Das Liebesleben der Hyäne
Haus unten am Meer. Er schrieb auch Gedichte. Sie waren besser als die der meisten anderen. Ich mochte Marvin.
»Na, ich hoffe, du hast dich gut mit ihm amüsiert«, sagte ich und legte auf.
Ich hatte kaum den Hörer auf der Gabel, als es schon wieder klingelte. Es war Marvin. »Hey, rat mal, wer gestern noch spät in der Nacht bei mir vorbeikam? Lydia. Sie klopfte ans Fenster und ich ließ sie rein. Sie machte mich spitz wie nur was.«
»Okay, Marvin. Das versteh ich. Ich mach dir keinen Vorwurf.«
»Du bist nicht sauer?«
»Nicht auf dich.«
»Na, dann is ja gut.«
Ich lud die Skulptur auf den Beifahrersitz, fuhr damit zu Lydia und stellte ihr das Ding vor die Tür. Ich läutete nicht bei ihr. Ich drehte mich um und wollte gerade zurück zum Wagen gehen, da kam sie heraus.
»Warum mußte ich nur an einen Blödmann wie dich geraten«, sagte sie.
Ich drehte mich um.
»Weil du nicht wählerisch bist. Für dich ist ein Mann wie der andere. Ich hab genug von deinem Scheiß.«
»Und ich hab genug von deinem!« schrie sie und knallte die Tür zu.
Ich ging zu meinem Wagen, stieg ein, ließ den Motor an. Ich machte den ersten Gang rein. Die Karre regte sich nicht vom Fleck. Ich versuchte es mit dem zweiten. Auch nichts. Ich vergewisserte mich, daß die Handbremse unten war. Sie war es. Noch einmal erster Gang. Nichts. Ich versuchte es mit dem Rückwärtsgang. Der Wagen fuhr rückwärts. Ich hielt und versuchte es wieder mit dem ersten. War nichts. Na schön, dachte ich, dann fahr ich eben im Rückwärtsgang nach Hause. Doch dann dachte ich an die Cops, die mich anhalten und fragen würden, was ich da machte. »Tja, also, ich hatte Krach mit meiner Freundin, und danach konnte ich nur noch im Rückwärtsgang fahren.« Hm, hm.
Meine Wut auf Lydia ließ ein wenig nach. Ich stieg aus und ging zurück an ihre Tür. Sie hatte den Kopf zu sich hinein genommen. Ich klopfte.
»Sag mal, bist du vielleicht ’ne Hexe oder sowas?« fragte ich, als sie aufmachte.
»Nee, ich bin eine Hure. Oder hast du das vergessen?«
»Schau her, du mußt mich nach Hause fahren. Mein Auto fährt nur noch rückwärts! Das gottverdammte Ding ist verhext!«
»Ist das dein Ernst?«
»Komm mit. Überzeug dich selber.«
Sie ging mit zu meinem Wagen. »Nie was mit dem Auto gehabt«, sagte ich. »Und auf einmal fährt es nur noch rückwärts.« Ich stieg ein. »Jetzt paß auf.«
Ich warf den Motor an und machte den ersten Gang rein. Ich ließ die Kupplung raus. Der Wagen schnalzte vorwärts. Zweiter Gang. Der Wagen rollte schneller.
Dritter Gang. Ging wie geschmiert. Ich wendete, fuhr zurück und hielt auf der anderen Straßenseite. Lydia kam herüber.
»Hör zu«, sagte ich, »du mußt es mir glauben. Es ist noch keine Minute her, da fuhr dieser Wagen nur noch rückwärts. Jetzt ist er plötzlich wieder in Ordnung. Glaub mir, ich mach dir nichts vor.«
»Ich glaub dir«, sagte sie. »Das war ein Zeichen vom Himmel. Ich glaube an solche Sachen.«
»Tja, irgendwas muß es zu bedeuten haben.«
»Hat es auch.«
Ich stieg aus, und wir gingen zurück zu ihr.
»Zieh das Hemd und die Schuhe aus«, sagte sie, »und leg dich aufs Bett. Ich will mich mal um deine Mitesser kümmern …«
16
Der Japaner, der es vom Ringer zum Grundstücksmakler gebracht hatte, verkaufte das Häuschen, in dem Lydia wohnte, und nun mußte sie für sich und ihre zwei Kinder und einen Hund namens Bugbutt etwas Neues suchen. Das war in Los Angeles recht schwierig. Die meisten vermieteten nur an Erwachsene ohne Kinder. Ich fuhr mit ihnen in der ganzen Stadt herum, aber es fand sich nichts. Jetzt konnte sich Lydia nur noch auf ihr gutes Aussehen verlassen. Es mußte ein Vermieter her, der weibliche Reize zu schätzen wußte. Ich parkte also jedesmal außer Sichtweite und blieb im Wagen. Das nützte auch nichts. Wir fuhren zurück, und Lydia schrie aus dem Seitenfenster:
»Hey, gibt’s denn keinen in dieser Stadt, der einer Frau mit zwei Kindern und einem Hund was vermietet?!«
Dann wurde zufällig bei mir in der Bungalow-Anlage etwas frei. Ich sah die Leute ausziehen und ging sofort nach hinten zu Mrs. O’Keefe.
»Passen Sie auf«, sagte ich, »meine Freundin braucht dringend eine Wohnung. Sie hat zwei Kinder und einen Hund, aber die betragen sich alle sehr gut. Seien Sie so nett und vermieten Sie ihr die Bude.«
»Ich hab mir diese Frau mal angesehen«, sagte Mrs. O’Keefe. »Ist Ihnen noch nie aufgefallen, was für Augen die hat? Sie spinnt.«
»Ich weiß,
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