Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
Vom Netzwerk:
Tür an meiner Seite auf. »Raus mit dir!« sagte sie.
    Ich stieg aus, ging an der Leitplanke entlang, genehmigte mir einen Schluck aus der Flasche. Ich war ungefähr fünf Minuten unterwegs, als das »Ding« wieder neben mir hielt. Lydia stieß die Beifahrertür auf. »Steig ein.« Ich stieg ein.
    »Aber sag jetzt bloß kein Wort mehr!«
    »Du hast mit ihm gefickt. Ich weiß es ganz genau.«
    »Verflucht nochmal!« Sie fuhr rechts ran und stieß wieder die Tür an meiner Seite auf. »Raus!«
    Ich stieg aus, und sie raste davon. Ich ging an der Leitplanke entlang, bis ich zur nächsten Ausfahrt kam. Sie führte auf eine unbeleuchtete Vorstadtstraße. Ein Blick in einige Fenster zeigte mir, daß ich in einem schwarzen Viertel war. An einer Kreuzung sah ich eine Würstchenbude, die noch offen hatte. Ein Schwarzer stand hinter dem Tresen. Ich war der einzige Kunde weit und breit. Ich ließ mir einen Kaffee geben. »Die gottverdammten Weiber«, sagte ich. »Nichts als Zicken. Mitten auf dem Freeway da vorne hat sie mich rausgeschmissen. Wollen Sie einen Schluck?« Ich hielt ihm die Flasche hin.
    »Gern.«
    Er nahm einen kräftigen Schluck und gab mir die Flasche zurück.
    »Haben Sie ein Telefon?« fragte ich. »Ich bezahle Ihnen das Gespräch.«
    »Ortsgespräch?«
    »Ja.«
    »Das kriegen Sie umsonst.«
    Er griff unter den Tresen und brachte ein Telefon zum Vorschein. Ich trank noch einen Schluck, gab ihm die Flasche, und er trank auch noch einen.
    Ich rief die Yellow Cab Company an und bestellte mir ein Taxi. Mein Freund hatte ein sympathisches, intelligentes Gesicht. Manchmal konnte man mitten in der Hölle noch einen guten Menschen finden. Wir machten gemeinsam die Flasche leer, und als das Taxi kam, setzte ich mich hinten rein und gab dem Fahrer die Adresse von Nicole.

23
    Danach bekam ich Mattscheibe. Ich weiß nicht mehr, wie ich zu Nicole kam. Anscheinend hatte ich mir mehr Whisky reingetan, als ich dachte.
    Als ich am nächsten Morgen wieder zu mir kam, stellte ich fest, daß ich bei jemand im Bett lag, und dann sah ich an der gegenüberliegenden Wand ein großes dekoratives »N« hängen. »N« wie Nicole. Ich fühlte mich elend. Ich ging ins Badezimmer, nahm mir Nicoles Zahnbürste, versuchte mir die Zähne zu putzen und mußte würgen. Ich wusch mir das Gesicht, kämmte mir die Haare, setzte mich zu einem Schiß, wusch mir die Hände und trank eine Menge Wasser, direkt aus dem Wasserhahn. Dann kroch ich wieder ins Bett.
    Nicole stand auf, besorgte ihre Morgentoilette und kam wieder ins Bett. Sie drehte sich zu mir herum, und wir begannen zu knutschen und zu fummeln. So. Nun war es also soweit.
    Lydia, dachte ich, ich habe ein reines Gewissen. Ich halte dir die Treue, Lydia. Auf meine Art.
    Mit oralem Verkehr war nichts an diesem Morgen. Da machte mein Magen nicht mit. Ich stieg also auf, bei der weitgereisten, gebildeten Ex-Gattin des berühmten Arztes. Sie hatte die Romane der Geschwister Brontë in ihrem Regal. Und Carson McCullers, von der wir beide viel hielten. The Heart Is a Lonely Hunter. Ich gab ihr drei oder vier besonders ruppige Stöße. Sie keuchte. Jetzt kannte sie also auch einen leibhaftigen Autor, aus nächster Nähe, gewissermaßen intim. Er war zwar kein bekannter Autor, aber er brachte die Miete zusammen, und das war schon erstaunlich genug. Eines Tages würde sie in einem meiner Bücher erscheinen. Ich trieb es mit einem Kultur-Groupie. Ich wühlte ihr die Lippen auseinander, züngelte in ihrem Mund herum, und es kam mir. Ich rollte von ihr herunter und kam mir dämlich vor. Eine Weile hielt ich sie in den Armen, dann stand sie auf und ging ins Badezimmer. In Griechenland hätten wir vielleicht mehr davon gehabt. Amerika war ein beschissener Platz zum Ficken.
    Von da an besuchte ich Nicole zwei- oder dreimal in der Woche, immer nachmittags. Wir tranken Wein, unterhielten uns und stiegen dann und wann ins Bett. Ich empfand nichts besonderes für sie, aber ich ging hin, weil es mir etwas zu tun gab.
    Mit Lydia hatte ich mich inzwischen wieder ausgesöhnt, und an den bewußten Abenden wollte sie immer wissen, wo ich nachmittags so lange gewesen sei. »Im Supermarkt«, sagte ich jedesmal. Und das stimmte auch, denn mein Weg zu Nicole führte regelmäßig durch die Getränkeabteilung eines Supermarkts. »Ich hab noch nie erlebt«, sagte Lydia, »daß du dich so lange in einem Supermarkt aufhältst.«
    An einem Abend trank ich mir einen an und erwähnte gegenüber Lydia, daß ich eine gewisse

Weitere Kostenlose Bücher