Das Liebesleben der Hyäne
entschied mich für die Nr. 4 im letzten Rennen und wollte gerade auf Sieg setzen, da sah ich Tammie vor der Tür eines Geräteraums stehen. Sie stand zwischen einem schwarzen Hausmeister mit einem Besen in der Hand und einem weiteren Schwarzen, der sehr aufwendig gekleidet war. Er sah aus wie ein Zuhälter im Film. Tammie grinste und winkte mir zu.
Ich ging hin. »Ich hab dich überall gesucht. Ich dachte, du hast vielleicht eine Überdosis erwischt …«
»Nein, mir geht’s gut. Alles bestens.«
»Na, dann ist ja gut. Gute Nacht, Rote …«
Ich drehte mich um und ging in Richtung Wettschalter. Sie kam mir nachgerannt. »Hey, verdammt, wo willst du denn hin?«
»Ich will auf die Nr. 4 setzen.«
Ich plazierte die Wette. Die Nr. 4 verlor mit einer Nasenlänge. Ende der Veranstaltung. Ich ging mit Tammie hinaus auf den Parkplatz. Sie hielt sich dicht neben mir, und bei jedem zweiten Schritt stieß sie mich mit der Hüfte an.
»Ich hab mir Sorgen um dich gemacht«, sagte ich.
Wir fanden das Auto und stiegen ein. Auf der Fahrt nach Hause rauchte Tammie sechs oder sieben Zigaretten, doch sie rauchte jede nur an und drückte sie gleich wieder im Aschenbecher aus. Sie stellte das Radio an, drehte es laut und leise, suchte die ganze Skala ab und schnalzte mit den Fingern zur Musik.
Als wir vor meinem Bungalow waren, rannte sie hinauf in ihre Wohnung und schloß die Tür hinter sich ab.
52
obbys Frau arbeitete an zwei Abenden in der Woche, Dienstag und Donnerstag, und ich wußte, daß er sich an diesen Abenden immer einsam fühlte. Sobald sie aus dem Haus war, hängte er sich ans Telefon.
Es war Dienstag, und gegen Abend rief er auch prompt an.
»Hey, Mann. Was dagegen, wenn ich auf ein paar Biere vorbeikomme?«
»Is gut, Bobby.«
Ich saß in meinem Sessel, und mir gegenüber saß Tammie auf der Couch. Bobby kam herein und setzte sich zu ihr auf die Couch. Ich machte ihm ein Bier auf. Er fing mit Tammie eine Unterhaltung an. Die Unterhaltung war derart schwachsinnig, daß ich abschaltete. Trotzdem drang einiges durch.
»Morgens«, sagte Bobby, »nehme ich immer eine kalte Dusche. Das macht mich richtig wach.«
»Ich nehme auch jeden Morgen eine kalte Dusche«, sagte Tammie.
»Ich nehme eine kalte Dusche«, fuhr er fort, »und dann frottiere ich mich ab. Dann lese ich eine Zeitschrift oder sowas, und dann kann der Tag für mich losgehen.«
»Ich nehme bloß eine Dusche, aber ich trockne mich nicht ab«, sagte Tammie. »Ich laß die kleinen Wassertropfen einfach von selber trocknen.«
Bobby: »Manchmal nehme ich auch ein richtig heißes Bad. So heiß, daß ich mich nur ganz langsam reinsetzen kann.« Er stand auf und führte vor, wie er sich in sein richtig heißes Badewasser reinsetzte.
Dann sprachen sie von Filmen und Fernsehprogrammen. Sie schienen beide sehr viel von Filmen und Fernsehprogrammen zu halten.
Sie redeten zwei oder drei Stunden, ohne Unterbrechung. Dann stand Bobby auf. »Tja«, sagte er, »ich muß mal wieder gehn.«
»Ach bitte, Bobby, geh noch nicht«, sagte Tammie.
»Doch, ich muß los.«
Seine Valerie würde gleich von der Arbeit nach Hause kommen.
53
Donnerstag abend rief Bobby wieder an. »Hey, Mann, was machst du denn so?«
»Nicht viel.«
»Was dagegen, wenn ich auf ein paar Biere vorbeikomme?«
»Also heute abend hätt ich eigentlich lieber keinen Besuch.«
»Ach, komm schon, Mann. Nur auf ein paar Biere …«
»Nee, du, lieber nicht.«
»ACH, DANN LECK MICH DOCH!« schrie er.
Ich legte auf und ging nach vorn ins Wohnzimmer.
»Wer war das?« fragte Tammie.
»Nur jemand, der vorbeikommen wollte.«
»Es war Bobby, nicht?«
»Ja.«
»Du bist richtig gemein zu ihm. Er fühlt sich doch nur einsam, wenn seine Frau auf Arbeit ist. Was hast du denn bloß, verdammt nochmal?«
Sie sprang auf, rannte ins Schlafzimmer und griff sich das Telefon. Ich hatte ihr gerade eine kleine Flasche Sekt gekauft. Sie hatte die Flasche noch nicht aufgemacht. Ich nahm die Flasche und versteckte sie in der Besenkammer.
»Bobby?« hörte ich sie sagen. »Hier ist Tammie. Hast du eben angerufen? Wo ist deine Frau? Paß auf, ich komm zu dir rüber.«
Sie legte auf und kam aus dem Schlafzimmer heraus.
»Wo ist der Sekt?«
»Schieb ab«, sagte ich. »Ich hab den Sekt nicht gekauft, damit du ihn mit ihm trinkst.«
»Ich will diesen Sekt. Wo ist er?«
»Der soll selber welchen kaufen.«
Sie schnappte sich eine Packung Zigaretten vom Kaffeetisch und rannte aus der Tür.
Ich holte die
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