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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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gegeben hat, genau wie Aristeas berichtet.«
    »Aber was ist aus dieser Kultur geworden? Und weshalb wurde nie etwas darüber bekannt?«
    »Ich bin überzeugt, dass die Bruderschaft dir diese Frage beantworten könnte«, erwiderte Sarah. »Denke an das, was wir in Alexandria erfahren haben. Die großen Bibliotheksbrände der Antike sind fast alle der Bruderschaft zuzuschreiben. Sie wollte nicht, dass das Wissen der alten Zeit bis in unsere Tage erhalten bleibt.«
    »Aber warum nicht? Was hat es mit den Arimaspen und dem Berg Meru auf sich, dass die Bruderschaft solches Interesse daran hat, es zu verschw ...?«
    Der Schweizer verstummte, als er im Halbdunkel gegen ein Hindernis stieß. Es war Yuris breiter Rücken, und wegen der Weste, die der Russe trug, hatte Hingis den Mund plötzlich voller Ziegenfell.
    »Igitt«, würgte er. »Könnten Sie mich das nächste Mal vorwarnen, ehe Sie einfach stehen bleiben?«
    »Nächste Mal, Professor«, versprach Yuri beklommen. »Aber dann wir beide tot.«
    »Wovon sprechen Sie? Was ...?«
    Erst jetzt merkte Hingis, dass auch Sarah abrupt stehen geblieben war. Nur einen halben Yard vor ihr schien der Boden plötzlich zu enden, dahinter herrschte abgrundtiefe Dunkelheit.
    »Ein Schacht«, erklärte Sarah und versuchte, mit der Fackel hinabzuleuchten, was ihr jedoch nicht recht gelang. »Hätte Yuri ihn nicht gesehen, wären wir alle hineingestürzt.«
    »T-tatsächlich?« Hingis nahm seine beschlagene Brille ab und reinigte sie mit einem Zipfel seines Hemdes. Dann setzte er sie wieder auf, nur um festzustellen, dass der Stollen tatsächlich von einem Schacht durchbrochen wurde, der an die eineinhalb Yards breit war und lotrecht in die Tiefe abfiel. Aus dem dunklen Schlund drang ein Geruch, der so beißend und abscheulich war, dass er den Schweizer instinktiv zurückfahren ließ.
    »Was in aller Welt ...?«
    »Der Schacht setzt sich auch nach oben fort«, stellte Sarah fest und leuchtete mit der Fackel zur Decke hinauf. Auch dort klaffte eine etwa eineinhalb Yards durchmessende Öffnung.
    »Wo er wohl hinführt?«, fragte Hingis.
    »Wohl zu einem anderen Einstieg«, vermutete Sarah. »Gardiner ist damals auch nicht auf demselben Wege hinausgelangt, auf dem er hereingekommen ist.«
    »Und nach unten?«
    »Wer weiß?« Sarah zuckte mit den Schultern und tippte mit dem Fuß einen Stein an, sodass er über die Kante rollte und in die Tiefe fiel. Sekundenlang war nichts zu hören.
    Dann ein dumpfer Aufschlag.
    »Fester Boden«, stellte Sarah fest und schickte ihre brennende Fackel hinterher. Mit leisem Fauchen stürzte die Flamme hinab, ehe sie rund zehn Yards tiefer auf kahlem Steinboden liegen blieb. Ihr flackernder Schein tauchte die Schachtwand in unstetes Licht.
    »Schön und gut«, meinte Hingis. »Und du glaubst wirklich, dass unsere skythischen Freunde schon die Vorzüge guten Stahls zu schätzen wussten?«
    In Gedanken ohrfeigte sich Sarah dafür, dass es ihr nicht sofort aufgefallen war: In den senkrecht abfallenden Fels waren Tritte eingeschlagen: feste Stiegen aus Stahl, die zwar Rost angesetzt hatten, jedoch entschieden zu vertrauenswürdig aussahen, um mehr als zweitausend Jahre alt zu sein.
    »Du hast recht«, stellte sie fest, während sie sich auf die Knie niederließ und die Schachtwand befühlte. »Außerdem wurde dieses Gestein nicht von Hand bearbeitet. Hier waren Maschinen am Werk.«
    »Und das bedeutet?«
    »Dass Gardiner und wir nicht die Einzigen sind, die von der Existenz dieses Ortes wissen«, folgerte Sarah gepresst. »Und dass vor uns schon jemand hier gewesen ist, der diesen Tempel erforscht hat.«
    Sie sagte nicht, wen sie meinte, aber es war offenkundig. Hingis' Lippen formten eine lautlose Verwünschung. Sollte die Bruderschaft ihnen einmal mehr zuvorgekommen sein? Hatte der Codicubus, den Polyphemos ihnen hinterlassen hatte, veraltete Informationen enthalten? War die Spur, der sie folgten, am Ende längst erkaltet?
    »Was hast du vor?«, fragte er, als sich Sarah anschickte, in den Schacht zu steigen.
    »Was wohl? Ich will wissen, was sich dort unten befindet.«
    »Nichts Gutes«, meinte Yuri überzeugt, der seine Nase in den Luftzug gesteckt hatte, der aus der Tiefe aufstieg, und sie kopfschüttelnd rümpfte. »So viel steht fest.«
    »Wie auch immer«, beharrte Sarah. »Ich will wissen, woran ich bin. Wenn die Bruderschaft tatsächlich vor uns hier war, hat sie womöglich Spuren hinterlassen. Hinweise, denen wir folgen können.«
    Hingis zögerte. Der

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