Das Liebesleben der Hyäne
…«
17
DeeDee hatte ein Haus in den Hollywood Hills. Sie teilte es sich mit ihrer Freundin Bianca, die ebenfalls leitende Angestellte war. Bianca wohnte oben, und DeeDee hatte das Erdgeschoß. Ich drückte auf die Klingel. Es war abends gegen halb neun. DeeDee kam an die Tür.
Sie war ungefähr Vierzig, hatte kurzes schwarzes Haar, war Jüdin, hip und ein bißchen ausgeflippt. Ihr Maßstab für alles war New York. Sie kannte Gott und die Welt – die richtigen Verleger, die besten Dichter und Comic-Zeichner, die richtigen Revolutionäre. Sie rauchte ständig Pot und tat so, als sei die Zeit für sie stehengeblieben in den frühen sechziger Jahren, als es noch die Love-Ins gab und sie noch nicht so arriviert war, dafür aber wesentlich besser aussah.
Eine lange Serie von unglücklichen Liebesaffären hatte ihr ziemlich zugesetzt. Jetzt stand ich vor ihrer Tür. Sie hatte sich eigentlich ganz gut gehalten. Sie war klein, aber schlank und gut gebaut, und manches junge Mädchen hätte sie um ihre Figur beneidet.
Wir gingen rein. »Lydia hat dich also verlassen, wie?« fragte sie.
»Sie ist aus der Stadt verschwunden. Ich nehme an, sie ist nach Utah gefahren. In Muleshead machen sie jedes Jahr am 4. Juli einen großen Tanz. Den läßt sie sich nie entgehen.«
Ich setzte mich in die Frühstücksnische, während Dee-Dee eine Flasche Rotwein öffnete. »Fehlt sie dir?«
»Gott, ja. Mir ist zum Heulen. Es geht mir schwer an die Nieren. Ich fürchte, ich komm nicht drüber weg.«
»Du wirst es schon überstehen. Wir werden uns um dich kümmern. Wir bringen dich schon durch.«
»Du weißt, wie man sich da fühlt, hm?«
»Klar. Ich hab das mehr als einmal durchgemacht.«
»Das Luder hat sich von Anfang an nichts aus mir gemacht.«
»Doch, hat sie. Und sie tut es auch jetzt noch.«
Ich sagte mir, daß es für mich besser war, hier bei Dee-Dee in ihrem großen Haus in den Hollywood Hills zu sein, als zu Hause in meinem Bungalow zu sitzen und zu grübeln. »Sieht so aus, als würde ich’s mit den Ladies einfach nicht bringen«, sagte ich.
»Du bringst es gut genug mit den Ladies«, meinte Dee-Dee. »Außerdem bist du auch noch ein verdammt guter Schreiber.«
»Mir wär’s lieber, ich würde es besser mit den Ladies verstehen.«
DeeDee zündete sich gerade eine Zigarette an. Ich wartete, bis sie fertig war, dann beugte ich mich über den Tisch und gab ihr einen Kuß. »Es tut gut, bei dir zu sein«, sagte ich. »Lydia hat immer nur Streit gesucht.«
»Das muß es nicht immer gewesen sein. Auch wenn es für dich so ausgesehen hat.«
»Aber auf die Dauer kann es ziemlich unangenehm werden.«
»Weiß Gott, das kann es.«
»Hast du schon einen Neuen?«
»Noch nicht.«
»Du hast es schön hier. Wie schaffst du es nur, diese große Wohnung immer so sauber zu halten?«
»Wir haben ein Dienstmädchen.«
»Ach ja?«
»Sie wird dir bestimmt gefallen. Eine schwarze Dicke. Sobald ich morgens aus dem Haus bin, stürzt sie sich in die Arbeit, damit sie es schnell hinter sich hat. Dann stellt sie den Fernseher an, legt sich ins Bett und knabbert Kekse. Mein Bett ist jeden Abend voll von Krümeln. Wenn ich morgen früh weggehe, werd ich ihr sagen, sie soll dir ein Frühstück machen.«
»All right.«
»Nein, warte mal, morgen ist ja Sonntag. Wir werden zum Frühstück ausgehen. Ich kenne ein gutes Lokal. Wird dir gefallen.«
»All right.«
»Weißt du, ich glaube, ich war schon immer verliebt in dich.«
»Was?«
»Ja. Seit Jahren. Weißt du, als ich noch bei dir vorbeikam, erst mit Bernie und später mit Jack, da hab ich dich immer gewollt. Aber du hast es nie gemerkt. Du hast entweder an einer Bierdose gelutscht oder du warst in Gedanken woanders.«
»Ich war kirre, nehm ich an. Kirre vom Postamt. Tut mir leid, daß ich nie auf dich eingegangen bin.«
»Dafür kannst du ja jetzt auf mich eingehen …«
DeeDee schenkte jedem von uns noch ein Glas ein. Es war guter Wein. Ich mochte sie. Es war gut, eine Zuflucht zu haben, wenn es einem schlecht ging. Ich dachte an die frühen Zeiten, als es nirgends eine Zuflucht für mich gab, wenn es mir schlecht ging. Vielleicht war das gut für mich gewesen. Damals. Ob es auch jetzt gut für mich wäre, interessierte mich nicht. Jetzt beschäftigte mich nur der Gedanke, daß ich mich mies fühlte und aus diesem Zustand dringend herausmußte. Zum Abhärten hatte ich schon genug durchgemacht.
»Ich will dich nicht ausnützen, DeeDee«, sagte ich. »Ich bin nicht immer gut zu
Weitere Kostenlose Bücher