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Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Stedman
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Ihnen da etwas zu Ohren gekommen ist …«
    Tom räusperte sich. »Auf dem Meer ist alles möglich, absolut alles.«
    »Ich verstehe … danke.« Hannah holte tief Luft und sah Lucy noch einmal an. »Übrigens habe ich damals Ihren Rat angenommen«, fügte sie hinzu. »Wegen des Burschen auf dem Schiff. Wie Sie gesagt haben, hatte er schon genug Probleme.« Sie wandte sich an ihre Schwester. »Gwen, ich möchte gerne nach Hause. Ich fühle mich nicht sehr wohl bei solchen Veranstaltungen. Richtest du Dad Grüße von mir aus? Ich möchte ihn nicht stören.« Sie drehte sich zu Tom und Isabel um. »Bitte entschuldigen Sie.« Als sie sich zum Gehen anschickte, sagte Lucy schläfrig: »Ta-ta« und winkte dabei. Hannah zwang sich zu einem Lächeln. »Ta-ta«, antwortete sie und fügte unter Tränen hinzu: »Sie haben eine wirklich reizende Tochter. Entschuldigen Sie mich.« Sie hastete zur Tür.
    »Es tut mir wirklich leid«, meinte Gwen. »Hannah hat vor einigen Jahren eine schreckliche Tragödie erlebt. Sie hat ihre Familie auf See verloren – ihren Mann und ihre Tochter, die jetzt etwa so alt wäre wie Ihr kleines Mädchen. Deshalb stellt sie immer solche Fragen. Beim Anblick kleiner Kinder ist es um sie geschehen.«
    »Wie schrecklich«, brachte Isabel mühsam heraus.
    »Ich sehe besser nach ihr.«
    Nachdem Gwen fort war, gesellte sich Isabels Mutter zu ihnen. »Bist du nicht stolz auf deinen Daddy, Lucy? Ist er nicht ein kluger Mann, der sogar Reden hält?« Sie wandte sich an Isabel. »Soll ich sie nach Hause bringen? Dann können Tom und du euch amüsieren. Ihr wart sicher schon seit einer Ewigkeit nicht mehr beim Tanzen.«
    Isabel sah Tom fragend an.
    »Ich habe Ralph und Bluey versprochen, mit ihnen ein Bier zu trinken. Solche Feste sind nichts für mich.« Ohne seine Frau noch eines Blicks zu würdigen, marschierte er in die Dunkelheit hinaus.
    Als Isabel sich später das Gesicht wusch und dabei in den Spiegel schaute, hatte sie für eine Sekunde Hannahs vom Leid gezeichnete Züge vor sich. Sie benetzte ihr Gesicht noch einmal mit Wasser, um nicht nur den Schweiß wegzuwaschen, der ihr bei dieser Begegnung ausgebrochen war, sondern auch das unerträgliche Bild. Doch es gelang ihr nicht, es zu vertreiben. Hinzu kam eine schleichende Angst, die sie empfand, seit sie wusste, dass Tom dieser Frau bereits einmal begegnet war. Sie konnte nicht sagen, warum, aber es machte die Sache noch schlimmer. Es fühlte sich an, als hätte sich der eigentlich feste Boden unter ihren Füßen fast unmerklich bewegt.
    Es war ein Schock gewesen, Hannah Roennfeldt so plötzlich gegenüberzustehen. Die Düsternis in ihren Augen zu sehen. Die abgestandene Süße ihres Puders zu riechen. Die Hoffnungslosigkeit, die sie umgab, fast körperlich zu spüren. Doch gleichzeitig hatte sie einen Vorgeschmack darauf erhalten, was es bedeuten würde, Lucy zu verlieren. Ihre Armmuskeln spannten sich an, als wolle sie das Kind festhalten. »Oh Gott«, betete sie. »Gott schenk Hannah Roennfeldt Frieden. Und hilf mir, Lucy zu beschützen.«
    Tom war noch immer nicht zu Hause. Isabel ging in Lucys Zimmer, um nach ihr zu sehen. Vorsichtig nahm sie ihr ein Bilderbuch aus der Hand und legte es auf den Frisiertisch. »Gute Nacht, mein Engel«, flüsterte sie und küsste das schlafende Kind. Während sie Lucys Haar streichelte, ertappte sie sich dabei, wie sie ihre Gesichtsform mit Hannahs Bild im Spiegel verglich und die Form ihres Kinns und den Schwung ihrer Augenbrauen nach einer Übereinstimmung absuchte.

Kapitel 22
    »Mama, darf ich eine Katze haben?«, fragte Lucy am nächsten Morgen, als sie Isabel in die Küche der Graysmarks folgte. Das Kind war von dem exotischen orangefarbenen Wesen namens Tabatha Tabby fasziniert, das im Haus das Regiment führte. Lucy kannte Katzen zwar aus Bilderbüchern, hatte aber noch nie zuvor eine angefasst.
    »Oh, ich glaube, eine Katze würde sich auf Janus nicht sehr wohlfühlen, Schatz. Sie hätte ja keine Freunde zum Spielen.« Isabels Tonfall war geistesabwesend.
    »Dadda, kann ich bitte eine Katze haben?«, wandte sich das Kind prompt an seinen Vater, ohne die Anspannung zu spüren, die in der Luft lag.
    Tom war erst nach Hause gekommen, als Isabel schon schlief, und mit den Hühnern wieder aufgestanden. Nun saß er am Küchentisch und blätterte die eine Woche alte Ausgabe des West Australian durch.
    »Lulu, warum nimmst du Tabatha nicht mit hinaus in den Garten – geht auf die Mäusejagd«, schlug er

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