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Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Stedman
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vor.
    Sie packte das geduldige Tier um die Mitte und schleppte es zur Tür.
    Tom wandte sich an Isabel. »Wie lange noch, Izz? Wie lange noch, verdammt?«
    »Was?«
    »Wie sollen wir das aushalten? Wie können wir jeden Tag so weitermachen? Du wusstest, dass die arme Frau unseretwegen den Verstand verloren hat. Jetzt hast du es mit eigenen Augen gesehen!«
    »Tom wir können nichts tun. Das ist uns doch beiden klar.« Allerdings hatte sie wieder Hannahs Gesicht vor sich und hörte ihre Stimme. Als Tom zornig den Kiefer vorschob, suchte sie nach einem Weg, ihn zu beschwichtigen. »Vielleicht …«, begann sie, »vielleicht, wenn Lucy älter ist. Dann wird es nicht mehr so schwer sein, es Hannah zu sagen. Aber bis dahin dauert es noch viele Jahre, Tom, Jahre.«
    »Was soll das, Isabel?«, beharrte er, erstaunt sowohl über das Zugeständnis als auch darüber, wie ungenügend es war. »Wir können nicht mehr jahrelang warten. Stell dir das Leben dieser Frau vor. Und du kanntest sie sogar!«
    Angst stieg in Isabel auf. »Wie sich herausgestellt hat, gilt das auch für dich, Tom Sherbourne. Aber das hast du offenbar lieber für dich behalten.«
    »Ich kenne sie nicht, ich bin ihr nur kurz begegnet. Einmal«, erwiderte Tom, erschrocken über den Gegenangriff.
    »Wann?«
    »Auf dem Schiff aus Sydney.«
    »Das ist also der Grund. Warum hast du mir nie von ihr erzählt? Was hat sie mit ›ritterlich‹ gemeint? Was verheimlichst du mir?«
    »Was ich dir verheimliche? Das soll wohl ein Scherz sein!«
    »Ich weiß nichts über dein Leben. Was verschweigst du mir sonst noch, Tom? Wie viele andere Schiffsromanzen?«
    Tom erhob sich. »Schluss jetzt! Hör sofort auf damit, Isabel! Du veranstaltest nur so ein Theater wegen Hannah Roennfeldt, um vom eigentlichen Thema abzulenken, weil dir klar ist, dass ich recht habe. Ob ich sie schon einmal getroffen habe oder nicht, spielt doch keine Rolle. Izz, du hast selbst gesehen, was aus ihr geworden ist«, appellierte er an ihre Vernunft. »Das ist allein unsere Schuld.« Er wandte sich ab. »Ich habe Dinge erlebt … im Krieg, Izz, die ich dir nie erzählt habe und nie erzählen werde. Herrgott, was ich getan habe …« Er ballte die Hände zu Fäusten und schob den Kiefer vor. »Danach habe ich geschworen, niemals mehr einem anderen Menschen Leid zuzufügen. Warum, glaubst du, bin ich Leuchtturmwärter geworden? Ich dachte, ich könnte so vielleicht etwas Gutes tun und irgendeinen armen Teufel vor dem Schiffbruch bewahren. Und schau, in was ich jetzt hineingeraten bin. Das, was Hannah Roennfeldt durchmacht, würde ich keinem Hund zumuten.« Er suchte nach den richtigen Worten. »Mein Gott, in Frankreich habe ich gelernt, dass man ein Riesenglück hat, wenn man etwas Essbares ergattert und obendrein noch Zähne hat, um es zu kauen.« Die Bilder, die auf ihn einstürmten, ließen ihn zusammenzucken. »Deshalb habe ich geglaubt, dass ich im Himmel bin, als ich dich kennengelernt und sogar Gnade vor deinen Augen gefunden habe!«
    Kurz hielt er inne. »Was ist aus uns geworden, Izzy? Was tun wir da, verdammt? Ich habe geschworen, mit dir durch dick und dünn zu gehen, Isabel, durch dick und dünn. Nun, inzwischen muss ich feststellen, dass die Sache recht dünn geworden ist.« Mit diesen Worten marschierte er den Flur entlang.
    Lucy stand an der Hintertür und beobachtete den Streit gebannt. Noch nie hatte sie Tom so viel reden gehört – und noch dazu so laut. Sie hatte auch noch nie erlebt, dass er geweint hätte.
    »Sie ist fort!«, lautete Isabels Begrüßung, als Tom am Nachmittag in Blueys Begleitung zu den Graysmarks zurückkehrte. »Lucy! Ich habe sie nach draußen geschickt, um mit der Katze zu spielen, während ich gepackt habe. Ich dachte, dass Mum auf sie aufpasst, und Mum dachte, sie sei bei mir.«
    »Beruhige dich, ganz ruhig, Izz«, erwiderte er und fasste sie an den Armen. »Reg dich nicht auf. Wann hast du sie zuletzt gesehen?«
    »Vor einer Stunde? Höchstens zwei.«
    »Wann hast du bemerkt, dass sie weg ist?«
    »Gerade eben. Dad ist in den Busch gegangen, um sie zu suchen.« Partageuse war von Buschland umgeben. Hinter dem Garten der Graysmarks mit seinem ordentlichen Rasen begannen viele Hektar Gestrüpp, die in ein Waldgebiet übergingen.
    »Tom, Gott sei Dank, dass du zurück bist.« Violet lief auf die Veranda hinaus. »Es tut mir so leid – es ist ganz allein meine Schuld. Ich hätte nach ihr schauen sollen. Bill sucht sie auf dem alten Forstweg.«
    »Wo

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