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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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erklärte Sarah deshalb mit Blick auf die zahllosen Bände, die den Tisch übersäten, »enthalten das gesammelte Wissen der antiken Welt. Wenn es die Arimaspen tatsächlich gab, so werden wir früher oder später auf weitere Hinweise auf sie stoßen, irgendwo auf diesen Seiten. Über all die Jahrtausende haben sie auf uns gewartet, wir brauchen sie nur zu sammeln.«
    »Und wohin werden sie uns führen?«, fragte der Junge.
    Zu Kamal, dachte Sarah.
    »Zu neuen Antworten«, sagte sie.
    Das Ausfindigmachen weiterer Textstellen, die sich auf die Arimaspen bezogen, erwies sich als zeitraubende Arbeit. Bis zum späten Nachmittag hatte keiner der drei einen weiteren Erfolg zu vermelden. Dann jedoch stieß Friedrich Hingis in der »Naturgeschichte« des Römers Plinius auf einen weiteren Hinweis.
    »Nicht zu fassen!«, rief er aus und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Auch Plinius berichtet von den Arimaspen!«
    »Lass hören«, verlangte Sarah, die nichts anderes erwartet hatte, und Hingis trug die betreffende Textstelle vor, in der von einäugigen Kriegern die Rede war und von der Fehde, die sie sich mit geheimnisvollen Himmelskreaturen lieferten, die der Römer mit dem aus dem Griechischen entlehnten Wort gryps benannte.
    »Greife«, übersetzte Sarah. »Auch Herodot erwähnte sie. Fragt sich nur, was damit gemeint ist.«
    »Sicher nicht jenes Mischwesen aus Löwe und Adler, das wir aus dem europäischen Mittelalter kennen«, gab Hingis zu bedenken. »Vermutlich beschreibt der Terminus lediglich einen zu groß geratenen Vogel, dessen Existenz sich die Zeitgenossen nicht erklären konnten und der auf diese Weise im Mythos zu einem übernatürlichen Wesen wurde.«
    »Ein großer Vogel?«, fragte Ufuk nach. Der Junge hatte seine Ausgabe von Megasthenes' Indienbeschreibung durchforstet, bislang aber keinen Hinweis auf die Arimaspen gefunden. »Meister Ammon hat mir von einem solchen Tier erzählt.«
    »Tatsächlich?«, fragte Sarah.
    »Ja«, bestätigte Ufuk beflissen. »Schon die alten Perser kannten eine solche Sagengestalt, einen Vogel von überirdischer Herkunft, ›Simurgh‹ genannt. Auch den Hindus und Buddhisten ist er bekannt, dort wird er ›Garuda‹ genannt.«
    »Ich erinnere mich«, bestätigte Sarah. »Auch mir hat el-Hakim einst davon erzählt. Und er sagte auch, dass der Simurgh oder Garuda in den orientalischen Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht die Gestalt des Vogels Roc angenommen hat.«
    »Der Vogel Roc?« Hingis blies verächtlich durch die Zähne. »Ich bitte euch ...«
    »Der Sage nach«, fuhr der Junge unbeirrt fort, »ist der Roc an den steilen Berghängen der Ostgebirge beheimatet. Wie es heißt, ist er in der Lage, einen Elefanten zu packen und mit in die Lüfte zu reißen ...«
    »... und sein Ei hat das Gewicht und die Größe von hundertfünfzig Hühnereiern«, fügte Hingis grinsend hinzu. »Ich weiß, Söhnchen. Auch ich habe diese Geschichten in meiner Jugend gelesen. Ich bezweifle nur, dass sie etwas zu unserer Suche beitragen können.«
    »Wer weiß«, überlegte Sarah. »Wenn sowohl griechische als auch persische Quellen übereinstimmend von übernatürlichen geflügelten Wesen berichten, könnte dies bedeuten, dass wir uns bei unserer Suche nach den Arimaspen nach Osten zu wenden haben.«
    »Eine gewagte Folgerung«, meinte Hingis.
    »Durchaus«, gab Sarah zu, »aber nicht unberechtigt. Wenn ich mich recht entsinne, berichtet auch Marco Polo in seinen Reisebeschreibungen vom Vogel Roc. Und eine Expedition, die vor einigen Jahren aufbrach und sich nach seinen Angaben auf die Suche nach der Kreatur machte, hat angeblich ein Skelett gefunden, das eine Spannweite von mehr als zwanzig Yards aufwies.«
    »So wurde behauptet«, erwiderte Hingis und schnaubte verächtlich. »Das war 1866. Einen stichhaltigen Beweis für die Existenz der Kreatur haben die betreffenden Herren allerdings niemals geliefert.«
    »Trotzdem«, beharrte Sarah. »Wenn die Arimaspen existieren, sind auch ihre Gegner mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht nur eine Ausgeburt der Phantasie. Es muss etwas geben, das die Sage von den Greifen inspiriert hat. Etwas, das sich die Menschen der alten Zeit nicht anders erklären konnten als durch die Schöpfung eines Mythos.«
    »Und was genau könnte das gewesen sein?«, fragte Hingis.
    »Das weiß ich nicht, Herr Kollege - noch nicht«, entgegnete Sarah mit einem schwachen Lächeln. »Die Spuren deuten nach Osten, aber wir brauchen noch mehr Hinweise.«
    Erneut wandten

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