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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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es auf, und DeeDee bestellte mir einen weiteren Drink. Ich mußte immer noch an Lydia denken, doch DeeDee war angenehme Gesellschaft. Was sie sagte, war geradeheraus, und es war unterhaltsam. Sie brachte mich sogar zum Lachen, und das hatte ich auch sehr nötig. Das Lachen saß da unten in mir drin und wartete darauf, herausplatzen zu können – HAHA HAHAHA oh mein Gott oh mein HAHAHAHA. Es tat unendlich gut, als es passierte.
    DeeDee kannte sich mit dem Leben aus. Sie wußte, daß den meisten von uns das gleiche zustößt. Jeder meint, er sei eine Ausnahme, doch im Grunde unterscheidet sich sein Leben gar nicht so sehr von dem der anderen. Schmerz ist etwas Eigenartiges. Eine Katze, die einen Vogel tötet. Ein Verkehrsunfall. Ein Brand. Plötzlich ist er da, der Schmerz, und sitzt auf einem. Eine Realität. Und auf die anderen wirkt man plötzlich wie ein Idiot. Da kommt man nur wieder heraus, wenn man einen kennt, der weiß, wie man sich fühlt. Und der es versteht, einem zu helfen.
    Wir gingen zurück zum Wagen. »Ich weiß genau das Richtige, um dich aufzumuntern«, sagte DeeDee. Ich schwieg. Ich ließ alles mit mir geschehen, wie ein Krüppel, der sich durch die Gegend schieben läßt.
    Unterwegs bat ich DeeDee, an einer Bar zu halten. Es war eine von ihren. Der Barkeeper kannte sie.
    »Hier«, sagte sie, als wir hineingingen, »kommen meistens Drehbuchautoren her. Und Schauspieler von den kleinen Theatern.«
    Sie waren mir sofort unsympathisch, wie sie da saßen und sich clever und überlegen gaben. Ihre Individualität hatten sie längst an der Garderobe abgegeben. Für einen Schreiber ist es ungesund, einen anderen Schreiber zu kennen. Und noch ungesünder ist es, wenn er mehrere kennt. Wie Fliegen auf demselben Scheißhaufen.
    »Setzen wir uns an einen Tisch«, sagte ich. Da war ich nun, ein Schriftsteller mit $ 65 in der Woche, in Gesellschaft von Kollegen, die $ 1000 pro Woche kassierten. Lydia, dachte ich, ich bin auf dem besten Weg. Es wird dir noch leid tun. Eines Tages werde ich in mondäne Lokale gehn, und man wird mich erkennen. Sie werden einen Tisch für mich reserviert haben, ganz hinten, neben dem Durchgang zur Küche …
    Unsere Drinks wurden serviert. DeeDee sah mich an und sagte: »Du hast wirklich den Bogen raus, wie man Möse schleckt. So gut hat mir’s noch keiner gemacht.«
    »Das hat mir Lydia beigebracht. Und ich hab mir dazu noch ein paar eigene Schlenker einfallen lassen.«
    Ein dunkelhaariger Junge sprang jetzt von seinem Tisch auf und kam zu uns herüber. DeeDee machte uns miteinander bekannt. Der Junge kam aus New York, schrieb für die ›Village Voice‹ und einige Untergrundzeitungen. DeeDee und der Boy tauschten Neuigkeiten aus und ließen einige bekannte Namen fallen. Dann fragte er sie:
    »Was macht denn dein Mann so?«
    »Ich hab ’n Stall Boxer«, sagte ich. »Vier gute Mexikaner. Und einen Schwarzen. Ein richtiger Tänzer. Wieviel wiegst du?«
    »158. Waren Sie selbst mal Boxer? Ihr Gesicht sieht so aus, als hätten sie einiges eingesteckt.«
    »Hab ich auch. Wir können dich bei 135 reinkriegen. Leichtgewicht. Da brauch ich einen Rechtsausleger.«
    »Woher haben Sie gewußt, daß ich Rechtsausleger bin?«
    »Weil du deine Zigarette in der linken Hand hältst. Komm runter in die Trainingshalle an der Main Street. Montag früh. Dann fangen wir mit deinem Training an. Aber geraucht wird nicht. Mach diesen Glimmstengel da aus!«
    »Hören Sie, Mann, ich bin Journalist. Ich mach’s mit der Schreibmaschine. Haben Sie noch nie was von mir gelesen?«
    »Ich lese nur die Boulevardblätter. Morde, Vergewaltigungen, Boxresultate, Betrügereien, Flugzeugabstürze und Ann Landers.«
    »DeeDee«, sagte er, »ich hab in einer halben Stunde ein Interview mit Rod Stewart zu machen. Ich muß los.« Er ging.
    DeeDee bestellt zwei weitere Drinks. »Warum mußt du zu den Leuten immer so eklig sein?«
    »Aus Angst«, sagte ich.
    Dann fuhren wir wieder los, und schließlich bog Dee-Dee in den Friedhof von Hollywood ein. »Da wären wir«, sagte sie.
    »Hübsch«, sagte ich. »Sehr hübsch. Den Tod hatte ich ganz vergessen.«
    Wir kurvten herum. Die meisten Gräber waren über der Erde. Sie sahen aus wie kleine Häuser, mit Säulen und Treppen davor. Und jedes hatte eine verschlossene Eisentür. DeeDee parkte, und wir stiegen aus. Sie ging zu einem Grabmal hin und probierte die Tür. Ich sah mir ihren schlingernden Hintern an, während sie an der Tür des Toten rüttelte. Ich fragte mich, was

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