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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Rationalist in ihm argumentierte, dass dies nicht sehr wahrscheinlich sei, und riet ihm davon ab, sich blindlings in ein weiteres Abenteuer zu stürzen, das womöglich nur damit enden würde, dass sie sich alle Knochen brachen. Der loyale Freund in ihm wollte Sarah jedoch nicht ausgerechnet in dem Augenblick, da sich all ihre Hoffnungen zu zerschlagen drohten, die Hilfe verweigern. Auch wenn es bedeutete, dabei Kopf und Kragen zu riskieren ...
    »Warte einen Moment«, bat er und nahm das Seil ab, das er über der Schulter trug.
    »Was willst du tun?«
    »Was wohl? Dich begleiten.«
    »Nein«, wehrte sie kategorisch ab. »Du hast nur eine Hand. Wenn du auf den Stiegen den Halt verlierst ...«
    »Sarah.« Er lächelte. »Ich bin Schweizer. Das Klettern ist uns gewissermaßen in die Wiege gelegt.«
    »Aber ich will nicht, dass ...«
    »Yuri wird mich mit diesem Seil sichern«, kündigte er an. »Falls ich tatsächlich danebentrete, werde ich fallen - aber nicht sehr tief. Bist du nun beruhigt?«
    »Ein wenig«, gab sie zu.
    »Dann lass uns keine Zeit verlieren. Ich möchte nicht länger in dieser düsteren Gruft verweilen, als unbedingt nötig ist. Dieser Geruch gefällt mir ganz und gar nicht!«
    Sie ließen im Stollen zurück, was sie nicht unbedingt brauchten; lediglich die Seile, etwas Trinkwasser sowie zwei Ersatzfackeln nahmen sie mit. Yuri bestand zudem darauf, dass seine Muskete dabei sein müsse, obschon Sarah argumentierte, die klobige Waffe werde ihm beim Klettern nur hinderlich sein. Sie übernahm es selbst, den beiden Männern vorauszuklettern. Vorsichtig setzte sie ihren Fuß auf die oberste Sprosse und prüfte deren Festigkeit; nachdem sie halbwegs sicher sein konnte, dass der Stahl sie tragen würde, stieg sie langsam in die zugige Tiefe, der brennenden Fackel entgegen.
    Sie kamen nur langsam voran. Infolge seiner fehlenden Hand ließ Hingis beim Klettern besondere Vorsicht walten, und Yuri, der die Nachhut bildete, achtete darauf, dass das Sicherungsseil stets gespannt blieb. Während des Abstiegs hielt Sarah vergeblich nach weiteren Wandbildern Ausschau. Der Schacht war tatsächlich ungleich jüngeren Ursprungs als der Rest des Tempels. Fast hatte es den Anschein, als hätte jemand die antiken Anlagen erweitert, um sie selbst zu nutzen. Ein absurder Gedanke einerseits - andererseits hatte die Bruderschaft in der Vergangenheit schon manches unternommen, dass auf den ersten Blick unsinnig erschienen war ...
    Sarah war erleichtert, als sie den Fuß endlich wieder auf festen Boden setzte. Sie nahm die Fackel wieder auf und sah sich um. Der Schacht endete in einer Kammer, die wieder natürlichen Ursprungs zu sein schien und auch sehr viel älter. Vielleicht war er angelegt worden, um in tiefer gelegene Bereiche des Tempels zu gelangen, deren ursprüngliche Zugänge längst eingestürzt oder verschüttet waren.
    Auch Hingis und Yuri erreichten schließlich wohlbehalten den Grund des Schachtes. Das dunkle Haar des Schweizers klebte schweißnass an seinem Schädel, und seine verbliebene Hand zitterte vor Anstrengung. Aber gleichzeitig lag auf seinen Zügen auch ein stolzes Lächeln.
    »Gut gemacht«, raunte Sarah ihm zu.
    »Eine Fingerübung für einen Eidgenossen«, behauptete er, gleichwohl er die kühle Luft keuchend in seine Lungen sog und sofort husten musste.
    »Vorsicht«, warnte Sarah. »Der Geruch ist hier unten noch um einiges stärker als oben im Stollen.«
    »Woher kommt das?«, fragte Hingis schnuppernd.
    »Um das herauszufinden, sind wir hier«, sagte Sarah und trat kurzentschlossen in einen der Gänge, die aus der Höhle abzweigten.
    Im Feuerschein tauchten erneut Wandbilder auf, die die Arimaspen zeigten. Ein ganzes Heer von ihnen war dargestellt, mit jenen sichelförmigen Klingen bewaffnet, die auch Sarah schon in den Händen der Einäugigen gesehen hatte. Zwischen die Abbildungen der Arimaspen waren immer wieder die geometrischen Symbole eingestreut, die die skythischen Künstler wohl als eine Art Verzierung verstanden hatten, obwohl Sarah annahm, dass sich sehr viel mehr dahinter verbarg. Sie vermutete, dass jedes einzelne dieser Symbole eine verborgene Bedeutung hatte, möglicherweise handelte es sich dabei sogar um eine bislang unentdeckte Schrift und Sprache.
    »Was all das wohl bedeuten mag?«, fragte Hingis, der denselben Gedanken zu hegen schien.
    »Unmöglich festzustellen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Was uns fehlt, ist eine Referenz, auf die wir Bezug nehmen können. Obwohl

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