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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sie sich ihren Büchern zu - und wie sich im Lauf der nächsten Stunden herausstellte, war das, was sie bislang über die Einäugigen und ihre geheimnisvollen geflügelten Gegner herausgefunden hatten, lediglich die Spitze des Eisbergs.
    Auch beim antiken Geographen Strabon fand sich ein Verweis auf die Arimaspen und die legendären Goldschätze, um die sie sich mit den Greifen stritten, und schließlich wurde Ufuk auch bei Megasthenes fündig, der von einem Volk von Einäugigen berichtete, das weit im Osten lebe, jenseits der großen Gebirge. Die mit Abstand ausführlichste Beschreibung der Arimaspen jedoch fand sich einmal mehr bei Herodot, wie Sarah beim Lesen des vierten Buchs der »Historien« feststellte.
    »Hört euch das an«, erbat sie die Aufmerksamkeit ihrer Begleiter und trug mit vor Aufregung bebender Stimme vor: »Jedenfalls behauptete Aristeas, der Sohn des Caystrobios, eines Mannes aus Prokonnesos, in seiner Dichtung, dass er von Apollon getrieben das Land der Issedonen betrat und dass jenseits der Issedonen die einäugige Rasse der Arimaspen hauste und jenseits von diesen die Schätze hütenden Greife und jenseits von diesen die Hyperboreer ...‹«
    »Was bedeuten all diese Namen?«, wollte Ufuk wissen.
    »Es sind die Bezeichnungen alter Völker«, antwortete Sarah. »Endlich bekommen wir geographische Angaben.«
    »Geographische Angaben?«, hakte Hingis kritisch nach. »Wohl kaum! Über das Volk der Issedonen ist kaum etwas bekannt, und was die Hyperboreer betrifft, so sind sie kaum weniger rätselhaft als die Arimaspen. Manche Forscher behaupten, es hätte sie nie gegeben, andere sehen in ihnen so etwas wie die legendäre Ursprungsrasse der Menschheit. Es ist, als versuchte man eine mathematische Gleichung zu lösen, indem man eine weitere Unbekannte einführt. Oder - um im Reich der Märchen zu bleiben -, als ob man versuchen würde, den Wald der sieben Zwerge zu finden, indem man Rotkäppchen nach dem Weg fragt.«
    »Nicht ganz«, widersprach Sarah und schickte dem Freund einen tadelnden Blick ob seines plakativen Vergleichs. »Im weiteren Textverlauf nennt Herodot auch ein Volk, mit dem wir durchaus etwas anzufangen wissen - die Skythen.«
    »Die Skythen?« Hingis hob eine Braue.
    »In der Tat«, bestätigte Sarah und übersetzte erneut: »›Es sind die Issedonen, die von einäugigen Menschen und Gold bewachenden Greifen berichten, und die Skythen behaupten, es von ihnen erfahren zu haben; von den Skythen aber haben wir und damit der Rest der Menschheit unsere Kenntnis, und wir nennen sie auf Skythisch Arimaspen, denn arima bedeutet ›eins‹ und spu bedeutet ›Auge‹.‹ Nun, mein lieber Friedrich«, fügte sie lächelnd hinzu, »was sagst du?«
    »Die Skythen waren ein kriegerisches Nomadenvolk, das im östlichen Europa sowie im Süden Russlands beheimatet war«, entgegnete Hingis. »Sollten sie die Verbindung zwischen dem Mythos der Arimaspen und der realen Historie sein?«
    »Es wäre möglich, oder nicht?«
    »Nun«, mahnte der Schweizer, »wir müssen Vorsicht walten lassen. Da die Skythen keine schriftlichen Aufzeichnungen kannten, ist nur vergleichsweise wenig über sie bekannt, was wiederum bedeutet, dass Mythos und Geschichte nicht eindeutig voneinander zu trennen sind. Außerdem handelt es sich bei allen diesen Quellen um Beschreibungen des äußersten Randes der antiken Welt. Die wenigsten ihrer Urheber dürften diese Orte jemals selbst bereist oder sie auch nur aus der Ferne mit eigenen Augen gesehen haben. Nicht einmal der gute Herodot.«
    »Das ist wahr«, stimmte Sarah mit Blick auf den Text zu, den sie vorgetragen hatte. »Herodot gibt an, seine Informationen von einem gewissen Aristeas von Prokonnesos zu haben, der ein Gedicht über die Arimaspen verfasst hat.«
    »Die antike Insel Prokonnesos ist die heutige marmara adasi«, wusste Ufuk zu berichten, »eine Insel im Marmarameer, gar nicht weit von hier. Ein seltsamer Zufall, nicht wahr?«
    »Allerdings«, pflichtete Sarah bei. »Etwas zu seltsam für meinen Geschmack.«
    »Was wissen wir sonst noch über diesen Aristeas?«, verlangte Hingis zu wissen. »Berichtet Herodot noch mehr über ihn?«
    »Einen Augenblick«, bat Sarah und überflog die nächsten Zeilen - um einmal mehr einen überraschten Aufschrei von sich zu geben.
    »Ich will hoffen«, sagte Hingis trocken, »es gibt einen guten Grund, der diesen Ausbruch rechtfertigt. Der arme Junge und ich haben uns fast zu Tode erschreckt.«
    »Verzeiht«, stammelte Sarah,

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