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Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Stedman
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ein – und an den von Ralph überbrachten Brief, der weiterhin in der Schublade schlummerte.
    Gwen hatte versprochen, Lucy wieder zu ihr zu bringen, war jedoch in den Tagen danach nicht mehr im Park erschienen, obwohl Isabel stundenlang gewartet hatte. Aber sie musste stark bleiben, solange auch nur ein Hauch von Hoffnung bestand, dass sie ihre Tochter wiedersehen würde. Und dennoch. Sie holte den Brief aus der Schublade und betrachtete den Riss an der Kante, wo sie versucht hatte, ihn zu öffnen. Doch dann legte sie ihn zurück und eilte wieder in den Park, um zu warten. Nur für alle Fälle.
    »Sag mir, was ich tun soll, Tom. Du weißt doch, dass ich dir helfen will. Bitte mach den Mund auf.« Blueys Stimme klang angespannt, und seine Augen waren feucht.
    »Da gibt es nichts mehr zu tun, Bluey.« In Toms Zelle war es heiß, und es roch nach Karbol, weil vor einer Stunde feucht gewischt worden war.
    »Ich wünsche bei Gott, ich hätte die verdammte Rassel nie gesehen. Hätte ich mal besser den Mund gehalten.« Er umklammerte die Gitterstäbe. »Dieser Sergeant aus Albany war bei mir und hat mich nach dir ausgefragt. Ob du schnell zuschlägst oder ob du trinkst. Bei Ralph war er auch. Die Leute reden über dich – angeblich geht es um Mord. Um Himmels willen, Tom. Im Pub sprechen sie davon, dass du gehängt werden sollst.«
    Tom sah ihm in die Augen. »Glaubst du dieses Geschwätz?«
    »Natürlich nicht. Doch ich bin sicher, dass die Gerüchte irgendwann ein Eigenleben entwickeln. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Unschuldiger wegen einer Sache verurteilt wird, die er nie verbrochen hat. Und wenn er erst mal tot ist, nützen die Entschuldigungen auch nichts mehr.« Flehend sah Bluey Tom an.
    »Manche Dinge lassen sich schwer erklären«, erwiderte Tom. »Was ich getan habe, hatte Gründe.«
    »Aber was hast du denn getan?«
    »Einiges, womit ich das Leben anderer Menschen zerstört habe, und nun muss ich dafür bezahlen.«
    »Es heißt, der alte Potts findet, dass ein Mann etwas ziemlich Übles angestellt haben muss, wenn nicht einmal seine Frau zu ihm hält.«
    »Danke, Kumpel, du kannst einen wirklich aufmuntern.«
    »Gib dich nicht kampflos geschlagen, Tom. Versprich mir das!«
    »Es geht schon gut, Bluey.«
    Doch als Blueys Schritte sich entfernten, fragte sich Tom, ob er sich nicht vielleicht irrte. Isabel hatte nicht auf seinen Brief geantwortet, und er musste sich mit dem Gedanken anfreunden, dass seine schlimmsten Befürchtungen sich bestätigen würden. Und dennoch hatte er die Pflicht, für sich zu behalten, was er über sie wusste und welche Seiten er an ihr kennengelernt hatte.
    Am Stadtrand stehen die alten Hütten der Holzfäller, klägliche Bretterbuden, deren Zustand von baufällig bis sorgsam instand gehalten reicht. Sie verfügen über kleine Gärten und grenzen an das Wasserwerk an, das die Stadt versorgt. In einer davon wohnt, wie Isabel weiß, Hannah Roennfeldt und hält ihre liebste Lucy gefangen. Isabel hat vergeblich auf Gwen gewartet. Nun geht sie in ihrer Verzweiflung zu Lucy. Nur um zu sehen, wie sie lebt und wie sie sich fühlt. Es ist Mittagszeit, und auf der breiten, von Palisanderbäumen gesäumten Straße ist niemand zu sehen.
    Eines der Häuschen ist besonders gut in Schuss. Das Holz ist frisch lackiert, der Rasen gemäht. Anders als die übrigen ist es von einer hohen Hecke umgeben, die sich besser als ein Zaun dazu eignet, neugierige Blicke fernzuhalten.
    Isabel geht die Seitengasse hinter den Häusern entlang. Durch die Hecke hört sie das rhythmische Quietschen von Metall. Als sie durch eine winzige Lücke im Laubwerk späht, wird ihr Atem schneller, denn sie sieht ihr kleines Mädchen, das auf einem Dreirad den Gartenweg hin und her fährt. Sie ist ganz allein, und ihr Gesichtsausdruck ist weder glücklich noch traurig, sondern hochkonzentriert, als sie weiterstrampelt. Sie ist so nah, dass Isabel sie fast berühren, sie im Arm halten und sie trösten könnte. Plötzlich erscheint es ihr völlig widersinnig, dass sie ohne ihr Kind leben soll – so, als sei die ganze Stadt auf einmal verrückt geworden und sie als Einzige noch bei Verstand.
    Isabel überlegt. Der Zug von Perth nach Albany und zurück fährt einmal täglich. Wenn sie bis zur letzten Minute mit dem Einsteigen wartet, besteht sicher eine Chance, dass niemand sie bemerkt. Wann würde jemand das Kind vermissen? Und in Perth wäre es einfacher, in der anonymen Masse unterzutauchen. Von dort aus könnte sie

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