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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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auf das Kind kam, das sie im Leib getragen hatte, versagte ihr die Stimme. Als sie sich wieder gefasst hatte, berichtete sie von den Verbündeten, die sie im Lauf der vergangenen beiden Jahre gefunden hatte, aber auch von den Gegnern, die ihr erwachsen waren. Und sie erzählte Ammon auch von den Zyklopen, jenen hünenhaften, nur mit einem einzigen Auge ausgestatteten Kriegern, denen sie erstmals in der Bibliothek von Alexandria begegnet war.
    Damals hatte Sarah noch angenommen, dass es nur einen gab, was sich als Irrtum herausgestellt hatte. Es schien viele Einäugige zu geben, und längst nicht alle waren Sarah feindlich gesonnen. Einer von ihnen, Polyphemos, hatte gar sein Leben geopfert, um sie zu beschützen, wenngleich Sarah noch immer nicht wusste, welche Rolle genau die Einäugigen spielten.
    Und schließlich berichtete sie dem alten Ammon auch von jener Organisation, in deren Diensten sowohl ein Teil der Zyklopen als auch die verräterische Gräfin von Czerny standen: der Bruderschaft des Einen Auges, deren Wurzeln angeblich Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende in die Vergangenheit reichten ...
    Nachdem sie ihre Erzählung beendet hatte, kehrte für eine Weile Schweigen in der Turmkammer ein. Längst hatten sie den Pfefferminztee, den Ufuk ihnen in kleinen Holzschälchen serviert hatte, getrunken, und da sich der Tag dem Ende neigte, hatte der Junge einige der Öllampen entzündet, die an Messingketten von der Decke hingen. Das Sonnenlicht, das in dünnen Scheiben durch die geschlossenen Fensterläden fiel, hatte die Farbe von Bernstein angenommen, und von draußen war der Ruf des Muezzins zu vernehmen.
    Allah ak-barr ...
    Gott ist groß.
    Der alte Ammon schien es nicht zu hören. Reglos kauerte er auf seinen Kissen, gleichmäßig atmend und mit geschlossenen Augen, sodass man hätte meinen können, er wäre eingeschlafen.
    »Das Eine Auge«, sagte er nach einer endlos scheinenden Weile. »Also ist es auch dir begegnet.«
    »›Auch‹?«, hakte Sarah nach. »Wollt Ihr damit sagen, dass ...?«
    »In jener Nacht am Mokattam«, erklärte der Alte, »wurde mir klar, dass ein Kreis im Begriff war, sich zu schließen. Die letzte Strophe eines Gesangs, der vor langer Zeit angestimmt worden war, hatte begonnen. Grausame Mächte aus ferner Vergangenheit waren dabei, sich wieder zu regen, die Kräfte des Bösen.«
    Er öffnete die Augen, und obwohl Sarah wusste, dass er blind war, hatte sie das Gefühl, dass er ihr auf den Grund ihrer Seele blickte. »Nach dem Überfall jenes vermummten Attentäters, dem der arme Kesh zum Opfer fiel, war mir klar, dass ich nicht länger auf der alten Sternwarte bleiben konnte. Mit Hilfe treuer Freunde gelang mir die Flucht nach Damaskus, wo ich mich eine Weile versteckte. Ich hoffte, dass du das mir gegebene Versprechen halten und das Feuer des Re vernichten würdest.«
    »Was ich auch getan habe«, ergänzte Sarah.
    »Ich weiß.« Ammon nickte. »Ich konnte es spüren, selbst über die weite Entfernung hinweg. Aber die Erben Meherets haben damit nicht zu existieren aufgehört, oder?«
    »Nein«, gab Sarah zu. »Damals wusste ich es noch nicht, aber jene Macht, die die verschollene Bibliothek von Alexandria zu finden hoffte, und jene, die danach trachtete, das Feuer des Re in ihren Besitz zu bringen, waren ein und dieselbe. Sie gab sich verschiedene Namen und bediente sich immer neuer Gehilfen, aber die treibende Kraft, die hinter allem stand, war die des Einen Auges.«
    »Und dieses Auge«, pflichtete el-Hakim ihr bei, »beobachtete mich. Bei Nacht konnte ich es in meinen Träumen sehen, bei Tag spürte ich seinen suchenden Blick über mir - und schließlich entdeckte es mich. Die Schergen des Bösen stellten mir abermals nach, und ich musste wieder fliehen, diesmal in die Hauptstadt der Osmanen. Dank der Hilfe vermögender Freunde fand ich in diesem Hause Unterschlupf und in Ufuk einen verlässlichen Diener. Und bis zum heutigen Tag bin ich dem Blick des Einen Auges entgangen.«
    »Dann sollten wir sofort gehen«, sagte Sarah und schickte sich an, sich zu erheben. »Durch unsere Anwesenheit hier bringen wir Euch nur in Gefahr, Meister. Genau wie damals.«
    »Bleib«, sagte der Alte nur.
    »Aber wir können nicht ausschließen, dass unsere Feinde uns aufspüren werden, und wenn sie das tun, wird sie das auch zu Euch führen ...«
    »Deine Sorge um mich ehrt dich, mein Kind«, erwiderte Ammon. »Dennoch ist es meine Entscheidung und nicht deine. Oder glaubst du, du wärst hier, wenn

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