Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
Vom Netzwerk:
wieder!«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte ich.
    Ich stand auf, ging zur Tür, machte sie auf, hinter mir zu, ging zu meinem VW und fuhr los. Ich hatte ein bißchen Platz gemacht für Mindy.

26
    Ich saß in der Wartehalle des Flughafens. Mit Fotos war es so eine Sache. Man konnte sich nie sicher sein. Ich war so nervös, daß mir fast schlecht wurde. Ich steckte mir eine Zigarette an und würgte. Warum machte ich eigentlich immer solche Sachen? Da kam Mindy die ganze Strecke von New York City angeflogen, und jetzt wollte ich sie gar nicht mehr haben. Ich kannte doch schon jede Menge Frauen – warum immer noch mehr? Was wollte ich denn? Eine neue Affäre war zwar immer erregend, aber es bedeutete auch jedesmal harte Arbeit. Der erste Kuß, der erste Fick – das war noch einigermaßen dramatisch. Anfangs waren die Menschen noch interessant. Doch mit der Zeit kamen unweigerlich die Fehler und Macken zum Vorschein, der Wahnsinn. Sie empfanden immer weniger für mich, und ich empfand immer weniger für sie.
    Ich war alt, und ich war häßlich. Vielleicht war das der Grund, weshalb es mir so ein gutes Gefühl gab, junge Mädchen zu pimpern. Ich war King Kong, und sie waren rank und zart. Wollte ich dem Tod ein Schnippchen schlagen und mich an ihm vorbeificken? Trieb ich es immer wieder mit jungen Mädchen, weil ich hoffte, ich würde nicht alt werden, mich nicht alt fühlen? Vielleicht wollte ich einfach mit Anstand alt werden, statt in die Knie zu gehen und schon tot zu sein, noch ehe ich gestorben war.
    Mindys Flugzeug landete und wurde an die Rampe gezogen. Ich hatte wieder einmal das ungute Gefühl, daß ich mich aufs Glatteis begab. Die Frauen kannten mich immer schon, weil sie meine Bücher gelesen hatten. Ich hatte mich entblößt. Von ihnen dagegen wußte ich nichts. Ich war ein richtiger Hasardeur. Ich riskierte meine Haut. Ich riskierte, daß mir eine die Eier abschnitt. Chinaski ohne Eier. Liebesgedichte eines Eunuchen.
    Die Passagiere kamen heraus. Ich stand da und wartete auf Mindy.
    O Gott, hoffentlich ist es nicht die da.
    Oder die da.
    Oder gar die hier!
    Ah, aber die da … das wäre was! Diese Beine, dieser Hintern, diese Augen …
    Eine von ihnen kam in meine Richtung. Ich hoffte, daß sie es sein würde. Sie war die beste von allen. Nein, so ein unverschämtes Glück konnte ich doch nicht haben? Wahrhaftig, sie kam zu mir her. »Ich bin Mindy«, sagte sie und lächelte mich an.
    »Freut mich ehrlich, daß du es bist.«
    »Und ich bin froh, daß du Chinaski bist.«
    »Mußt du noch auf dein Gepäck warten?«
    »Ja. Ich hab mir eine Menge eingepackt, damit mir’s für die ganze Zeit reicht.«
    »Dann warten wir am besten in der Bar.«
    Wir gingen rein und fanden noch einen freien Tisch. Mindy bestellte sich einen Wodka Tonic, ich einen mit 7-Up. Ah, beinahe dasselbe. Sie sah schön aus, geradezu jungfräulich. Es war kaum zu fassen. Klein, blond, perfekte Figur. Ungezwungen. Nichts Einstudiertes. Es war ganz leicht, ihr in die Augen zu sehen (die übrigens eine interessante Farbe hatten: so zwischen blau und grün). Sie trug kleine Ohrringe, und an den Füßen hatte sie Schuhe mit hohen Absätzen. Ich hatte ihr erzählt, daß ich hohe Absätze aufregend fand.
    »Na?« sagte sie. »Immer noch Angst?«
    »Nicht mehr soviel. Ich mag dich.«
    »Du siehst viel besser als auf deinen Fotos aus«, sagte sie. »Ich finde überhaupt nicht, daß du häßlich bist.«
    »Danke.«
    »Ich will damit nicht sagen, daß du ein gutaussehender Mann bist. Jedenfalls nicht das, was man sich so darunter vorstellt. Aber du hast ein sympathisches Gesicht. Und deine Augen sind so schön. So irre und wild. Wie von einem Tier, das aus einem brennenden Wald herausschaut. Naja, sowas in der Art. Ich kann das nicht so gut ausdrücken.«
    »Ich finde dich sehr schön«, sagte ich. »Und sehr nett. Du gibst mir ein gutes Gefühl. Ich glaube, es ist gut, daß wir beide zusammen sind. Trink aus. Wir brauchen noch eine Runde. Du bist genau wie in deinen Briefen.«
    Wir steckten den zweiten Drink weg und gingen ihr Gepäck holen. Ich war stolz auf diese Mindy. Allein schon, wie sie ging. Das hatte Stil. Viele Frauen mit guter Figur schlappten einfach drauflos. Mindy schwebte.
    Das ist zu gut, um wahr zu sein, dachte ich in einer Tour. Das gibt’s doch nicht.
    Bei mir zu Hause nahm Mindy ein Bad und zog sich etwas anderes an. Sie kam in einem hellblauen Kleid heraus. Auch ihre Frisur sah jetzt leicht verändert aus. Wir setzten uns

Weitere Kostenlose Bücher