Das Liebesleben der Hyäne
Frauen.«
»Ich hab dir doch gesagt, daß ich dich liebe.«
»Laß es sein, DeeDee. Tu’s nicht.«
»Na schön, dann sagen wir eben, ich liebe dich beinahe. Hilft dir das weiter?«
»Nicht viel, aber es geht.«
Wir tranken unseren Wein aus und gingen zu Bett.
18
Am Morgen fuhr DeeDee mit mir zum Frühstück an den Sunset Strip. Ihr schwarzer Mercedes glitzerte in der Sonne. Wir fuhren vorbei an den Reklamewänden, den Nachtklubs, den teuren Restaurants. Ich hockte zusammengesunken auf dem Beifahrersitz, rauchte eine Zigarette, hustete vor mich hin. Naja, dachte ich, ich bin schon schlimmer dran gewesen. Ich dachte an eine Winternacht in Atlanta, als ich blaugefroren durch die Straßen irrte, kein Geld, keinen Platz zum Schlafen, und dann sah ich eine Kirche und ging hoffnungsvoll die Stufen hinauf, weil ich dachte, da drin würde es warm sein. Die Kirchentür war abgeschlossen. Ein andermal hatte ich in El Paso auf einer Parkbank übernachtet, und am Morgen wurde ich unsanft geweckt von einem Polizisten, der mit seinem Knüppel auf meine Schuhsohlen patschte. Aber es half nichts, ich mußte immer wieder an Lydia denken. Wir hatten auch viele schöne Stunden miteinander verbracht, und die Erinnerung daran fraß sich wie eine Ratte durch meine Eingeweide.
DeeDee parkte vor einem mondänen Lokal. Es gab eine Sonnenterrasse mit Tischen und Stühlen. Überall saßen Leute und aßen, unterhielten sich, tranken Kaffee. Wir kamen an einem Schwarzen in Jeans und Stiefeln vorbei. Er hatte eine schwere silberne Kette um den Hals, und vor ihm auf dem Tisch lagen sein Sturzhelm, seine Rennfahrerbrille und ein Paar schwarzlederne Motorradhandschuhe. Er hatte eine dürre Blondine dabei, die in einem bonbonfarbenen Hosenanzug steckte und an ihrem kleinen Finger lutschte.
Die Terrasse war bis auf den letzten Platz besetzt. Alle waren jung, blankgeschrubbt und vornehm. Niemand starrte uns an. Man sah flüchtig zu uns her, ohne die Unterhaltung zu unterbrechen. Wir gingen nach innen, und ein blasser schmächtiger Junge besorgte uns einen Tisch. Er trug eine goldschillernde Bluse, und über seinem flachen Hintern spannte sich eine Hose aus Silberlame mit einem 20 cm breiten beschlagenen Gürtel. Er hatte sich beide Ohrläppchen durchstochen und trug an jedem einen winzigen blauen Ring. Sein bleistiftdünner Schnurrbart war purpurrot gefärbt.
»DeeDee«, sagte er. »Was ist angesagt?«
»Frühstück, Donny.«
»Ein Drink, Donny«, sagte ich.
»Er braucht was Besonderes, Donny. Bring ihm einen Golden Flower. Einen doppelten.«
Wir suchten uns was zum Frühstück aus, und DeeDee sagte: »Es wird eine Weile dauern. Sie machen hier alles frisch.«
»Tu dich nicht zu sehr verausgaben, DeeDee.«
»Laß nur«, sagte sie. »Das geht alles auf Spesen.«
Dann nahm sie ein kleines schwarzes Notizbuch heraus. »Mal sehn, wen ich heute zum Frühstück habe … also … was wollen wir der Firma auf die Rechnung schreiben? Elton John?«
»Ist der nicht grade in Afrika?«
»Da weißt du mehr als ich. Na schön, wie wär’s dann mit Cat Stevens?«
»Wer ist denn das?«
»Den kennst du nicht?«
»Nein.«
»Na, den hab ich doch entdeckt. Also. Du bist heute Cat Stevens.«
Donny brachte meinen Drink und fing mit DeeDee eine Unterhaltung an. Sie schienen nur von Leuten zu reden, die mir unbekannt waren. Ich war schwer für etwas zu begeistern. Ich war zu gleichgültig. Ich machte mir nichts aus New York. Ich machte mir nichts aus Hollywood. Ich machte mir nichts aus Rockmusik. Ich interessierte mich für gar nichts. Vielleicht aus Angst. Das war es wohl – ich hatte Angst davor. Ich wollte am liebsten nur in einem Zimmer mit geschlossenen Jalousien sitzen. Das machte mich fett. Ich war ein Sonderling. Ich war ein Spinner. Und Lydia war fort.
Inzwischen hatte ich mein Glas leer, und DeeDee bestellte mir das gleiche nochmal. Ich kam mir vor wie ein Mann, der sich aushalten läßt. Es war ein schönes Gefühl. Und es half gegen meine Niedergeschlagenheit. Es gibt nichts Schlimmeres als pleite zu sein und von einer Frau verlassen zu werden. Nichts zu trinken, kein Job, nur die vier Wände, und man sitzt da und starrt die Wände an und grübelt. So rächten sich die Frauen an einem, doch es schmerzte und schwächte auch sie. Jedenfalls bildete ich mir’s ein.
Das Frühstück schmeckte gut. Eier, garniert mit verschiedenen Früchten. Ananas, Pfirsiche, Birnen. Gemahlene Nüsse. Gewürze. Es war ein gutes Katerfrühstück. Wir aßen
Weitere Kostenlose Bücher