
    »Dass du dich verändert hast, Sarah«, eröffnete der Weise ihr hart. »Wo ist deine Geduld geblieben, wo die Güte, die dich dein Vater gelehrt hat? Der Duft von Lavendel eilt dir nicht mehr voraus.«
    »Nein, Meister«, gab sie zu. »Die Zeit der Lavendelblüten ist vorbei.«
    »Was ist geschehen?«
    »Ich bin aufgewacht«, sagte sie nur, und die Trauer, die sie für einen Moment überkam, war so überwältigend, dass sie blinzeln musste.
    »Setz dich«, sagte er, auf eines der Kissen deutend, die seinen eigenen Sitz umlagerten. »Ufuk wird uns Minztee zubereiten, und wir werden ihn mit viel Zucker süßen. In meinem Alter«, fügte er hinzu, auf seinen zahnlosen Mund deutend, »ist dies eine der wenigen Freuden, die mir geblieben sind.«
    »Gerne, Meister«, erwiderte Sarah und verbeugte sich respektvoll. »Darf ich Euch meinen Begleiter vorstellen? Sein Name ist ...«
    »... Friedrich Hingis«, vervollständigte Ammon ohne Zögern. »Mein Augenlicht mag ich verloren haben, aber ich habe gelernt, auf andere Weise zu sehen. Viele der Menschen, an die ihr euch auf eurer Suche gewandt habt, sind mir in Freundschaft verbunden: der Kurator der Bibliothek, Alcut der Antiquitätenhändler ...«
    »Friedrich ist ein guter Freund«, stellte Sarah den beherzten Schweizer vor. »Wo andere längst die Flucht ergriffen hätten, ist er bei mir geblieben. Und er hat mir das Leben gerettet. Ohne ihn würde ich nicht hier vor Euch stehen.«
    »Dann ist er auch mir willkommen«, sagte Ammon nur. »Nun setzt euch, meine Kinder, und dann berichtet, was euch in die Stadt Konstantins geführt hat.«
    Sarah und Hingis leisteten der Aufforderung Folge, und auf bequeme Seidenkissen gebettet, begann Sarah zu berichten: Von ihrer Suche nach dem Buch des Thot, auf dessen Spur der Hinweis des Weisen sie gebracht hatte; von ihrem Abenteuer in der libyschen Wüste und dem Kampf um das Feuer des Re; von Kamal, dem jungen Fürsten der Tuareg, den sie kennen und lieben gelernt hatte und mit dem sie in England eine glückliche Zeit verbracht hatte, bis dunkle Mächte in ihr Leben eingegriffen hatten; von ihrer Suche nach dem Wasser des Lebens, das sie benötigte, um Kamal von dem rätselhaften Fieber zu heilen, das ihn befallen hatte; von ihrem Besuch beim Totenorakel von Ephyra und schließlich von den dramatischen Ereignissen, die sich hoch über Nordgriechenland in einem Meteora-Kloster abgespielt hatten. Sarah schonte sich nicht dabei; weder verschwieg sie den Tod ihres Freundes du Gard noch verhehlte sie die Fehler, die sie begangen hatte, oder die Opfer, die diese Fehler gefordert hatten.
    Als die Rede

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