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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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zu Bett und versuchte zu schlafen.
    Nach etwa einer Stunde klingelte das Telefon. Es war Lydia. Sie war wieder zu Hause.
    »Du MISTSTÜCK! WENN DU MIR NOCH EINMAL VON DEINEN WEIBERN ANFÄNGST, DANN MACH ICH DAS GLEICHE NOCHMAL!«
    Sie legte auf.

47
    Zwei Abende später fuhr ich hinüber zu Tammies Wohnung am Rustic Court. Ich klopfte an die Tür. Es brannte Licht, aber es schien niemand da zu sein. Ich sah in ihren Briefkasten. Es lagen mehrere Briefe drin. Ich schrieb ihr einen Zettel und klemmte ihn an die Tür. »Tammie – ich habe ein paarmal angerufen. Ich war auch hier, aber du warst nicht zu Hause. Wie geht es dir? Ruf mich an. – Hank.«
    Am nächsten Morgen um elf fuhr ich wieder hin. Ihr Wagen stand nicht da. Mein Zettel steckte noch an der Tür. Ich drückte trotzdem auf die Klingel. Nichts. Die Briefe lagen noch im Kasten. Ich machte ihr einen Zettel an den Briefkasten: »Tammie, wo steckst du denn? Laß von dir hören. – Hank.«
    Ich fuhr in der ganzen Gegend herum und hielt Ausschau nach dem verbeulten roten Camaro.
    Gegen Abend kam ich zurück. Es regnete inzwischen. Meine beiden Zettel waren aufgeweicht. In ihrem Briefkasten lag weitere Post. Ich ließ ihr einen meiner Gedichtbände da, mit Widmung. Dann ging ich zurück zu meinem VW. Am Rückspiegel hatte ich ein Malteserkreuz hängen. Ich schnitt es ab, ging damit an die Haustür und band es ihr an den Türknauf.
    Ich wußte nicht, wo ihre Freunde wohnten, ihre Mutter, ihre Liebhaber.
    Ich fuhr zurück zu mir und schrieb einige Liebesgedichte.

48
    Ich hatte gerade Besuch von Ben Solvnag, einem Anarchisten aus Beverly Hills, der ein Buch über mein Leben schrieb, als ich ihre Schritte hörte. Ich kannte das Geräusch … diese kleinen Füße, der hektische Gang. Immer so in Eile. Und so sexy. Meine Tür stand offen. Tammie kam hereingerannt. Ich sprang auf, und dann lagen wir uns in den Armen und küßten uns.
    Ben Solvnag verabschiedete sich und ging.
    »Dieser Drecksack von Vermieter«, sagte sie. »Hat meine ganzen Sachen pfänden lassen! Ich konnte die Miete nicht bezahlen. Dieser elende Drecksack!«
    »Ich fahr hin und tret ihn in den Arsch. Wir holen deine Sachen zurück.«
    »Nein! Er hat Waffen! Alle möglichen Waffen!«
    »Ach so.«
    »Ich hab Dancy zu meiner Mutter gebracht.«
    »Willst du was trinken?«
    »Ja.«
    »Was?«
    »Sekt. Extra dry.«
    »Okay.«
    Ihr langes rotes Haar glühte in den Strahlen der Abendsonne, die durch die offene Tür hereindrangen.
    »Kann ich bei dir ein Bad nehmen?« fragte sie.
    »Natürlich.«
    »Warte auf mich«, sagte sie …
    Am Morgen beschäftigten wir uns dann mir ihrer finanziellen Lage. Sie hatte regelmäßige Einkünfte: Alimente für das Kind, und die Arbeitslosenunterstützung würde auch noch eine Weile laufen.
    »Die Wohnung über mir ist gerade freigeworden«, sagte ich.
    »Wieviel?«
    »105 Dollar. Die Hälfte der Nebenkosten schon mit drin.«
    »Na, das kann ich bringen. Nehmen die auch Kinder? Ein Kind?«
    »Wenn ich mit ihnen rede, bestimmt. Ich kenn die beiden Verwalter ganz gut.«
    Bis Sonntag war sie eingezogen. Direkt über mir. Sie konnte zu mir in die Küche reinsehen, wo ich in der Frühstücksnische an der Schreibmaschine saß und meine Sachen tippte.

49
    Am folgenden Donnerstag saßen wir abends bei mir herum und tranken – Tammie, ihr Bruder Jay und ich. Es kam ein Anruf von Bobby.
    »Louie ist hier, mit seiner Frau. Sie möchte dich gern kennenlernen.«
    Louie hatte zuletzt die Wohnung über mir gehabt, in die jetzt Tammie eingezogen war. Er spielte in kleinen Klubs bei verschiedenen Jazz-Combos mit und hatte nicht viel Glück, aber er war ein ganz interessanter Mensch.
    »Würd ich mir eigentlich lieber schenken, Bobby«, sagte ich.
    »Louie wird geknickt sein, wenn du nicht herkommst.«
    »Na gut, Bobby. Aber ich bring zwei Freunde mit.«
    Wir gingen hin, und es gab die übliche Vorstellerei. Dann brachte Bobby sein Dünnbier aus dem Sonderangebot auf den Tisch. Aus seiner Stereo-Anlage drang laute Musik.
    »Ich hab deine Story in ›Knight‹ gelesen«, sagte Louie. »Die war ja ziemlich eigenartig. Du hast es doch in Wirklichkeit nie mit einer toten Frau getrieben, oder?«
    »Nein. Kam mir bei manchen nur so vor, als wären sie tot.«
    »Ich weiß, was du meinst.«
    »Ich hasse diese Musik«, sagte Tammie.
    »Was macht die Musik, Louie?« fragte ich.
    »Naja, ich hab jetzt meine eigene Combo. Wenn wir lang genug zusammenbleiben, wird’s vielleicht was.«
    »Ich glaub,

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