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Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Stedman
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mit dem Schiff nach Sydney fahren. Vielleicht sogar nach England. Ein neues Leben anfangen. Dass sie keinen Shilling, geschweige denn ein Bankkonto ihr Eigen nennt, spielt keine Rolle. Sie beobachtet ihre Tochter und schmiedet Pläne.
    Harry Garstone klopfte lautstark an die Tür der Graysmarks. Bill machte auf, nachdem er durch die Glasscheibe gesehen hatte, wer sie um diese Uhrzeit besuchen kam.
    »Mr. Graysmark«, begann der Constable mit einem höflichen Nicken.
    »Guten Abend, Harry. Was führt Sie hierher?«
    »Eine dienstliche Angelegenheit.«
    »Aha«, erwiderte Bill und machte sich auf eine weitere Hiobsbotschaft gefasst.
    »Ich suche nach dem Roennfeldt-Mädchen.«
    »Hannah?«
    »Nein, nach ihrer Tochter Grace.«
    Bill brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass er Lucy meinte, und er sah den Polizisten fragend an.
    »Haben Sie sie hier?«, wollte Garstone wissen.
    »Natürlich nicht. Wie kommen Sie darauf …?«
    »Nun, sie ist nicht bei Hannah Roennfeldt, sondern spurlos verschwunden.«
    »Hat Hannah sie etwa davonlaufen lassen?«
    »Oder sie wurde entführt. Ist Ihre Tochter zu Hause?«
    »Ja.«
    »Sicher?«, hakte Garstone ein wenig enttäuscht nach.
    »Natürlich bin ich sicher.«
    »Schon den ganzen Tag?«
    »Nein, nicht den ganzen Tag. Was wollen Sie. Wo ist Lucy?«
    Inzwischen stand Violet hinter Bill und fragte: »Was ist geschehen?«
    »Ich muss Ihre Tochter sprechen, Mrs. Graysmark«, erwiderte Garstone. »Könnten Sie sie bitte holen?«
    Widerstrebend ging Violet in Isabels Zimmer, das jedoch leer war. Als sie in den Garten hastete, traf sie sie auf der Schaukel an, wo sie ins Leere starrte.
    »Isabel, Harry Garstone ist da!«
    »Was will er?«
    »Ich denke, du solltest besser mit ihm sprechen«, erwiderte Violet, und etwas im Tonfall ihrer Mutter sorgte dafür, dass Isabel ihr zur Vordertür folgte.
    »Guten Abend, Mrs. Sherbourne. Ich bin wegen Grace Roennfeldt hier«, begann Garstone.
    »Was ist mit ihr?«, entgegnete Isabel.
    »Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
    »Sie war seit ihrer Rückkehr nicht in ihrer Nähe«, wandte ihre Mutter ein, bevor sie sich verbesserte: »Nun, sie hat sie … zufällig getroffen. Bei Mouchemore. Aber das ist das einzige Mal …«
    »Stimmt das, Mrs. Sherbourne?«
    Da Isabel schwieg, ergriff ihr Vater das Wort. »Natürlich stimmt das. Was glauben Sie denn …?«
    »Nein, Dad, ich habe sie noch einmal gesehen.«
    Beide Eltern drehten sich erstaunt um.
    »Im Park vor drei Tagen. Gwen Potts hat sie zu mir gebracht.« Isabel überlegte, ob sie weitersprechen sollte. »Es war nicht meine Idee, sondern die von Gwen, ich schwöre. Wo ist Lucy?«
    »Weg. Verschwunden.«
    »Seit wann?«
    »Ich dachte, diese Frage könnten Sie vielleicht beantworten«, entgegnete der Polizist. »Mr. Graysmark, hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich kurz umschaue? Nur sicherheitshalber?«
    Bill wollte schon Einspruch erheben, doch Isabels Äußerung gefiel ihm gar nicht. »Wir haben hier nichts zu verbergen. Schauen Sie nur.«
    Der Polizist, der sich noch gut an die Abreibung erinnerte, die Bill Graysmark ihm wegen Spickens in einer Mathematikprüfung mit dem Rohrstock verabreicht hatte, öffnete demonstrativ Schränke und spähte unter Betten. Allerdings wirkte er dabei ein wenig verunsichert, so als könnte der Schuldirektor jederzeit wieder eine Strafe über ihn verhängen. Schließlich kehrte er in den Flur zurück. »Vielen Dank. Geben Sie uns Bescheid, wenn Sie sie sehen.«
    »Ihnen Bescheid geben?«, empörte sich Isabel. »Haben Sie etwa noch nicht zu suchen angefangen? Warum suchen Sie sie nicht?«
    »Das geht Sie nichts an, Mrs. Sherbourne.«
    Sobald Garstone aus der Tür war, wandte Isabel sich an ihren Vater. »Dad, wir müssen sie finden! Ich muss los und …«
    »Mach nicht gleich die Pferde scheu, Izz. Lass mich erst schauen, ob ich etwas Vernünftiges aus Vernon Knuckey heraushole. Ich rufe im Revier an und erkundige mich, was passiert ist.«

Kapitel 33
    Von frühester Kindheit an hat das Kind von Janus Rock die Erfahrung gemacht, dass die Extreme des menschlichen Lebens Normalität sind. Wer hätte sagen können, welche Erinnerungen an ihre erste Fahrt zur Insel und die Szene, die dazu geführt hat, in ihrem Körper hängen geblieben sind? Und selbst wenn sie völlig ausgelöscht wurden, haben sich die Tage am Leuchtturm, in einer von nur drei Menschen bewohnten Welt, für immer in ihr Gedächtnis eingeprägt. Ihre Bindung an die Frau und den Mann, die

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