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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Nicole kannte – »aber da spielt sich nicht viel ab«. Ich sagte ihr sogar, wo Nicole wohnte. Es war mir einigermaßen schleierhaft, wie ich dazu kam, ihr auch noch die Adresse zu verraten, aber wenn man einen in der Krone hat, überlegt man sich eben nicht jedes Wort …
    Dann war es wieder einmal Nachmittag, und ich kam aus der Getränkeabteilung, mit einer großen braunen Papiertüte, die zwei Sixpacks Flaschenbier enthielt und eine Halbliterflasche Whisky. Mit Lydia hatte es eine Auseinandersetzung gegeben, und ich hatte beschlossen, die Nacht bei Nicole zu verbringen. Ich hatte schon ein bißchen Schlagseite und ging gerade auf Nicoles Haustür zu, als ich hinter mir hastige Schritte hörte. Ich drehte mich um. Es war Lydia. »Ha!« sagte sie. »Ha!«
    Sie entriß mir die Einkaufstüte, zerrte die Bierflaschen heraus und knallte sie nacheinander auf den Gehsteig. Es gab jedesmal eine schöne Explosion. Auf dem Santa Monica Boulevard setzte gerade der Feierabendverkehr ein. Dann bekam sie die Flasche Whisky zu fassen. Sie hielt sie hoch und schrie mich an: »Ha! Damit hast du dich in Stimmung bringen wollen, um sie zu ficken!« Die Flasche zerschellte auf dem Pflaster.
    Nicoles Haustür stand offen, und Lydia rannte rein, die Treppe hoch. Nicole stand oben vor ihrer Wohnung. Lydia schwang ihre große Handtasche und drosch damit auf Nicole ein. »Er ist mein Mann! Er ist mein Mann! Laß bloß die Finger von meinem Mann!« Dann rannte sie wieder die Treppe herunter, an mir vorbei, aus der Tür und hinaus auf die Straße.
    »Großer Gott«, sagte Nicole, »wer war denn das?«
    »Das war Lydia. Gib mir mal einen Besen und eine große Papiertüte.«
    Ich ging hinaus und machte mich daran, die Scherben zusammenzukehren und in der Tüte zu verstauen. Diesmal ist das Luder zu weit gegangen, dachte ich. Ich werde losgehen und mich mit neuen Spirituosen eindecken. Und dann werde ich die Nacht mit Nicole verbringen. Vielleicht sogar mehrere Nächte.
    Ich bückte mich gerade und hob einige Scherben auf, als ich hinter mir ein eigenartiges Geräusch vernahm. Ich sah mich um, und da kam Lydia in ihrem »Ding« auf mich zu. Sie fuhr auf dem Gehsteig und hatte fast fünfzig Sachen drauf. Ich machte einen Satz an die Hauswand, und sie verfehlte mich nur um einige Zentimeter. Am Ende des Blocks fuhr sie krachend über den Bordstein herunter auf die Straße und verschwand um die nächste Ecke.
    Ich fegte die restlichen Scherben zusammen und steckte sie in die Tüte. Dann faßte ich in meine Einkaufstüte aus dem Supermarkt – sie enthielt noch eine Flasche Bier, die heil geblieben war. Ein erhebender Anblick. Einen Schluck hatte ich jetzt wirklich nötig. Ich wollte gerade den Verschluß abschrauben, als mir die Flasche aus der Hand gerissen wurde. Schon wieder Lydia. Sie holte aus und warf die Flasche durch Nicoles Haustür. Sie schleuderte sie mit solcher Wucht, daß sie glatt durch die Scheibe ging und ein sauberes rundes Loch hinterließ. Lydia rannte weg, und ich ging rein und stieg die Treppe hoch. Nicole stand immer noch oben.
    »Um Gottes willen, Chinaski, geh mit ihr, eh es hier noch Tote gibt!«
    Ich drehte mich um und stieg die Treppe wieder hinunter. Draußen parkte Lydia mit laufendem Motor am Straßenrand. Ich machte die Tür auf und stieg ein. Sie fuhr los. Keiner von uns sagte ein Wort.

24
    Als nächstes schrieb mir eine aus New York. Mindy hieß sie. Auch ihr war das eine oder andere Buch von mir zwischen die Finger geraten, doch das beste an ihren Briefen war, daß sie Literatur nur selten erwähnte und außerdem klarstellte, daß sie selbst keinerlei schriftstellerischen Ehrgeiz hatte. Sie schrieb über die Dinge im allgemeinen, und über Männer und Sex im besonderen. Mindy war 25, sie schrieb ihre Briefe von Hand, und die Handschrift war beherrscht, vernünftig, aber auch humorvoll. Ich beantwortete ihre Briefe und freute mich jedesmal, wenn einer von ihr im Briefkasten lag.
    Dann schickte Mindy einige Fotos von sich. Wenn die nicht retuschiert waren, dann war sie eine ziemliche Schönheit. Während der folgenden Wochen gingen weitere Briefe hin und her, und schließlich erwähnte sie etwas von vierzehn Tagen Urlaub, die ihr noch zustanden.
    »Wie wär’s, wenn du dich ins Flugzeug setzt und herkommst?« schlug ich vor.
    »In Ordnung«, schrieb sie zurück.
    Jetzt verlegten wir uns aufs Telefonieren, und schließlich gab sie mir durch, wann sie auf dem L. A. International Airport eintreffen würde.
    »Ich

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