Das Liebesleben der Hyäne
Berg? Hier gibt’s keinen Berg.«
»Naja, mit deinen Augen kannst du ihn vielleicht nicht sehen, aber er ist da.«
»Renny, du holst diese Cokes! Verstanden?«
Renny stand auf, ging in sein Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
DeeDee wich meinem Blick aus. »Er will mich auf die Probe stellen«, sagte sie. »Er will sehen, ob ich ihn liebe.«
»Ich hol die Cokes«, sagte ich.
»Laß nur«, meinte sie. »Ich hol sie.«
Am Ende holte sie keiner von uns.
Nach einigen Tagen fuhr ich einmal mit DeeDee bei mir zu Hause vorbei und sah meine Post durch. Das Telefon klingelte, und Lydia war dran. »Hi«, sagte sie. »Ich bin in Utah.«
»Ich hab deinen Zettel gelesen«, sagte ich.
»Wie geht’s dir?« fragte sie.
»Ganz ordentlich.«
»Es ist schön hier im Sommer. Du solltest hier raufkommen. Wir könnten den Camper nehmen und wohin fahren. Meine Schwestern sind alle da.«
»Ich kann hier im Augenblick nicht weg.«
»Warum?«
»Naja, ich bin mit DeeDee zusammen.«
»DeeDee?«
»Ja.«
»Ich hab gewußt, daß du sie anrufst. Ich hab dir gleich gesagt, du hast mit der Nummer was vor!«
DeeDee stand neben mir. »Bitte sag ihr, sie soll mir noch bis September geben«, sagte sie.
»Vergiß sie«, sagte Lydia weiter. »Zum Teufel mit ihr. Du kommst hier rauf zu mir.«
»Ich kann nicht alles stehen und liegen lassen, bloß weil du anrufst«, sagte ich. »Außerdem gebe ich DeeDee bis September.«
»September?!«
»Ja.«
Lydia ließ einen Schrei los. Es war ein langer Schrei. Dann legte sie auf.
Von da an bot mir DeeDee reichlich Abwechslung, um mich von meiner Bude fernzuhalten. Einmal, als wir wegen der Post mal wieder bei mir reinsahen, fiel mir auf, daß sie den Hörer von der Gabel genommen hatte.
»Mach das nicht nochmal«, sagte ich zu ihr.
DeeDee unternahm lange Fahrten mit mir, die Küste rauf und runter, in die Berge. Wir gingen zu Versteigerungen, ins Kino, in Rock-Konzerte, in Kirchen, zu Freunden von ihr, zu Mittag- und Abendessen, ins Variete, zu Picknicks und in den Zirkus. Ihre Freunde machten Fotos von uns beiden.
Am schlimmsten war der Trip nach Catalina. Ich war entsetzlich verkatert und wartete mit DeeDee unten am Dock auf das Wasserflugzeug. Sie besorgte mir ein Alka-Seltzer und ein Glas Wasser. Doch mehr als das half mir der Anblick eines jungen Mädchens, das uns gegenüber saß. Sie hatte einen wundervollen Körper und trug einen roten Minirock, so daß ihre langen Beine noch länger wirkten. Sie hatte Strümpfe an den Beinen, und der Minirock war so kurz, daß man ihren Strumpfhalter und ihren rosa Slip sehen konnte. An den Füßen hatte sie Stöckelschuhe.
»Mußt du sie so anstarren?« sagte DeeDee.
»Ich kann nichts dafür.«
»Sie ist eine Schlampe.«
»Oh ja, sicher.«
Die Schlampe stand auf und ging an einen Flipper. Ihr Hintern schlingerte, während sie an dem Apparat rüttelte. Dann kam sie zurück, setzte sich wieder hin und ließ noch mehr sehen als zuvor.
Das Flugzeug kam an, wasserte, die Leute stiegen aus, und dann standen wir unten an der Rampe und warteten, daß wir an Bord konnten. Das Flugzeug war rot, Baujahr 1936, hatte zwei Propeller, einen Piloten und 8 oder 10 Sitzplätze.
Wenn ich in dem Ding nicht reihern muß, dachte ich, bin ich bühnenreif.
Das Mädchen mit dem Minirock war nicht unter den Passagieren.
Wie kommt es eigentlich, fragte ich mich, daß man jedesmal, wenn man so eine sieht, immer schon eine andere am Hals hat?
Wir stiegen ein und schnallten uns an. »Ach, ist das aufregend!« sagte DeeDee. »Ich geh nach vorn und setz mich zu dem Piloten!«
»Nur zu.«
Wir hoben ab, und DeeDee saß vorne beim Piloten und redete auf ihn ein. Sie schien das Leben zu genießen. Doch ihre Fähigkeit, dem Leben soviel Spaß und Unterhaltung abzugewinnen, kam in der letzten Zeit immer weniger bei mir an. Es irritierte mich ein wenig, doch meistens löste es überhaupt nichts in mir aus. Nicht einmal Langeweile.
Wir flogen und flogen. Schließlich setzten wir zur Landung an, es ging knapp über einige Klippen weg, und dann klatschte das Flugzeug aufs Wasser und hüpfte noch einige Male und ringsum spritzte die Gischt hoch. Man kam sich vor wie in einem Rennboot. Wir schipperten rüber zum Dock, und DeeDee kam nach hinten und erzählte mir, was sie alles von dem Piloten erfahren hatte. An der Pilotenkanzel war offenbar ein großes Stück herausgebrochen, und sie hatte den Piloten gefragt: »Kann man diesem Apparat eigentlich noch trauen?«, und
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